"Meine Religion ist Kunst, Natur und Liebe. Das ist meine Religion."

Alice Sommer

* 26. November 1903 in Prag
† 23. Februar 2014 in London

Vater

Friedrich Herz

† 1930 Prag
Mutter

Sofie Herz

Partner

Leopold Sommer

* 13. Mai 1905 Prag
† 28. März 1945 KZ Dachau
Geschwister

Marianne (Mizze) Herz

* 26. November 1903 Prag
† 1974
Geschwister

Irma Herz

Geschwister

Georg Herz

* 1888
† 1931 Prag
Geschwister

Paul Herz

† 1931 Prag
Kind

Stephan (Raphael) Sommer

* 21. Juni 1937 Prag
† 26. November 2001 London

Ort des Kampfes für Menschenrechte: Ghetto Theresienstadt, eingerichtet von den Nationalsozialisten
Bereich Art Von Bis Ort
Beruf Konzertpianistin
Beruf Musiklehrerin

Leitmotiv

Alice Herz wurde 1903 in Prag geboren. Sie entschied sich für eine Laufbahn als Konzertpianistin. 1931 heiratete sie Leopold Sommer, sie bekamen einen Sohn, Raphael. 1942 wurde die Familie in das nationalsozialistische Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Alice gab für die Lagerinsassen Konzerte. Sie und ihr Sohn Raphael überlebten Theresienstadt.

Wie wurde die Geschichte bekannt?

Dokumentarfilm THE LADY NUMBER 6

Wann wurde die Geschichte bekannt?

2013

Preise, Auszeichnungen

2014 bekam der Film THE LADY NUMBER 6 den Academy Award als bester Dokumentar-Kurzfilm.

Literatur (Literatur, Filme, Webseiten etc.)

Melissa Müller & Reinhard Piechocki, Alice Herz-Sommer „Im Garten Eden inmitten der Hölle“. Ein Jahrhundertleben. München: Droemer, 2006.

Caroline Stoessinger, Ich gebe die Hoffnung niemals auf. Hundert Jahre Weisheit aus dem Leben von Alice Herz-Sommer. München: Knaur, 2012.

https://www.youtube.com/watch?v=gM7NXB6elWY”>VON DER HÖLLE INS PARADIES – CHOPIN HAT MICH GERETTET. Buch und Regie: Michael Teutsch, Filmglas München, 2005.

Dazu sagt Alice Herz-Sommer selbst: „Das Resultat? Sagen wir, ein Gott war da oder ist da, er hat Gutes und Schlechtes gleichzeitig geschaffen. Das Schlechte ist da, um besser zu werden.”

“Der Mensch braucht nicht Essen, er braucht nur einen Inhalt. Und das kann die Musik sein. Nicht die Malerei und nicht der Goethe mit dem Shakespeare, denn die Musik macht uns vergessen. Zeit existiert dann nicht mehr. Man hört, und speziell in einer schwierigen Situation ist man verzaubert, in einer anderen, in einer besseren, hoffnungsvolleren Welt.“

“Mein Optimismus hat mir durch die dunkelste Zeit in meinem Leben geholfen. Ich interessiere mich für die schönen Dinge im Leben.”

  • Persönlichkeit
  • Religiöse Einstellung
  • Bildung
  • Andere

EINLEITUNG

Alice Herz wurde 1903 in Prag geboren. Sie entschied sich für eine Laufbahn als Konzertpianistin. 1931 heiratete sie Leopold Sommer, sie bekamen einen Sohn, Raphael. 1942 wurde die Familie in das nationalsozialistische Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Alice gab für die Lagerinsassen Konzerte. Sie und ihr Sohn Raphael überlebten Theresienstadt.

DIE GESCHICHTE

 „Ich gebe die Hoffnung niemals auf“

Disziplin und Liebe zum Leben

Die Überlebensgeschichte von Alice Herz-Sommer

 

„Ich gebe die Hoffnung niemals auf!“ – Dieses Lebensmotto hat Alice Herz-Sommer stets Halt gegeben. Obwohl sie das Leben in den Salons und Konzertsälen von Prag gegen das nationalsozialistische Ghetto Theresienstadt eintauschen musste und obwohl ihre Mutter, ihr Mann und viele Freunde von den Nazis ermordet wurden, hat Alice Herz-Sommer keinen Tag ihres Lebens an Bitterkeit und Hass verschwendet. Sie hat für die Ghettoinsassen über hundert Konzerte gegeben und die Oper „Brundibar“ aufgeführt. „Die Musik hat meine Seele gerettet“, sagte sie und saß mit 108 Jahren noch immer so oft am Klavier wie sie konnte.

Alice Herz wird am 26. November 1903 mit ihrer Zwillingsschwester Marianne in Prag geboren, in der Monarchie Österreich/Ungarn. Sie hat noch zwei ältere Brüder, Georg und Paul Herz, und eine Schwester, Irma die zwölf Jahre älter ist. Ihre Eltern, Vater Friedrich, ein Kaufmann, und ihre Mutter Sofie, eine begnadete Musikerin, sprechen deutsch. Ihre Eltern sind jüdisch aber nicht sehr religiös. Einmal im Jahr geht ihr Vater in die Synagoge.

Als Dreijährige sitzt Alice das erste Mal vor einem Klavier. Mit fünf bekommt sie ihren ersten Unterricht. Im Alter von sechzehn Jahren wird sie das jüngste Mitglied der „Deutschen Musikakademie Prag“. Bereits zwei Jahre später ist sie schon eine der bekanntesten Pianistinnen in Prag. Zu Beginn der 1930er Jahre ist sie auch im Rest Europas bekannt. Schon das ist ein Zeichen ihrer beinahe unglaublichen Strebsamkeit und Disziplin.

Im Jahre 1931 heiraten Alice Herz und Leopold Sommer im Prager Rathaus. Es gab ein kleines Fest im familiären Kreis im Hause Herz. Leider war Alices Vater zuvor an einem Herzinfarkt gestorben. 1937 bringt Alice ihren Sohn Stephan, der sich später Raphael nennt, zur Welt. Was für ein Glück.

In der Zwischenzeit allerdings ändert sich die politische Situation in Deutschland grundlegend. Die Nationalsozialisten beginnen den Zweiten Weltkrieg.

„Das schlimmste war der gelbe Stern. Da war man etwas ganz anderes. Da traute man sich nicht mal mehr Leute anzuschauen, die man kannte!“

Alices Mutter, Sofie, wird mit 72 Jahren als erste der Familie deportiert. Daraufhin hat Alice einen Nervenzusammenbruch. Sie geht durch die Straßen Prags, als sie eine innere Stimme sagen hört: „Jetzt kannst du dir nur noch selbst helfen. Lern die 24 Etüden von Chopin.“ Von diesem Tag an übte Alice Stunde um Stunde, bis zu ihrer eigenen Deportation.

Im März 1942 werden Alice, Leopold und Raphael nach Theresienstadt deportiert. Die drei werden getrennt. Alice und Raphael wohnen zunächst mit anderen Frauen und ihren Kindern zusammen. Sie bekommen aber dann eine eigene kleine Wohnung, in der sie Leopold, ihr Mann, abends für eine Stunde besuchen darf. Alice darf ein Mal am Tag für ebenfalls eine Stunde Klavier üben, und abends spielt sie Konzerte für die Ghettoinsassen und zu Propagandazwecken für das Rote Kreuz. Sie inszeniert mir Kindern aus dem Ghetto die Kinderoper „Brundibar“ von Hans Krása (1899-1944 ermordet in Auschwitz). Ihr Sohn Raphael war in der Oper der Hauptdarsteller.

Er und Alice überleben den Holocaust, unter anderem, weil sie Leopold versprechen musste, nichts freiwillig zu tun. Dieser stirbt kurz vor der Befreiung 1945 im Konzentrationslager Dachau an Flecktyphus.

„Das Leben ist eine Lehre. Man lernt den Wert des Lebens zu erkennen, wenn man den Tod kennen lernt.“

Am 9. Mai 1945 sind in großen Autos die Russen zur Befreiung gekommen.

Zurück in Freiheit telegrafiert Alice zuerst ihren Schwestern, die nach Palästina flüchten konnten. Sie und Raphael leben, daraus können die Schwestern schließen, dass alle anderen tot sind. Die Folgen  aus Krieg und Holocaust wiegen für Alice mehr als schwer. Sie ist mit ihrem Sohn allein. Gott sei Dank spenden viele Juden aus aller Welt Geld und Kinderkleidung, das hat sehr geholfen. Aber das Überleben ist wie eine Krankheit. Alice träumt von ihrem Mann, von ihrer Mutter… wer nicht schläft, muss auch nicht träumen, denkt sie manchmal und macht weiter. Nach einigen Wochen, kommt ein Mann, der mit Leopold in einer Zwangsarbeitsgruppe zusammengearbeitet hat, und bringt Alice den Löffel, den ihr Mann im Lager benutz hat. Dieser Löffel ist der größte Schatz der Familie.

Das Misstrauen im Kommunismus ist genauso groß, wie zur Zeit Hitlers. Man traut niemandem.

1949 wandert Alice nach Israel aus. Dort will sie mit ihren Schwestern und Freunden leben. Sie ist ein Sprachtalent, spricht deutsch, tschechisch, englisch, französisch und lernt mit 45 Jahren hebräisch.  Als Musiklehrerin unterrichtet sie in Jerusalem am Konservatorium (Rubin Akademy). Von dieser Zeit sagt Alice: „Das war die schönste Zeit meines Lebens.“

Mit 83 Jahren zieht Alice nach London, in die Nähe ihres Sohnes Raphael. Leider stirbt dieser mit 64 Jahren plötzlich. „Das ist ein schwerer Schlag gewesen, aber trotzdem, ich bin noch immer dankbar für das Leben. Das Leben ist das größte Geschenk.“

Noch mit 92 Jahren spielt Alice viele Konzertstücke auswendig, da aber ihre beiden Zeigefinger zunehmend steif werden, studiert sie einen Teil der Stücke im Acht-Finger-System neu ein. Bis zu ihrem Tod mit 110 Jahren  gibt ihr die Musik Kraft. Die Musik ist ihr Hafen.

„Es ist die Musik, die uns ins Paradies bringt,“ sagt Alice.

Autorin: Antonia Samm

Quellen:

Melissa Müller & Reinhard Piechocki, Alice Herz-Sommer „Im Garten Eden inmitten der Hölle“. Ein Jahrhundertleben. München: Droemer, 2006.

Caroline Stoessinger, Ich gebe die Hoffnung niemals auf. Hundert Jahre Weisheit aus dem Leben von Alice Herz-Sommer. München: Knaur, 2012.

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