Wir schreiben Geschichte!

Joshua Wong

* 13. Oktober 1996 in Hongkong
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Hongkong
Mutter

Grace Wong

Vater

Roger Wong


Ort des Kampfes für Menschenrechte: Hongkong
Bereich Art Von Bis Ort
Schule United Christian College. Knowloon
Konfession: Christlich

Ort:
Eintrittsgrund:
Funktion / Tätigkeit:
Recht auf freie Meinungsäußerung
Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit
Recht an der Gestaltung der öffentlichen Ordnung mitzuwirken
Schüler*innengeschichte: Diese Geschichte wurde geschrieben von Raphael Braune, Schüler am Gymnasium Eickel in Herne. Mitglied der AG-Menschenrechte 2021/22.

EINLEITUNG

Joshua Wong, der heute eines der Gesichter der Demokratiebewegung in Hongkong ist, wurde am 13. Oktober 1996 in Hongkong geboren. Seine Eltern Grace und Roger Wong erzogen ihn lutherisch-protestantisch. In seiner Jugend besuchte er die christliche Mittelschule ,,United Christian College‘‘, später studierte er an der „Open University of Hong Kong“ Politikwissenschaften. Dieses Studium unterbrach er aber für seine politischen Aktivitäten. Laut eigenen Angaben schulte er seine organisatorischen Fähigkeiten sowie seine Rhetorik durch seine Mitarbeit in kirchlichen Gruppen. Schon mit 15 Jahren erreichte er politische Berühmtheit, als er 2011 mit seiner neu gegründeten Protestgruppe „Scholarism“ erfolgreich gegen die Einführung des Schulfaches „Moralische und Nationale Erziehung“ protestierte.

DIE GESCHICHTE

Kindheit

Joshua Wong wurde 1996 geboren und wuchs in Hongkong auf. Neben für gleichaltrige typische Interessen wie Comics und Videospiele, entwickelte er früh Interesse für Politik. Seine erste Protestaktion startete er, um das suboptimale Kantinenessen loszuwerden. Er entwickelte früh einen Hang dazu, die Autoritäten herauszufordern. Ein paar Wochen vor dieser Aktion besuchter er mit seinem Vater ein Altersheim. Ihn störten die schlechten Bedingungen dort, welche sich im Vergleich zum Jahr davor nicht verbessert hatten. Er selbst bezeichnet dieses Ereignis als Offenbarung. An der Schule lernte er Justin, seinen späteren besten Freund, kennen. Dieser war leidenschaftlich an Politik interessiert. Joshua sagt selbst von sich, dass dieses Interesse von Justin auf ihn abfärbte. Hierdurch lernte er viel über Politik.

 

Protest gegen das Schulfach ,,Patriotische Erziehung‘‘

Im Oktober 2010 veröffentlichte die Regierung von Hongkong Pläne zur Einführung des Schulfaches „Moralische und Nationale Erziehung“. Offiziell waren die Ziele dieses Schulfaches Entwicklung moralischer Qualitäten, Entwicklung einer positiven und optimistischen Einstellung, Selbsterkenntnis, freundliche und vernünftige Grundeinstellung und die Anerkennung der Identität. Joshua Wong und seine Mitaktivist*innen befürchteten allerdings chinatreue Propaganda. Daraufhin gründeten sie die Protestgruppe „Scholarism“, deren monatelanger Protest gegen eben dieses Gesetz am 31. August 2011 darin gipfelte, dass sie Schüler*innen aufriefen, den Vorplatz des Regierungsgebäudes zu besetzen, welcher durch die Aktivist*innen „Civic Square“ getauft wurde. Am selben Tag traten drei Scholarism-Mitglieder in den Hungerstreik. Dieser wurde zwar am 3. September wieder beendet, allerdings sorgten der Hungerstreik und die mediale Präsenz dafür, dass die Protestbewegung am 7. September ihren absoluten Höhepunkt erreichte. 120.000 schwarz gekleidete Menschen strömten nach einem Aufruf auf den Vorplatz des Regierungsgebäudes. Einen Tag später sah sich die Regierung von Hongkong gezwungen, das Gesetzesvorhaben zurückzunehmen.

 

Die Regenschirm-Bewegung

Hongkong wurde bei der Rückgabe an China neben Autonomierechten auch das Recht auf freie Wahlen zugesprochen. Zwar entschied der Nationale Volkskongress in Peking, dass alle Hongkonger*innen zukünftig wählen dürfen, aber alle Kandidat*innen müssen vorher von einem Wahlmännergremium zugelassen werden. Der Wunsch nach freien Wahlen trieb schließlich tausende Menschen auf die Straßen. Ab September 2014 kam es zu Massendemonstrationen und Streiks, auch Straßen wurden besetzt. Am Abend des 26. Septembers versuchten dann die Demonstrant*innen den „Civic Square“, welcher im Vorfeld mit abgesperrt wurde, zu stürmen. Infolgedessen kam Joshua Wong für 46 Stunden in Polizeigewahrsam und kam am 29. September auf Kaution frei. Nachdem die Polizei am 28. September gegen fast 200.000 Demonstrant*innen Tränengas und Pfefferspray einsetzte, verkündete Professor Benny Tai, Mitbegründer des „Occupy Central Trio“, welches sich ebenfalls für freie Wahlen einsetzt, den offiziellen Beginn von Occupy Central. Ursprünglich plante das aus Professor Tai, Professor Chan Kin-Man und Baptistenpfarrer Reverend Yiu-ming bestehende Trio die „Occupy Central with Peace and Love“ genannte Aktion für den 1. Oktober 2014, starteten sie aber angesichts der jüngsten Ereignisse bereits früher. In den folgenden 79 Tagen der sogenannten Regenschirm-Bewegung ­­– namensgebend waren die Regenschirme, welche zum Schutz vor Tränengas und Pfefferspray der Polizei benutzt wurden – protestierten Tausende Hongkonger*innen. Am 25. November wurde Joshua Wong erneut verhaftet, weil er gegen eine richterliche Verfügung, sich der Protestzone nicht zu nähern, verstieß. Nach 30 Stunden kam er wieder frei. In den folgenden Tagen wurden die Plätze nach und nach geräumt. Am 15. Dezember 2014 war die Bewegung schließlich beendet.

 

Demosistō

Im April 2016 wurde die Partei Demosistō gegründet. Wong bezeichnet sie selber als Reaktivierung der Schüler*innengruppe „Scholarism“ in Parteiform. Der Name setzt sich zusammen aus dem griechischen Wort „demos“ für Volk und dem lateinischen Begriff für „ich stehe“. Die Partei nahm 2016 an den Wahlen zum Legislativrat teil. Unter anderem aufgrund dessen, dass Joshua Wong zu Jung war, kandidierte Nathan Law für Demosistō. Die Beteiligten verständigten sich auf Selbstbestimmung als Kernthema. Das Geld für die Kampagne wurde über Crowdfunding und Spenden bei Straßendemos gesammelt. Aber bis zum letzten Monat vor der Wahl stagnierten Nathan Laws Umfragewerte. Durch eine Reihe von Fernsehauftritten stiegen sie wieder und schlussendlich gewann Law das Mandat deutlich.

Traditionell benutzen die Pro-Demokratischen Abgeordneten den Vereidigungsschwur als Gelegenheit zum Protest. So betonte Nathan Law das letzte Wort, wodurch der Schwur zur Frage wurde. Der Versuch der Regierung, Law und andere Abgeordnete dafür zu bestrafen, gelang. Ein Beschluss aus dem November 2016 entschied: Wer seinen Amtseid wissentlich falsch ablegt, darf ihn nicht wiederholen. Hierdurch verloren 6 Abgeordneten, darunter auch Law, ihr Amt. Des Weiteren verlangte die Regierung zusätzlich die Rückzahlung des Gehaltes.

 

Haftstrafen

Aufgrund seines politischen Engagements musste Joshua Wong bereits mehrmals in Haft.
Das erste Mal wegen Erstürmung des „Civic Squares“ 2017. Damals wurden er und zwei seiner Mitstreiter aufgrund von Teilnahme an einer illegalen Versammlung während der Regenschirm-Bewegung zu sechs bis acht Monaten Haft verurteilt. Den ersten Teil seiner Haftstrafe saß Wong ab dem 18. August 2017 im Gefängnis ,,Pik Uk‘‘ ab. Hier setzte er sich gegen Misshandlung von Häftlingen ein und schrieb Briefe. Am 16. Oktober 2017 wurde er in das Stanley-Hochsicherheitgefängnis verlegt, nachdem er die Volljährigkeit erreicht hatte. Auch von hier aus schrieb er Briefe an die Öffentlichkeit. Am 24. Oktober 2017 wurde er wieder freigelassen.

2019 verkündete die Regierung Pläne für ein Auslieferungsgesetz, welches es erlaubt hätte, Straftäter von Hongkong an China auszuliefern und dort vor Gericht zu stellen. Viele Demonstrant*innen befürchteten, dass China so politische Gegner*innen noch leichter unschädlich machen könnte. Ab Anfang Juni 2019 begannen dann zum Teil gewaltsame Massenproteste und Ausschreitungen. Grund für das diesmal gewaltsamere Auftreten als noch 2014 war die Angst, erneut übergangen zu werden. Auch bei diesen Protesten war Joshua Wong einer der führenden Köpfe. Am 5. September kündigte Carrie Lam, die Regierungschefin von Hongkong an, das Gesetz zurückzunehmen.

Anfang Dezember 2020 wurde er wegen einer nicht genehmigten Demonstration im Juni 2019 zu einer Haftstrafe von 13,5 Monaten verurteilt.

 

Heute

Momentan sitzt Joshua Wong in Hongkong im Gefängnis. Er wurde im Januar 2021 verhaftet, die Anklage gegen ihn und 46 weitere Aktivist*innen lautet Verschwörung mit dem Ziel des Umsturzes. Sie sind beschuldigt, 2020 die inoffiziellen Vorwahlen der pro-demokratischen Partei organisiert und daran teilgenommen zu haben. Seit März 2022 ist Wong erneut im Stanley-Hochsicherheitsgefängnis, wo er jeden Tag 15 Minuten Besuch haben darf. Im Gefängnis, in dem er davor war, durfte er nur alle zwei Wochen 30 Minuten Besuch empfangen. Nach über einem Jahr Haft ohne Prozess soll dieser demnächst stattfinden.

 

 

 

Autor: Raphael Braune, Schüler des Gymnasiums Eickel in Herne, Mitglied der AG-Menschenrechte 2020/21.

 

Quellen:

Joshua Wong. “Unfree Speech. Nur wenn alle ihre Stimme erheben, retten wir die Demokratie.” Fischer Verlag, 2020.

https://www.theguardian.com/world/2022/aug/18/detained-hong-kong-activists-joshua-wong-to-plead-guilty-china-style-law, letzter Abruf 08.09.2022.

https://www.welt.de/politik/ausland/article240346499/Brief-aus-Hongkong-Joshua-Wong-ueber-den-Wert-von-Freundschaft.html, letzter Abruf 08.09.2022.

 

Fotos:

Headerbild: “Protestmarsch in Hongkong 2019 gegen das Auslieferungsgesetz  zur Unterstützung der inhaftierten Aktivisten in Hong Kong.” Copyright: Studio Incendo – IMG_20190616_171444 (CC BY 2.0)

 

Kontakt: info@buxus-stiftung.de

 

 

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