Ich habe den Krieg verhindern wollen!

Georg Elser

Wie grausam kann ein Mensch scheitern.

Georg Elser
* 04.01.1903 in Hermaringen (Württemberg)
† 09.04.1945 in KZ-Dachau
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Deutsch
Staatsangehörigkeit bei Tod: Deutsch
Vater

Ludwig Elser

* 1872, Ochsenberg
† 11. August 1942
Mutter

Maria Müller

* 29. Dezember 1879, Heidelberg
† 1960
Sohn

Manfred Bühl

* September 1930, Konstanz
† 1997
Land des Kampfes für die Menschenrechte: Deutschland
Ort des Kampfes für Menschenrechte: München
Bereich Art Von Bis Ort
Volksschule
Schreiner

Roter Frontkämpferbund

Ort:
Eintrittsgrund: Arbeiterinteressen
Funktion / Tätigkeit: Passiv

Preise, Auszeichnungen

Briefmarke der Deutschen Post, 2003

Elser war die Freiheit sehr wichtig und er wollte den Krieg verhindern, daher hatte er das Attentat auf Hitler geplant.

Schüler*innengeschichte: Diese Geschichte wurde geschrieben von Jonah Piechocki, Schüler am Gymnasium Eickel in Herne. Mitglied der AG-Menschenrechte 2021/22.

EINLEITUNG

Es dauerte lange, bis Georg Elser die Anerkennung zuteil wurde, die zum Beispiel Claus Schenk Graf von Stauffenberg bekam. Dabei führte Elser ebenso ein Sprengstoffattentat gegen Hitler durch. Er hatte den Krieg verhindern wollen. Und zwar im Alleingang. Am Schluss blieb nur seine Erkenntnis: “Wie grausam kann ein Mensch scheitern.”

DIE GESCHICHTE

Georg Elser wurde am 4. Januar 1903 in Hermaringen (Württemberg) geboren. Er war das älteste von fünf Kindern, allerdings starb einer seiner Brüder schon im Kindesalter. Seine Familie lebte in schwierigen und ärmlichen Verhältnissen in Königsbronn. Georg Elser war ein uneheliches Kind, seine Eltern heirateten erst ein Jahr nach seiner Geburt. Der Vater war Alkoholiker und schlug Frau und Kinder. Elser musste schon früh in der Familie mitarbeiten, auf dem Feld und im Holzhandel seines Vaters. Er besuchte die Volksschule und brachte sich selbst das Flöte- und Ziehharmonikaspielen bei.

 

Seine erste Lehre als Eisendreher musste Elser aus gesundheitlichen Gründen abbrechen, danach begann er eine Schreinerlehre, die er auch abschloss. Georg Elser wechselte wegen der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem Ersten Weltkrieg mehrfach die Stelle und blieb am längsten in Konstanz. Dort begann er 1928 eine Liebesbeziehung mit Mathilde Niedemann, aus der 1930 ein Sohn, Manfred Bühl, hervorging. Eine weitere Liebesbeziehung führte er ab 1933 mit Elsa Härlen, mit der Elser vermutlich ein bis zwei Kinder hatte, dazu ist allerdings nichts Näheres bekannt. Georg Elser hatte seit 1932 keine Anstellung mehr, weshalb er zurück in seinen Heimatort zog und dort seine Familie bei der Arbeit unterstützte. Dort stellte er Möbelstücke in einer kleinen Werkstatt her. In dieser Zeit brachte Elser sich selbst auch das Zither- und Bassspielen bei. 1928/1929 trat Elser der paramilitärischen Organisation der KPD, dem Roten Frontkämpferbund, bei. Dort zeigte er allerdings kein wirkliches Engagement, blieb passives Mitglied.

 

Georg Elser wählte bis 1933 die KPD, da er sie für die beste Vertretung der Arbeiterinteressen hielt und war auch insgesamt ein starker Gegner des Nationalsozialismus. An nationalsozialistischen Demonstrationen nahm er nie teil und verweigerte permanent den Hitlergruß, wodurch er seine Ablehnung auch öffentlich zum Ausdruck brachte. Auch verließ er stets den Raum, wenn Hitler eine Rede im Radio hielt. Gründe, warum Elser Gegner des NS-Regimes war, waren unter anderem Verschlechterungen der Lebensbedingungen der Arbeiterschaft und auch die wachsende Kriegsgefahr zu NS-Zeiten, die er früh erkannte.

 

Insgesamt suchte Elser immer wieder nach Möglichkeiten, sich für die Arbeiterschaft einzusetzen. Er wollte sich mit den bestehenden Verhältnissen nicht abfinden und suchte seine individuelle Lösung, um das in seinen Augen arbeiterfeindliche System zu beseitigen. Aufgrund seiner Betrachtung der außenpolitischen Entwicklungen war Elser bis Herbst 1938 zu der Überzeugung gelangt, dass ein Krieg unvermeidbar sei. Die Verhinderung dieses drohenden Krieges war ein zentrales Motiv seiner Tat. Gestört von der spürbaren Unterdrückung der Glaubens- und Religionsfreiheit und der Beschränkung der individuellen Freiheit, war Elser der festen Überzeugung, dass Flugblätter nicht ausreichen würden, um diesen Krieg zu verhindern. Die gesamte NS-Führung müsse beseitigt werden.

 

Für das geplante Sprengstoffattentat zog Georg Elser extra nach München, wo Hitler jedes Jahr am 08. November anlässlich des Hitlerputsches im Jahre 1923 im Bürgerbräukeller eine Rede hielt. Den Sprengsatz baute Elser völlig im Alleingang und stahl dafür bei seinem Arbeitgeber, der Heidenheimer Armaturenfabrik, 250 Presspulverstücke. Er begann auch eine Arbeit im Steinbruch, um so an Sprengstoff zu gelangen. 30 Tage lang versteckte er sich jeden Abend im Bürgerbräukeller in einer Besenkammer, bis alle Gäste und Beschäftigte gegangen waren. In diesen 30 Nächten höhlte Elser die tragende Säule hinter Hitlers Redepult so aus, dass er dort den Sprengsatz platzieren konnte. Ziel war es, durch die Detonation die Decke zum Einsturz zu bringen und Hitler zu töten. Die Bombe explodierte nachher zu exakt der von Elser vorgegebenen Zeit.

 

An diesem Jahrestag des Hitlerputsches, dem 8. November 1939, hatte Hitler eigentlich nicht vor, selbst ans Rednerpult zu treten, sondern stattdessen den NSDAP-Politiker Rudolf Heß sprechen zu lassen. Hitler entschied sich dennoch eine Rede zu halten, die allerdings erheblich kürzer war, da er unmittelbar danach wieder zurück nach Berlin musste. Hitler verließ mit anderen NS-Führern den Bürgerbräukeller gegen 21:07 Uhr, der Sprengsatz explodierte allerdings erst um 21:20 Uhr, was zwar genau die von Elser vorgesehene Zeit war, dennoch schlug damit das Attentat auf Adolf Hitler fehl. Bei dem Anschlag gab es insgesamt acht Tote, sieben NSDAP-Mitglieder und die Kellnerin Maria Henle, und über 60 Verletzte.

 

In der gleichen Nacht, in der der Anschlag stattgefunden hatte, setzte der Reichsführer SS Heinrich Himmler eine Sonderkommission aus Beamten der Kriminalpolizei und der Geheimen Staatspolizei ein. Die Tatortkommission führte der damalige Kriminalist Hans Lobbes und die Täterkommission der SS-Obersturmbannführer Franz Josef Huber. Georg Elser wurde noch vor der Explosion, am Abend des 8. Novembers um 20.45 Uhr, von zwei Zollbeamten festgenommen, weil er versucht hatte, illegal in die Schweiz einzureisen. Einzelne Gegenstände in Elsers Taschen erregten Verdacht, nachdem die Zollbeamten von dem Anschlag erfuhren. Unter anderem eine Ansichtskarte des Bürgerbräukellers, ein Abzeichen des Roten Frontkämpferbundes und einige Teile des Zeitzünders. Die Gestapo brachte Elser nach München in die dortige Staatspolizeistelle, wo er verhört und gefoltert wurde, außerdem wurde sein gesamtes Eigentum bei seiner Schwester beschlagnahmt. Georg Elser gestand seine Tat ausführlich in der Nacht vom 13. auf den 14. November 1939 nach tagelanger Folter und Verhören. Bei seinem Geständnis legte Elser auch seine Motive und Überzeugungen dar, die in den Protokollen festgehalten wurden. In Berlin wird er zwischen dem 19. und 23. November erneut ausführlich vernommen. Da das NS-Regime befürchtete, als schwach wahrgenommen zu werden, wenn rauskäme, dass eine einzelne Person einen Anschlag auf Hitler geplant und durchgeführt hatte, erfanden sie die Geschichte, dass Georg Elser für den britischen Geheimdienst arbeitete. Auch Elsers gesamte Familie wurde über Monate verhaftet und verhört, seine Schwester wurde für ganze zwei Jahre festgehalten.

 

1941 schließlich kam Georg Elser als Sonderhäftling in das KZ Sachsenhausen. Der eigentliche Plan des NS-Regimes war es, ihn nach dem Krieg in einem Schauprozess vor dem Volksgerichtshof verurteilen zu lassen. Elser hatte in dem KZ eine Einzelzelle, wo er rund um die Uhr von zwei SS-Wächtern bewacht wurde. In seiner Zelle hatte Elser eine Hobelbank, womit er Möbelstücke für die Wächter fertigte und eine Zither für sich selbst. In seiner Zeit im KZ Sachsenhausen hatte er keinerlei Kontakt zu anderen Gefangenen.

 

Anfang 1945 wurde Georg Elser dann von der Gestapo in das KZ Dachau überführt, wo er auch Sonderhäftling war.  In Dachau wurde Elsers Zellentür tagsüber geöffnet, vor der trotzdem Tag und Nacht ein Wachposten stand. Als absehbar war, dass es zu keinem Prozess aufgrund der Kriegslage kommen würde, ordnete Hitler im April Elsers Hinrichtung per Schnellbrief an. Am 9. April 1945 gegen 23 Uhr wurde Georg Elser nach fünf Jahren Haft auf dem Hinrichtungsplatz im KZ Dachau per Genickschuss ermordet. Seine Leiche wurde mit der Kleidung verbrannt und seine Asche verstreut. Es gab keine Grabstätte. Am gleichen Tag wurden noch mehrere andere Widerstandskämpfer hingerichtet, unter anderem Dietrich Bonhoeffer. Nur 20 Tage später wurde das KZ-Dachau von den amerikanischen Soldaten befreit.

 

Georg Elsers Familie erfuhr auch nach 1945 nichts von seinem Schicksal und er wurde erst 1950 für tot erklärt, die Angehörigen erhielten keine Entschädigung für Elsers Haft oder Tod. Lange war unter den Deutschen umstritten, dass Elser Alleintäter war. Viele glaubten an das Gerücht, dass er SS-Mann gewesen sei. Gegen die berühmten Adeligen und Generäle des Stauffenberg-Attentats vom 20. Juli 1944 hatte ein einfacher Arbeiter, wie Georg Elser einer war, kaum Chancen, Beachtung zu finden. Erst gegen Ende der 60er Jahre wurden die Verhörprotokolle Elsers gefunden, die seine Motivation, seinen Mut, seine Akribie und seinen Blick auf die Entwicklung des NS-Regimes verdeutlichten. In den 80er bis 90er Jahren bekam das Attentat von Georg Elser und er selbst erst die angemessene Ehrung.

 

 

Autor: Jonah Piechocki, Schüler am Gymnasium Eickel in Herne, Mitglied der AG-Menschenrechte 2021/22.

 

 

Quellen:

https://georg-elser.de/ (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)

https://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/georg-elser/?no_cache=1

https://www.lpb-bw.de/georg-elser-dossier

https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/geschichte/georg-johann-elser-thema100.html

https://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/geschichte-online/dachauer-ton-spuren/georg-elser/

https://www.gedenkstaetten-bw.de/elser-hintergrund

https://georg-elser-arbeitskreis.de

 

Schauder, Olaf. Gegen Hitler und den Krieg: Der Attentäter Johann Georg Elser. Eine biographische Untersuchung und Vorschläge für eine Behandlung des Themas im Geschichtsunterricht der Hauptschule. GRIN Verlag, 2002.

 

Bild Johann Georg Elser: Mit freundlicher Genehmigung des Schweizerischen Bundesarchivs (E4320B#1970/25#2*)

 

Kontakt: info@fritz-bauer-bibliothek.de

 

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