Ein|Ausblicke 04/2023

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02.05.2023

Ein|Ausblicke 04/2023

 

Der April war ein aufregender Monat für uns: Die Verkleidungen, die zum Schutz der Glasfenster in der ehemaligen Trauerhalle angebracht waren, wurden abgenommen und die Glasfenster erstrahlen nun wieder in voller Pracht! Es gab eine weitere aufschlussreiche Veranstaltung in unserer Reihe „Anwält*innen für Demokratie und Menschenrechte“ – die Rechtsanwältin Gabriele Heinecke hat über die Geschichte des Falls Oury Jalloh gesprochen. Außerdem kommt der Vorlass des Juristen Dr. Helmut Kramer in das Archiv des Fritz Bauer Forums. Und die größte Überraschung: Wir sind mit unserer digitalen Ausstellung zu Fritz Bauer für den GRIMME ONLINE AWARD 2023 nominiert!

Wir sind nominiert für den GRIMME ONLINE AWARD 2023!

Am 28.04. für den GRIMME ONLINE AWARD nominiert: Fritz Bauer – Im Kampf um des Menschen Rechte © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

Wir wissen zwar schon seit Anfang April, dass wir nominiert sind, mussten es aber bis zur offiziellen Bekanntgabe der Nominierungen am 28. April geheimhalten. Deshalb hier jetzt ganz offiziell: Unsere digitale Ausstellung „Fritz Bauer. Im Kampf um des Menschen Rechte“ ist in der Kategorie „Wissen und Bildung“ für den Grimme Online Award 2023 nominiert! Wir freuen uns sehr über diese große Ehre und könnten nicht stolzer sein! An dieser Stelle möchten wir uns auch noch einmal beim Grimme Institut bedanken, das aus über 800 Vorschlägen 28 Angebote ausgewählt hat. Jennifer Haas und Magdalena Köhler waren in Köln bei der Bekanntgabe dabei und konnten die vielen tollen Angebote ein bisschen kennenlernen, die vollständige Liste aller Nominierungen findet ihr hier. Die Preisverleihung findet am 15. Juni in Köln statt, es werden 8 Preise von einer Jury und ein Publikumspreis verliehen – drückt uns also die Daumen und stimmt mit für uns ab, es gibt auch etwas zu gewinnen: JETZT ABSTIMMEN.

Große Fortschritte auf der Baustelle FRITZ BAUER FORUM

Einblick in die zukünftige Fritz Bauer Bibliothek © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

Ende April war es endlich so weit: Die Verkleidungen, die seit 2022 vor den Glasfenstern der zukünftigen Fritz Bauer Bibliothek angebracht waren, damit sie während den Umbauten nicht beschädigt werden, konnten endlich abgenommen werden!

Jetzt kommen die schönen Fenster endlich wieder richtig zur Geltung, sowohl von innen als auch von außen. Wenn die Sonne auf die Bibliotheksfenster scheint, werfen die Strahlen bunte Farben in den Innenraum und auch von außen wirkt das Gebäude gleich noch viel schöner. Gestaltet wurden die Fenster vom Architekten und Glaskünstler Egon Becker (1910-1989). Damit ist ein großer Schritt in der Umgestaltung der ehemaligen Trauerhalle zur zukünftigen Fritz Bauer Bibliothek getan!

FRITZ BAUER FORUM in Aktion

Christian Kramer, Hans-Ernst Böttcher, Irmtrud Wojak, Uwe Boysen und Gerd Hankel besichtigen die „Baustelle FRITZ BAUER FORUM“ © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

Zu Gesprächen über die Sicherung und Auswertung des umfangreichen Vorlasses des Juristen Dr. Helmut Kramer (*30. März 1930) kam am 17. April eine Gruppe Juristen, Völkerrechtler und Historiker*innen in Bochum im Rahmen unseres entstehenden Fritz Bauer Forums zusammen. Helmut Kramer, ehemals Richter am OLG Braunschweig und am niedersächsischen Justizministerium tätig, Gründungsmitglied des Forum Justizgeschichte e. V., dessen Vorsitzender er bis 2006 war, hat seinem Sohn Christian Kramer die Sicherung seines Vorlasses überantwortet. Dieser soll ausgewertet werden, das heißt ein Findbuch bekommen, digitalisiert, verschlagwortet sowie sicher aufbewahrt werden, später dann im digitalen Leseraum des Fritz Bauer Forums in Bochum für die Forschung zugänglich sein.

Der ehemalige Richter Helmut Kramer klärte die Vorgänge auf, die dazu geführt haben, dass die Ermittlungen gegen die Spitzen der NS-Justiz, die an den NS-„Euthanasie“-Morden beteiligt waren, unmittelbar nach Fritz Bauers Tod eingestellt wurde. Dabei erlebte Kramer in den 1980er Jahren ähnliche Anfeindungen wie seinerzeit Fritz Bauer, als er die Ermittlungen gegen eine ganze Reihe von Mitgliedern der eigenen Zunft in Gang setzte. Es gibt also einen direkten Bezug zur umfangreichen Sammlung über Bauer, die das nach ihm benannte Forum aufbewahrt und künftig ebenfalls zugänglich machen wird. Am 15. Mai trifft sich die Gruppe wieder, dann im Archiv des Juristen Helmut Kramer in Wolfenbüttel.

Das Fritz Bauer Forum zu Besuch im Jugendzentrum Hillerheide © Fritz Bauer Forum | BUXUS STIFTUNG

Wir konnten im April noch weitere spannende Gespräche führen, Magdalena Köhler und Tobias Fetzer besuchten das Jugendzentrum Hillerheide in Recklinghausen um über eine mögliche Kooperation zu sprechen. Unsere Suche nach Kooperationspartner*innen werden wir auch im Mai fortsetzen, so ist zum Beispiel ein Gespräch mit Steele bleibt bunt e.V. geplant. Außerdem waren wir am 29. April beim Bochumer Initiativen-Flohmarkt in der Kofabrik mit einem Bücherstand beteiligt und konnten mit vielen interessierten Menschen ins Gespräch kommen.

Veranstaltung: Gabriele Heinecke – „Oury Jalloh – Mord in Zelle Nr. 5. Rassismus in der Polizei und die Rolle der Justiz“

Einblicke in die Veranstaltung © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG, Gabriele Heinecke (li) und Irmtrud Wojak

Am 20. April sprach Gabriele Heinecke im Bochumer Q1 über den Fall Oury Jalloh. Sie vertritt als Rechtsanwältin seine Familie und Angehörige vor Gericht und kennt den Fall, der inzwischen zum Synonym für Polizeigewalt geworden ist, in all seinen grausamen Details. Sie erzählte von dem Abend, der schließlich zum Tod Oury Jallohs führen würde. Es ist das Jahr 2005, Oury Jalloh, der als Geflüchteter aus Sierra Leone seit einigen Jahren in Dessau lebt, spricht nachts betrunken zwei 1€-Jobberinnen an. Was folgt, ist eine unbegreifliche und bis heute nicht vollständig aufgeklärte Folge an Ereignissen auf dem Polizeirevier Dessau, die schließlich dazu führt, dass Oury Jalloh in seiner Zelle, Nummer Fünf, tot aufgefunden wird – Seine Leiche ist verbrannt und verkohlt.

Eindrücklich und sachlich schilderte Gabriele Heinecke den Versuch, die Geschehnisse vor Gericht aufzuklären. Es war erschreckend zu hören, wie oft Verantwortliche nicht nur weggesehen, sondern ihr Fehlverhalten aktiv vertuscht haben. Erst kürzlich wurde eine Verfassungsbeschwerde vom Verfassungsgericht abgelehnt, die Familie erwägt nun den Schritt vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Ein Zitat von Gabriele Heinecke aus der Veranstaltung, das uns besonders im Kopf geblieben ist, ist dieses, das den Kern des Problems beschreibt:

„Eine Justiz, die es trotz massiver Beweise für schlicht unvorstellbar hält, dass in einem deutschen Polizeirevier am helllichten Tag von Beamten Hand an einen Flüchtling gelegt und angezündet wird, anerkennt möglicherweise nicht die Realität. Eine Justiz, die in dieser Art und Weise Haltung zeigt und arbeitet, ist Teil des Problems. Zivilgesellschaftliche Kontrolle ist dringend erforderlich.“

Für alle, die nicht zum Vortrag kommen konnten, aber gerne mehr erfahren möchten: Wir haben vor dem Vortrag ein Interview mit Gabriele Heinecke geführt, welches wir in den kommenden Wochen zusammen mit dem Vortrag veröffentlichen werden.

Veranstaltung: „Amineh Kakabaveh – Kämpferin für die Rechte von Frauen“

Veranstaltung mit Amineh Kakabaveh © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

Zum zweiten Mal war Amineh Kakabaveh, kurdische Peschmerga-Kämpferin und bis vor kurzem Abgeordnete im schwedischen Parlament, bei uns in Bochum zu Gast. Gemeinsam mit der Gruppe „Rojava Solidarität“ haben wir sie zu einer Buchvorstellung mit anschließendem Gespräch am 29. April im Bochumer Q1 eingeladen. Nach einer spannenden Veranstaltung letzten Juni hat sie dieses Mal ihre Autobiografie Amineh – nicht größer als eine Kalaschnikow vorgestellt, die in der deutschen und englischen Übersetzung in unserem Verlag erschienen ist.

Barbara Dahlhaus und Magdalena Köhler lasen einige Stellen aus der Biografie vor und konnten so einen guten Einblick in das Buch geben. Amineh Kakabaveh kommentierte das Gelesene und sprach davon, wie es war, als Kind in Kurdistan in ständiger Angst um das eigene Leben und um das von Familien und Freund*innen aufzuwachsen. Dass sie sich den Peschmerga anschloss, war für sie ein Weg, mit dieser Angst umzugehen und sie in Mut umzwandeln, denn Peschmerga zu sein bedeutet, „dem Tod ins Auge zu sehen“. In der anschließenden Gesprächsrunde – dank toller Übersetzung – sprachen Agir Mustafa Birhîmeoğlu und Amineh Kakabaveh über die aktuelle Lage im Iran, über die Kämpfe gegen Unterdrückung weltweit und über die zunehmende Spaltung der Linken.

Wir freuen uns sehr, dass Amineh bei uns sein konnte. Falls Sie und ihr Aminehs Buch noch nicht kennt, es kann hier über unseren Shop bestellt werden. Einen kleinen Einblick in ihr Leben und ihre Arbeit findet ihr auch in unserem Podcast Zehn Zwölf.

Jamie Raskin: Das neue, hochaktuelle Buch des Demokraten und Abgeordneten des US-Repräsentantenhauses erscheint am 8. Mai

Cover Das Undenkbare von Jamie B. Raskin, © Fritz Bauer Forum | BUXUS STIFTUNG

Ab dem 8. Mai können Sie und ihr das neue Buch von Jamie B. Raskin Das Undenkbare in der deutschen Übersetzung hier bei uns kaufen.

Der demokratische US-Abgeordnete Jamie Raskin schildert in diesem Buch gleich zwei undenkbare Traumata: den Tod seines Sohnes am 31. Dezember 2020 und den Putschversuch der aufgehetzte Anhänger*innen des Ex-Präsidenten Donald Trump am 6. Januar 2021. Raskin leitete danach das Impeachment-Verfahren gegen Trump. Wie Raskin mit dem Verlust seines Sohnes und dem Angriff auf die amerikanische Demokratie umging und welche Lehren er daraus gezogen hat, kann man in seinem Buch nachlesen.

Wir hoffen, dass wir Jamie Raskin für eine Veranstaltung einladen können

Letzte Woche publizierte Repr. Raskin die Nachricht seiner Aussicht auf Genesung von einer schweren Krebserkrankung. Wir hoffen mit ihm! Das außergewöhnliche Buch, das Jamie Raskin in wenigen Monaten niedergeschrieben hat, ist eine menschlich wie politisch bewegende Lektüre. Er bezeugt, was ein Mensch leisten und an persönlichem Leid nicht nur tragen, sondern aus Liebe zu seiner Familie und zur demokratischen Tradition seines Landes bewegen kann – un(aus)denkbar.

Kommende Veranstaltungen

 

06.05. Antifaschistischer Kampftag auf dem Dr. Ruer Platz

11.05. Thomas Galli im Q1, mehr hier

14.05. Fahrrad Schnitzeljagd mit bo-initiativ.de

Text: Tobias Fetzer, MA und Magdalena Köhler, MA
Kontakt: info@fritz-bauer-forum.de

 

 

 

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