"Langsam begriff ich, dass ein Stift und die Wörter, die mit ihm geschrieben werden, viel mächtiger sein können als Maschinengewehre, Panzer oder Hubschrauber."

Malala Yousafzai

* 12.07.1997 in Mingora, Pakistan
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Pakistanerin (Ethnie der Paschtunen)
Mutter

Toorpekai Yousafzai

Vater/Präsident der Privatschulen im Swat-Tal und Sprecher der Quami Jirga, dem Ältestenrat im Swat

Ziauddin Yousafzai

Bruder

Atal Yousafzai

Bruder

Khushal Yousafzai

Ehemann

Asser Malik

Land des Kampfes für die Menschenrechte: Pakistan
Ort des Kampfes für Menschenrechte: Distrikte Im Nordwesten Pakistans
Bereich Art Von Bis Ort
Schule 2000 2012 (Ungenaue Zeitangabe durch den Krieg in Pakistan) Swat-Tal
Studium Philosophie, Politik und Wirtschaft 2017 2020 Lady Margaret Hall College Oxford

UN-Friedensbotschafterin

Ort:
Eintrittsgrund:
Funktion / Tätigkeit: Wahrung der Bildungschancen und Gleichberechtigung von Mädchen weltweit

Malala Stiftung

Ort: Weltweit
Eintrittsgrund:
Funktion / Tätigkeit: Wahrung der Bildungschancen und Gleichberechtigung von Mädchen weltweit

Leitmotiv

Malalas Leitmotiv ist der Kampf für das Recht auf Bildung für Mädchen in Pakistan, außerdem der Widerstand gegen die Taliban und gegen die Schließungen der Mädchenschulen in Pakistan.

Wie wurde die Geschichte bekannt?

Bekannt wurde Malala durch ein versuchtes Attentat auf sie am 9.10.2012 durch die Taliban in Mingora. Darüber hinaus wurde ihr Tagebuch unter ihrem Decknamen “Gul Makai” (zum Schutz vor den Taliban) weltweit viel gelesen.

 

 

Wann wurde die Geschichte bekannt?

Durch das versuchte Attentat am 9.10.2012 erlangte Malala Yousafzai schlagartig weltweit Bekanntheit.

Preise, Auszeichnungen

Viele internationale Auszeichnungen, u.a.

  • Internationaler Kinder-Friedenspreis 2013
  • Friedensnobelpreis 2014, die jüngste Preisträgerin aller Zeiten

 

 

 

Literatur (Literatur, Filme, Webseiten etc.)

2009 entstand ein Dokumentarfilm über sie unter der Regie von Davis Guggenheim mit dem Titel: “Malala – Ihr Recht auf Bildung” (Originaltitel: “He named me Malala“)

 

 

Eigene Werke

Yousafzai, M., & Lamb, C. (2013). Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen wollten, weil es für das Recht auf Bildung kämpft. München: Droemer Verlag

BBC News (2009). Tagebuch: Diary of a Pakistani schoolgirl. (zuletzt abgerufen am 28.11.2023)

  • Persönlichkeit
  • Familiäres Umfeld
  • Bildung
  • Internationale Medien
Menschenwürde
Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit
Recht auf Bildung und Ausbildung

EINLEITUNG

Im Jahre 2007 wurde das Swat-Tal durch die Taliban besetzt. Malala beschrieb ihre frühere Heimat als ein Paradies mit Wasserfällen, Seen und Buddha-Statuen, die stark mit der Geschichte ihres Landes verknüpft waren. [1] Die Taliban zerstörten viel des einstigen Paradieses und veränderten das Swat-Tal. Es wurde zu einem Ort, an dem unter anderem öffentliche Auspeitschungen, Ausgangssperren, Attentate und die Unterdrückung von bestimmten paschtunischen Traditionen an der Tagesordnung waren. [2] Kaum jemand versuchte sich gegen die Taliban aufzulehnen, nicht einmal nach dem Attentat auf die demokratische Politikerin, Benazir Bhutto. Im Gegenteil, die Menschen passten sich den Vorschriften der Taliban an, Frauenrechte wurden stärker eingeschränkt und es verbreitete sich Hoffnungslosigkeit in Pakistan. Als die Taliban im Swat-Tal mit den Schließungen aller Mädchenschulen anfingen, begann Malala ihren Widerstandskampf, um die Schulbildung für Mädchen in Pakistan zu erkämpfen. [3]

DIE GESCHICHTE

„Das Mädchen, das die Taliban erschießen wollten, weil es für das Recht auf Bildung kämpft“ [4]

Am 12. Juli 1997 wurde Malala Yousafzai in der Stadt Mingora im Swat-Tal geboren. In der Tradition ihres Volkes, der Paschtunen, wird die Geburt einer Tochter als ein dunkler Tag angesehen, welchen man nicht feiern sollte. Malalas Eltern und besonders ihr Vater Ziauddin waren entgegen der paschtunischen Traditionen jedoch sehr erfreut über ihre Geburt. [5]

Malala war seit ihrer Kindheit keine gewöhnliche Paschtunin und beschloss schon in frühen Jahren den Traditionen ihres Landes nicht zu folgen. Eine dieser Traditionen beinhaltete, dass Mädchen und Frauen nicht ohne männliche Begleitung von Verwandten aus dem Haus gehen durften. Ihre Funktionen haben sich traditionsgemäß auf den Haushalt und das Zubereiten von Mahlzeiten zu beschränken. Malala folgte ihren eigenen Vorstellungen, weil sie der Ansicht war, dass ein Teil dieser Traditionen verantwortlich für den Umgang der Männer mit den Frauen sei. [6] Viele Paschtunen hießen das nicht gut und äußerten Beschwerden bei ihrem Vater, dieser jedoch unterstützte das Verhalten seiner Tochter. [7]

Nicht nur hier unterschied sich ihr Vater von anderen, auch im Umgang mit ihrer Mutter zeigte er sich sehr wertschätzend. [8] Bei Herausforderungen und Problemen der Familie bat er ihre Mutter häufig um Rat und entschied gemäß ihrer Meinung. [9] Noch dazu war Ziauddin der Auffassung, dass Bildung das höchste Gut für alle sei und für alle Kinder, sowohl arme als auch reiche, zugänglich gemacht werden solle. Gerade der Mangel an Bildung war für ihn mit ein Hauptgrund für viele Probleme Pakistans. [10]

 

“Die Schule war meine Welt, und meine Welt war die Schule.” [11]

Das Thema Bildung war auch für Malala sehr wichtig. Als sie drei Jahre alt war, wohnte ihre Familie direkt über der Schule, die ihr Vater gegründet hatte. Sie begleitete ihn in Unterrichtsstunden und spielte auf den Fluren vor den Klassenzimmern. Auch als sie älter wurde, ging sie gerne zur Schule und gewann viele Preise bei Schulwettbewerben und Reden. Im Swat-Tal waren die Mädchen frei, denn sie durften zur Schule gehen. In Afghanistan wurden viele Mädchenschulen unter der Herrschaft der Taliban zerstört. Man musste nach den Sitten der Taliban leben. Ein Teil davon beinhaltete das Verbot zu tanzen, das Verbot zu lachen und bestimmte Kleidung oder bestimmte Bartlängen zu tragen. [12]

Bild 1: Malala Yousafzai beim Girl Summit 2014, © Russell Watkins/Department for International Development

 

Doch die Taliban blieben nicht lange fern vom Swat-Tal.

Anfang Oktober 2005 gab es ein schweres Erdbeben in Pakistan. Viele Gebiete wurden zerstört und das Land war auf Hilfe angewiesen, auch das Swat-Tal. Die pakistanische Regierung bot wenig Unterstützung an und so kamen Hilfsorganisationen aus dem Ausland und freiwillige Helfer der Taliban nach Pakistan.

Den größten Teil machten die islamischen Hilfsorganisationen aus, meist radikale Bewegungen, die zum Ziel hatten, ihren Glauben zu verbreiten. Zuletzt blieben Hilfslager der extremistischen Gruppen (darunter auch die Taliban) in den vom Erdbeben zerstörten pakistanischen Gebieten. Sie nahmen Waisenkinder auf, die durch die Naturkatastrophe ihre Familien verloren hatten, und fingen an, das Islamische Recht durchzusetzen. [13]

 

 

Die Taliban und das Verbot von Mädchenschulen

Als Malala 11 Jahre alt war, kamen die Taliban in ihr Tal. Sie waren bewaffnet und wollten das Islamische Gesetz einführen. Die Anfeindungen der Extremisten nahmen täglich zu und sie fingen an, Fernsehgeräte und sämtliche Medien, die vermeintlich unislamisch waren, zu verbrennen und zu zerstören. [14] Die Machthaber der Taliban nutzten die Unwissenheit der Menschen aus und verbreiteten falsche Auslegungen des Korans über Radiosender.[15] Viele Dorfbewohner fingen an, den Meinungen und Sitten der Taliban zu folgen. Durch Terror und mehrere Selbstmordattentate im Swat-Tal und in der Umgebung versuchten die Taliban, ihre Macht weiter auszubreiten. [16]

Unter ihrer Herrschaft wurde den Mädchen und Frauen das Recht auf Bildung verboten und sie begannen mit der Zerstörung einzelner Mädchenschulen. [17]

Obwohl die Schule nun kein sicherer Ort mehr für Malala und ihre Freundinnen war, gingen sie trotz der Gefahr weiterhin zur Schule. [18] Ihr Vater Ziauddin ließ sich von den Taliban ebenfalls nicht einschüchtern und verfolgte das Ziel, die Bevölkerungen über die Wahrheit aufzuklären und die falschen Auslegungen des Korans aufzudecken. Öffentlich sprach er sich bei Interviews im Radio gegen die Taliban aus.

Malala und ihre Freundinnen leisteten Widerstand, indem sie bei einem privaten Fernsehkanal das Schulrecht von Mädchen forderten und sich über das unmenschliche Verhalten der Taliban äußerten. [19] Ein weiteres Mittel des Widerstands war die gegründete Organisation Open Minds Pakistan durch das Institute for War and Peace Reporting. Es bot den Mädchen die Möglichkeit, über die Angriffe, die Gewalt und die Auspeitschungen der Taliban zu schreiben.

Malala wurde zudem auch Mitglied bei der District Child Assembly, einer Organisation der UNICEF, und nutze dies, um verstärkt Aufmerksamkeit für ihre Anliegen und die ihrer Schule zu generieren. In den monatlichen Versammlungen warb sie vor allem für das Ende der Kinderarbeit und den Wiederaufbau aller von den Taliban zerstörten Schulen. Sie forderte das Ergreifen von Maßnahmen, die den obdachlosen Jugendlichen und Kindern mit Behinderung den Schulbesuch ermöglichen sollten.[20]

Mit 13 Jahren blieb Malala die Einzige, die weiter Interviews gab. Ihre Freundinnen zogen sich zum Teil durch Angst vor den Taliban zurück oder wurden durch ihre Eltern davon abgehalten. Malalas Vater bot ihr stets große Unterstützung an, sorgte für ihren Schutz und ermutigte sie, weiterzumachen. So kam es dazu, dass sie für den größten Kabel-TV-Kanal Geo Interviews gab. [21]

 

“Wenn ich mich für meine Rechte einsetze, für die Rechte junger Mädchen, dann tue ich nichts Falsches. Es ist meine Pflicht, so zu handeln. Gott will sehen, wie wir uns in solchen Situationen verhalten. Im Koran gibt es einen Vers, der besagt: ‘Die Falschheit muss verschwinden, und die Wahrheit wird siegen.'” [22]

Umso mehr Interviewanfragen Malala annahm, desto stärker fühlte sie sich in ihrem Handeln. [23] Eines Tages wurde Malalas Vater von einem Freund, einem BBC-Radiokorrespondenten, kontaktiert, der über das Leben unter den Taliban berichten wollte. Er wollte die Unterdrückung von Frauen zum Thema machen. Angetrieben durch den Willen, für das Recht auf Bildung zu kämpfen, begann Malala ein Tagebuch zu schreiben. Sie wollte der Welt erzählen, wie es ist, unter den Taliban zu leben. Das Tagebuch bzw. der Blog für die BBC lief unter dem Decknamen „Gul Makai“, um ihre Identität vor den Taliban zu schützen.[24]

“Langsam begriff ich, dass ein Stift und die Wörter, die mit ihm geschrieben werden, viel mächtiger sein können als Maschinengewehre, Panzer oder Hubschrauber. Wir lernten, uns zu wehren. Und wir lernten, wie mächtig wir sein können, wenn wir unsere Stimme erheben.” [25]

Die Stimme erhob sie nicht nur in Gesprächen mit dem amerikanischen Botschafter, Richard Holbrooke in Islamabad, als es um die Konflikte in Afghanistan und Pakistan ging. [26] Auch in einer Dokumentarsendung der New York Times sprach sie über die grausamen Geschehnisse in ihrem Tal. [27] Ihre Tagebucheinträge und ihre zahlreichen Interviews mit pakistanischen und internationalen Journalisten haben ihren Widerstand maßgeblich unterstützt. Anfang 2012 wurde sogar eine Schule in Karachi, eine Mittelschule für Mädchen, nach Malala umbenannt. [28]

 

“Sie können mich nicht aufhalten. Ich werde meine Bildung bekommen, sei es zu Hause, in der Schule oder sonst wo. Dies ist unsere Forderung an die Welt – unsere Schulen zu retten, unser Pakistan zu retten, unser Swat zu retten.” [29]

Doch der Tag kam, an dem die Taliban versuchten, sie aufzuhalten. Sie hatten ihr schon im Internet gedroht, dass sie sie töten werden, da sie weltliches Denken verbreite. [30] Am 9. Oktober 2012, auf dem Rückweg von ihrer Schule, wurde Malala Opfer eines Attentats. Sie wurde von einem Taliban in den Kopf geschossen und lebensgefährlich verwundet. Aufgrund ihrer schweren Verletzungen musste sie nach der Erstbehandlung in Pakistan nach Birmingham (Großbritannien) ausgeflogen werden. Durch ihre Medienaufmerksamkeit boten viele internationale Ärzte und Ärztinnen ihre Hilfe an. [31]

Das furchtbare Attentat der Taliban verursachte diesmal keine Hoffnungslosigkeit wie bei Benazir Bhutto [32], sondern eine große, weltweite Bewegung. Viele Spenden und Briefe erreichten Malala während ihres Aufenthalts im Krankenhaus, denn ihr Schicksal bewegte viele Menschen auf der Welt. Malala wurde zur Berühmtheit.

Der UN-Sonderbeauftragte für Bildung, Gordon Brown, rief die „Ich bin Malala“- Kampagne ins Leben. Damit wollte er die Bildungschancen für Mädchen aus aller Welt unterstützen und möglich machen. Malala selbst wurde durch die Vereinten Nationen Mitglied des Youth Education Crisis Committee. [33]

Bild 2: Der damalige Präsident der USA, Barack Obama (rechts), First Lady Michelle Obama (2. von links), und ihre Tochter Malia (links) treffen Malala Yousafzai (2. von rechts) im Weißen Haus am 11. Oktober 2013.

Anfang des Jahres 2013 wurde Malala mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen aus dem Krankenhaus entlassen und lebt seitdem in Birmingham.

Im Jahr 2017 wurde Malala Yousafzai zur UN-Friedensbotschafterin ernannt. Somit ist sie nicht nur die jüngste Friedensnobelpreisträgerin der Welt, sondern auch die jüngste UN-Friedensbotschafterin weltweit. 

Ihre Mission für das weltweite Recht auf Bildung für Mädchen zu kämpfen, setzt Malala weiterhin durch Arbeit in der Malala-Stiftung und als UN-Friedensbotschafterin fort.

Die Malala-Stiftung, offiziell bekannt als Malala Fund, ist eine gemeinnützige Organisation, die von Malala Yousafzai und ihrem Vater Ziauddin Yousafzai gegründet wurde. Die Stiftung setzt sich für das Recht auf Bildung von Mädchen auf der ganzen Welt ein.

 

Ein kleiner Auszug aus ihrer Rede vor den Vereinten Nationen in New York, am 12. Juli 2013 (ihrem 16. Geburtstag) [34]:

“(…) Tausende Menschen wurden von den Terroristen getötet und Millionen wurden verwundet. Ich bin
nur eine unter ihnen. So stehe ich hier…so stehe ich hier, ein Mädchen unter vielen.

Ich spreche – nicht für mich, sondern um denjenigen, die keine Stimme haben, Gehör zu verschaffen. Denjenigen, die für ihre Rechte gekämpft haben.

Ihr Recht, in Frieden zu leben.

Ihr Recht, mit Würde behandelt zu werden.

Ihr Recht auf Chancengleichheit.

Ihr Recht auf Bildung.”

 

 

Autorin: Mona Hankewitz

Kontakt: info@buxus-stiftung.de

Fotos:

Header: Das Swat-Tal in Pakistan, Foto von Usman Nasir auf Unsplash

Porträtbild: Simon Davis/DFID

Bild 1: © Russell Watkins/Department for International Development

Bild 2: Gemeinfrei, offizielles Foto des Weißen Hauses, aufgenommen von Pete Souza.

Bild 3: © James Duncan Davidson

 

Fußnoten:

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