"Die Wahrheit ist, dass ich mein Leben nicht im Schatten des Holocaust gelebt habe."

Leon Leyson

"Leon Leyson war ein wahrhaft außergewöhnlicher Mensch. Die Welt wird ohne ihn nicht mehr dieselbe sein, doch wir können uns glücklich schätzen, dieses Buch zu haben."

Steven Spielberg, Regisseur
* 15. September 1929 in Narewka, Polen
† 12. Januar 2013 in Los Angeles, Vereinigte Staaten
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Polen
Staatsangehörigkeit bei Tod: Vereinigte Staaten
Vater

Mosche Lejzon

* Polen
† 1971 USA
Mutter

Chanah Lejzon

* Polen
† 1971 USA
Partnerin

Elisabeth (Lis) Leyson

Geschwister

Herschel Lejzon

Geschwister

Tsalig (Betsalel) Lejzon

Geschwister

Pesza Lejzon

Geschwister

David Lejzon

Geschwister

Constance Miriam (Stacy) Leyson

Kind

28. April 1970

Land des Kampfes für die Menschenrechte: Polen
Bereich Art Von Bis Ort
Beruf Lehrer

Leitmotiv

Leon Leyson wurde 1929 unter dem Namen Leib Lejzon in Polen geboren. Er gehörte zu den jüngsten der von den Nazis als Juden verfolgten, die durch den Fabrikanten Oskar Schindler gerettet wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte er mit seiner Familie in die USA aus, wo er als Lehrer arbeitete. Leon Leyson weigerte sich, dass der Holocaust sein Leben bestimmte.

Wie wurde die Geschichte bekannt?

Durch seine Autobiographie.

Wann wurde die Geschichte bekannt?

2013

Wo wurde die Geschichte bekannt?

USA

Durch wen wurde die Geschichte bekannt?

Durch Leon Leyson, der seine Geschichte publizierte.

Eigene Werke

Leon Leyson, Der Junge auf der Holzkiste. Wie Schindlers Liste mein Leben rettete. Aus dem Amerikanischen von Mirjam Pressler. 2. Aufl., Frankfurt am Main: Fischer, 2016 (Original 2015).

Leon Leyson: The boy on the wooden box: How the impssoible became possible … on Schindlers’s list. New York: Atheneum Books for Young Readers, 2013.

  • Familiäres Umfeld

EINLEITUNG

Leon Leyson wurde 1929 unter dem Namen Leib Lejzon in Polen geboren. Er gehörte zu den jüngsten der von den Nazis als Juden verfolgten, die durch den Fabrikanten Oskar Schindler gerettet wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte er mit seiner Familie in die USA aus, wo er als Lehrer arbeitete. Leon Leyson weigerte sich, dass der Holocaust sein Leben bestimmte.

DIE GESCHICHTE

Eine fast unglaubliche Geschichte vom Willen, menschenwürdig zu überleben

Leon Leyson wird 1929 unter dem Namen Leib Lejzon in Narewka, einem Dorf in Polen, geboren. Er ist der jüngste Sohn von Mosche und Chanha Lejzon. Leon hat noch vier ältere Geschwister, Herschel, Tsalik, Pesza, die Schwester und David (Abb. 1). Als er noch ein kleiner Junge ist, etwa um 1933, beschließt sein Vater, Narewka zu verlassen und in Krakau eine besser bezahlte Arbeit anzunehmen. Immer bemüht, seiner Familie damit ein gutes Leben zu ermöglichen, geht er allein, denn er Geld sparen und in ein paar Jahren seine Familie nachholen.

Von nun an ist Chanha Lejzon mit ihren Kindern allein. Dank der Unterstützung der Großeltern hat Leon jedoch eine schöne Kindheit. Mit seinem Großvater, Jacob Meyer, besucht der Junge die Synagoge. Er bewundert seinen großen, starken Großvater, der ein so fleißiger Mann ist.

1938 ist es dann endlich soweit: Leon reist mit seiner Mutter und den Geschwistern nach Krakau zu seinem Vater. Das Tollste im neunen Zuhause, erinnert er sich später nicht ohne Humor, war die Toilette. Doch das zunächst sorglosere neue Leben in Krakau findet schon im Herbst des Jahres 1938 ein jähes Ende. In der Nacht vom 9. auf den 10. November werden von den Nationalsozialisten die Synagogen angezündet, Thorarollen verbrannt und das Eigentum von Menschen, die der jüdischen Religion angehören, wird zerstört. Juden werden geschlagen und an die hundert Personen werden ermordet. Diese Nacht wird später als so genannte Reichskristallnacht in die Geschichte eingehen.

Im Sommer 1939 bereiten sich die Einwohner_innen von Krakau endgültig auf den Krieg vor. Fensterscheiben werden von innen verklebt, Konserven gelagert, Bombenkeller zum eigegen Schutz angelegt. (Abb. 2: Lwowska 19, 2. Stock: Das Zuhause) Der kleine Leon hat natürlich keine Ahnung, was auf ihn und seine Familie zukommen wird. Am 6. September 1939 marschieren die deutschen Soldaten in Krakau ein. Die Jahre in der Hölle beginnen.

Die Besatzer ordnen an, dass nur 15.000 Juden in Krakau bleiben dürfen. Dank der Arbeitserlaubnis, die Leons Vater besitzt, durfte die Familie bleiben, und auch in anderer Hinsicht hilft die Arbeitsstelle seines Vaters. Er bekommt in der Fabrik ein Mittagessen und an manchen Tagen kann er davon etwas abzweigen und mit nach Hause bringen.

Ende 1940 wird im südlichen Teil von Krakau ein Ghetto für Juden eingerichtet. Hierfür wird ein bestehendes Wohngebiet  geräumt und mit hohen Mauern abgegrenzt, um dahinter die 15.000 Juden unterzubringen, die noch in Krakau leben. Anfang März 1941 muss die Familie in das Ghetto umziehen, in dem die Juden jetzt zwangsweise leben müssen und das zum Schrecken der Neuankömmlinge mit Grabsteinen ummauert ist. Es beginnt eine Zeit des Hoffens, Bangens und vor allem Verlustes. Alle paar Wochen fährt ein Zug mit Ghettobewohner_innen in irgendein nationalsozialistisches Lager ab. Wer nicht drin sitzt, hat entweder sehr viel Glück oder wird in einer der Fabriken als Zwangsarbeitskraft eingesetzt.

Leons Vater arbeitet zu dieser Zeit schon in einer Fabrik von Oskar Schindler (1908-1974), der im Oktober 1942 von einem weiteren Transport in eines der nationalsozialistischen Konzentrationslager erfährt und deshalb seine Arbeiter über Nacht in der Fabrik zurückhält. In dieser Nacht sind Leon und seine Mutter auf sich allein gestellt und es gelingt ihnen, unterzutauchen. Fast 48 Stunden versteckt sich Chanah mit Leon und zwei befreundeten Jungen unter einem Dach mit 25 Zentimeter Luftraum nach oben (Abb. 3: Das Versteck). Ohne Proviant und Toilette, mucksmäuschenstill müssen sie ausharren, immer mit der Angst, doch entdeckt zu werden. Was dann geschehen würde, das wissen alle.

Im März 1949 wird das Krakauer Ghetto schließlich geräumt. Alle müssen raus. Das Lager Plaszow ist das neue Ziel. Irgendwie gelingt es Leon erneut, sich zu seiner Mutter durchzukämpfen, und wie durch ein Wunder verlassen die beiden das Lager gemeinsam, um jetzt ebenfalls in Schindlers Fabrik zu arbeiten. Leon, sein Vater und sein Bruder standen bereits auf Schindlers Liste, seine Mutter auf einer anderen, zusammen mit ungefähr dreihundert weiteren Frauen. Etwas später gelingt es Leons Vater, Leons Schwester Pesza ebenfalls auf die Liste setzen zu lassen.

Am 15. Oktober 1944 werden Leon, sein Bruder und sein Vater ins Konzentrationslager Groß-Rosen etwa 280 Kilometer nordwestlich von Krakau gebracht. Nun schon fast am Boden zerstört, werden sie eines nachmittags auf Veranlassung von Oskar Schindler weitertransportiert. Etwas später kommen Leons Mutter und seine Schwester in dem Arbeitslager an, was für die Familie ein unbeschreiblicher Glückstag ist und wie ein Wunder erscheint.

Endlich, am 8. Mai 1945, ist es soweit, ein russischer Soldat kommt durch das Fabriktor gefahren und gibt die Befreiung bekannt. Sie haben es geschafft, sie haben überlebt. Auch Oskar Schindler schafft es: Er flieht wenige Nächte vorher und lässt an die 1.200 Verfolgte zurück.

In Krakau gelingt es Leons Vater wieder in der Glasfabrik zu arbeiten. Unterschlupf findet die Familie in einem Wohnheim. Doch die Situation in der Stadt verschlechtert sich zusehends. Auch jetzt, nach der Befreiung, sind die Juden der Bevölkerung von Krakau ein Dorn im Auge. Die beste Lösung ist, das wird ihnen bald klar, Krakau zu verlassen. Über Salzburg fährt die Familie in ein Displaced Person-Lager in Wetzlar, das zu dieser Zeit in der amerikanischen Besatzungszone liegt. Sie sind heimatlos, staatenlos und wieder in einem Lager, aber immerhin mit drei Mahlzeiten am Tag, mit medizinischer Versorgung und unter dem Schutz des amerikanischen Militärs. (Abb. 4: Leons Ausweis im DP-Camp 1947)

Pesza und David, Leons Geschwister, haben sich während dessen einer Gruppe von Zionisten angeschlossen mit dem Ziel: Israel! In Wetzlar tanken alle Kraft. Leon wird von einem deutschen Ingenieur unterrichtet. Dann bekommen seine Eltern Kontakt zur Cousine seiner Mutter, die in Los Angeles wohnt und sich freut, doch noch lebende Verwandte zu haben.

Im Mai 1949, nach fast drei Jahren in Wetzlar, kommt für die drei die positive Bestätigung ihres Antrags auf Einwanderung in die USA. Kaum zu glauben, aber sie dürfen in die Vereinigten Staaten von Amerika reisen. Mit neunzehn Jahren steht Leon endlich davor, ein neues Leben zu beginnen. In Amerika angekommen, bleiben er und seine Eltern zunächst für ein paar Wochen bei der Cousine seiner Mutter. Sie lernen Englisch und Leons Vater findet bald Arbeit als Hausmeister an einer Grundschule. So kann sich die Familie rasch selbst versorgen. 1951 beendet Leon die Handelsschule und gleich darauf wird er in die US-Armee einberufen.

Gegen Ende der militärischen Ausbildung erfährt Leon erstmals, dass sich Muster wiederholen können. In einem Bus nimmt er im hinteren Teil Platz und daraufhin wird ihm erklärt: “Die hinteren Sitze sind für Neger!” Die Worte des Busfahrers treffen den jungen Mann wie der Blitz. Erst jetzt entdeckt er, dass es dem Land, das er zu lieben beginnt, ebenfalls Ungleichheiten und Vorurteile gibt.

Nach seiner Zeit bei der Armee beendet Leon sein Studium und fängt 1959 eine Tätigkeit als Lehrer an der Huntington Park High School an. Im Januar 1965 lernt er seine künftige Ehefrau Lis kennen, sie heiraten und werden Eltern von zwei Kindern, Stacy und Daniel. (Abb. 5: Leon mit Lis) Von 1971 an lebt die Familie in Fullerton, Kalifornien. Nie hat Leon vergessen, dass er der Jüngste war, der Oskar Schindler sein Leben zu verdanken hatte: “Er hat bewiesen, dass eine einzige Person sich gegen das Böse stellen und den Unterschied ausmachen kann.” Leon erzählt seine Geschichte immer wieder, egal wie groß die Gruppen der Zuhörer_innen sind oder welcher Religion sie angehören, jeder und jede Einzelne ist ihm wichtig. Er nimmt sich Zeit, die hinterher aufkommenden Fragen zu beantworten und Kommentare anzuhören.

Resümee

Leon Leyson hatte viel Freude an seiner Familie, und er war großzügig. Mit seiner Begeisterung, mit seinem Lachen, mit Tipps und Tricks, die das Leben lebenswert machen, steckte er die Menschen gerne an. Er liebte es, Witze zu machen, und hatte so ungefähr für jede Situation einen neuen Witz parat. Zudem hatte er ein gutes Gehör und Gespür für Musik und Sprachen.

Einmal sagte Leon Leyson: “Die Wahrheit ist, dass ich mein Leben nicht im Schatten des Holocaust gelebt habe.” (Abb. 6: Die Odyssee) Seine Erlebnisse waren außergewöhnlich, aber sie haben ihn nicht zu der Persönlichkeit gemacht, die er war. Natürlich haben seine Erfahrungen Einfluss gehabt und ihn auch geprägt, aber sie haben nicht sein Leben bestimmt, sondern das hat er selbst getan. Indem er die Ereignisse definierte und ihnen den Raum gab, der ihnen zukam. Das hat Leon stets neue Kraft gegeben, weiterzugehen.

Das Manuskript für sein Buch “Der Junge auf der Holzkiste” stellt Leon Leyson nur wenige Monate vor seinem Tod am 12. Januar 2013 fertig. Er litt zu dem Zeitpunkt bereits mehr als drei Jahre an einem T-Zellen-Lymphom. Trotzdem hat er sich seine Freundlichkeit bewahrt und seinen Sinn für Humor. Eine unglaubliche Geschichte vom Willen und der Kraft, menschenwürdig zu überleben.

Autorin: Antonia Samm

Links

 

Literatur

Leon Leyson, Der Junge auf der Holzkiste. Wie Schindlers Liste mein Leben rettete. Aus dem Amerikanischen von Mirjam Pressler. 2. Aufl., Frankfurt am Main: Fischer, 2016 (Original 2015).

Leon Leyson: The boy on the wooden box: How the impssoible became possible … on Schindlers’s list. New York: Atheneum Books for Young Readers, 2013.

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