"Das Recht, unsere Fraueninteressen zu vertreten, haben wir, und unsere Aufgabe ist es nun, dahin zu wirken, dass unsere Gleichberechtigung mit dem Manne und damit das Wahlrecht uns eingeräumt wird."

Lore Agnes

* 4. Juni 1876 in Bochum, Deutschland
† 9. Juni 1953 in Köln, Deutschland
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Deutschland
Staatsangehörigkeit bei Tod: Deutschland
Partner

Peter Agnes

Land des Kampfes für die Menschenrechte: Deutschland
Ort des Kampfes für Menschenrechte: Verschiedene Orte in Deutschland, vor allem Berlin und Düsseldorf
Bereich Art Von Bis Ort
Beruf Hausangestellte

Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)

Ort:
Eintrittsgrund: Kampf gegen ungerechte gesellschaftliche Bedingungen
Funktion / Tätigkeit: 1907: gewählte Vertrauensperson der sozialdemokratischen Frauenbewegung

Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)

Ort:
Eintrittsgrund: Kampf gegen ungerechte gesellschaftliche Bedingungen
Funktion / Tätigkeit: 1917 -1933: Mitglied des Reichstages für die (U)SPD

Arbeiterwohlfahrt (AWO)

Ort:
Eintrittsgrund: Wiederaufbau der Arbeiterwohlfahrt nach dem Krieg
Funktion / Tätigkeit:

Leitmotiv

Widerstandskämpferin gegen das nationalsozialistische Regime – Lore Agnes kämpfte für Frauenrechte, soziale Gerechtigkeit und Frieden auch unter den lebensgefährlichen Bedingungen des nationalsozialistischen Regimes von 1933 bis 1945.

Wie wurde die Geschichte bekannt?

Erstmalig in der Publikation: Biografisches Lexikon des Sozialismus, Verstorbene Persönlichkeiten, Bd. 1. Hrsg. v. Franz Osterroth.

Wann wurde die Geschichte bekannt?

1960

Literatur (Literatur, Filme, Webseiten etc.)

Biografisches Lexikon des Sozialismus, Verstorbene Persönlichkeiten: Bd. 1. Hrsg. v. Franz Osterroth.

G. Notz, “Her mit dem allgemeinen Wahlrecht für Frauen”: in: Reihe Gesprächskreis Geschichte. Bd. 80, Friedrich Ebert Stiftung.

M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933-1945. Eine biographische Dokumentation”. Hrsg. v. Martin Schumacher.

“Polizeibericht über einen Vortrag von Lore Agnes auf einer Frauenversammlung in Düsseldorf: Die Frauenbewegung und das Frauenwahlrecht (1911)”, in: Frauenemanzipation und Sozialdemokratie. Frankfurt am Main : Fischer Taschenbuch Verlag, 1981 , S. 187-190.

Wider das Vergessen; Widerstand und Verfolgung Bochumer Frauen und Zwangsarbeiterinnen 1933-1945. Buchreihe Zeitzeugen – Zeitdokumente. Band 18: Europäischer Universitätsverlag; Frauenverband Courage e.V., Ortsgruppe Bochum; Hrsg.: K. Finkbohner, B. Helbing, C. Horn, A. Krämer, A. Schmidt-Ritter, K. Rowe.

DIE GESCHICHTE

Widerstandskämpferin für das Wahlrecht von Frauen und gegen das Nazi-Regime

Lore Agnes stammt aus einer Bochumer Bergarbeiterfamilie, der Vater starb früh und sie musste daher sehr jung als Dienstmädchen hart arbeiten. Dienstmädchen lebten zu dieser Zeit unter schlechtesten Bedingungen, den wenigsten waren die Rechte bekannt, die ihnen durch die damalige so genannte Gesindeordnung der Weimarer Republik zustanden. Die während dieser Zeit erfahrenen Ungerechtigkeiten bewirkten, dass sie gegen ungleiche gesellschaftliche Bedingungen politisch aktiv wurden.

Zu Fuß lief Lore Agnes von Ort zu Ort, um weibliche Dienstboten anzusprechen und sie über ihre Rechte aufzuklären. 1906 war sie maßgeblich an der Gründung des “Verbandes der Hausangestellten” beteiligt. Noch im selben Jahr heiratete sie den Gewerkschaftssekretär Peter Agnes, womit ihre Dienstmädchenzeit beendet war. Später wurde sie die Mutter von zwei Kindern.

Politisch wurde Lore Agenes stark von den damals prominenten Frauenrechtlerinnen und Sozialistinnen Clara Zetkin und Rosa Luxemburg beeinflußt. Als Frauenrechtlerin wurde sie 1907 zur Vertrauensperson der sozialdemokratischen Frauenbewegung gewählt. Dies war ein Konstrukt von Sozialdemokratinnen, um den bis 1908 geltendem Verbot für Frauen, politischen Organisationen anzugehören, zu entgehen.

Sie war als überzeugte Pazifistin und Kriegsgegnerin in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg aktiv und wurde 1914 nach einer Rede während einer Friedenskundgebung in Düsseldorf, bei der sie alle Frauen zum Widerstand gegen den Krieg aufforderte, für mehrere Wochen inhaftiert. Das hinderte sie jedoch nicht daran, sich weiterhin für Frieden, Frauenrechte und gegen soziale Ungleichheit einzusetzen. 2015 nahm Lore Agnes der Berner Frauenkonferanz aller am Krieg beteiligter Länder teil. 1917 wurde sie auf dem Weg nach Zürich zu einer internationalen Frauenkonferenz erneut verhaftet, angeblich weil sie ohne Papiere auszureisen versuchte.

1917 schloss sie sich der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) an und wurde rasch ein zentrales Mitglied in der Leitung der Partei. Von 1917 bis zum Verbot 1933 war sie Reichstagsabgeordnete der USPD (bzw. nach der Wiedervereinigung mit der MSPD Abgeordnete der SPD).

Intensiv setzte Lore Agnes für die Förderung von Familien ein. So forderte sie einen Ausbau der Jugendfürsorge (1919 Nationalversammlung), da während der Weimarer Republik viele Eltern finanziell nicht mehr in der Lage waren, ihre Kinder zu ernähren und diese dann in Heime abgegeben wurden. Aus religiösen oder politischen Motiven wurden Kinder ihren Eltern entrissen und in Heime gesteckt. Lore Agnes forderte, ein Verbot dieser unmenschlichen Praxis in die Weimarer Reichsverfassung aufzunehmen.

Nach der so genannten Machtergreifung der Nazionalsozialisten und dem kurz darauf folgenden Verbot der SPD tauchte Lore Agnes unter und leistete illegale Parteiarbei und politische Arbeit im Widerstand. Insgesamt kam sie deshalb dreimal in Haft, kam aber immer wegen schwerer Erkrankung wieder frei. Die letzte Inhaftierung war im Rahmen einer großen Verhaftungswelle 1944 nach dem fehlgeschlagenen Attentat vom 20. Juli auf Adolf Hitler. Nur knapp entkam die mittlerweile 68-jährige der Verlegung in das Konzentrationslager Ravensbrück.

Nach dem Krieg beteiligte sich Lore Agnes maßgeblich am Wiederaufbau der SPD und der Arbeiterwohlfahrt in Düsseldorf. So war sie ab 1945 Mitglied des Stadtrates von Düsseldorf. Buchstäblich bis zu ihrem Tod blieb sie eine aktive Frauenrechtlerin. Am 9. Juni 1953 starb sie während einer Frauenkonferenz der SPD in Köln.

In Düsseldorf, Essen und Radevormwald sind Häuser und Kindergärten der Arbeiterwohlgfahrt (AWO) nach ihr benannt. In Düsseldorf und Duisburg tragen Straßen ihren Namen. Die Ruhr Universität Bochum (RUB) verleiht den “Lore-Agnes-Preis” für Projekte der Gleichstellung von Frauen.

Autorin: Daniela Collette

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