"Wir schreiben unsere Geschichte, während wir sie machen."

Maria Mies

"Ich kann nur hoffen, dass die Lebensgeschichte von Maria Mies mit all ihrem Mut, Humor, Intellekt und all ihrer Leidenschaft junge wie ältere Frauen inspirieren wird, so dass wir gemeinsam das nächste Kapitel des Feminismus beginnen können."

Renate Klein
* 6. Februar 1931 in Deutschland
† 15. Mai 2023 in
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Deutschland
Vater

Johann Mies

Mutter

Gertrud Mies

Partner

Saral Sarkar

* 10. Mai 1936 Westbengalen/Indien
Geschwister

Agnes Mies

* Auel
Geschwister

Hermann Mies

* 1938 Bonn
Geschwister

Gottfried Mies

* 1940
Geschwister

Klaus Mies

* Auel
Geschwister

Klaus Mies

* Auel
Geschwister

Mathias Mies

* Auel
Geschwister

Eberhard Mies

* Auel
Geschwister

Franz Mies

* Auel
Geschwister

Katrin Mies

Geschwister

Trudel Mies

Geschwister

Johannes Mies

Land des Kampfes für die Menschenrechte: Deutschland, Indien, Niederlande
Ort des Kampfes für Menschenrechte: Hochschule, Straße, Frauenhaus
Bereich Art Von Bis Ort
Schule Pädagogische Akademie Koblenz
Schule Unbekannt 1937 1944 Auel/Gerolstein
Schule Unbekannt 1944 1944 Prüm
Schule Unbekannt 1947 Trier/Wittlich
Beruf Lehrerin
Beruf Soziologieprofessorin
Beruf Autorin

Attac

Ort:
Eintrittsgrund: Maria Mies wollte Widerstand gegen die konzerngesteuerte und neoliberale Globalisierung leisten
Funktion / Tätigkeit: Maria Mies etablierte innerhalb von Attac Deutschland ein Frauennetzwerk, das sich später "FeministAttac" nannte

Komitee Widerstand gegen das MAI

Ort:
Eintrittsgrund: Die Gruppe, die aus Männern und Frauen bestand, wurde gegründet, um auf die Gefahren des „Multilateralen Abkommens über Investitionen“ (MAI) aufmerksam zu machen und zum Widerstand aufzurufen
Funktion / Tätigkeit: Mitbegründerin

Frauen helfen Frauen e. V.

Ort: Köln
Eintrittsgrund: Der Verein wurde gegründet, um Frauen, die Opfer männlicher Gewalt wurden, zu unterstützen. Ziel war es, ein Frauenhaus in Köln zu errichten
Funktion / Tätigkeit: Mitbegründerin

Verein Sozialwissenschaftliche Forschung

Ort:
Eintrittsgrund: Der Verein wurde zur Förderung der Frauenforschung gegründet und gab eine Zeitschrift heraus - die beiträge zur feministischen Theorie und Praxis.
Funktion / Tätigkeit: Autorin zahlreicher Artikel

Leitmotiv

Eine Gesellschaft jenseits des Patriarchats: Ausgehend von Erlebnissen in Indien wurde Maria Mies zu einer (Öko-)Feministin, die gegen die Ausbeutung und Unterdrückung der Frauen, der Natur und fremder Völker kämpft. Im Gegensatz zu vielen anderen (bürgerlichen) Feministinnen zielt ihr Kampf nicht auf die Gleichstellung von Frauen innerhalb der bestehenden patriarchalen und kapitalistischen Gesellschaft, sondern auf eine neue Gesellschaft jenseits von Kapital und Patriarchat. Die elfte Feuerbachthese von Marx, die Welt nicht nur zu interpretieren, sondern auch zu verändern, wurde zu ihrem Leitspruch und als „Activist Scholar” beeinflusste sie den Kurs der Neuen Frauenbewegung nachhaltig.

Wie wurde die Geschichte bekannt?

Bekannt wurde ihre Geschichte mitunter durch den Kampf um das autonome Frauenhaus in Köln Mitte der 70er Jahre und durch die von ihr verfassten methodischen Postulate einer engagierten Frauenforschung. Zudem durch die Veröffentlichung ihres wichtigsten theoretischen Werks „Patriarchat und Kapital”.

Wann wurde die Geschichte bekannt?

Im Zuge der Studierendenbewegung und der Neuen Frauenbewegung.

Literatur (Literatur, Filme, Webseiten etc.)

Baier, Andrea (2008): Subsistenzansatz: Von der Hausarbeitsdebatte zur „Bielefelder Subsistenzperspektive“ In: Becker, Ruth & Kortendieck, Beate (Hrsg.): Handbuch der Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften. S. 75-80.
Carstensen, Tanja & Groß, Melanie (2006): Feminismen: Strömungen, Widersprüche und Herausforderungen. In:FAU-MAT (Hg.): Gender und Arbeit. Geschlechterverhältnisse im Kapitalismus. S. 11-32.
Nave-Herz, Rosemarie (1994): Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland. Leske + Budrich Verlag.

Eigene Werke

Mies, Maria (1986): Indische Frauen zwischen Unterdrückung und Befreiung. Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt.
Mies, Maria (1993): Überflüssiges Wachstum – die Grundlagen seiner Ideologie. Köln: Zentrum für Gruppenstudien und Gemeinwesenarbeit.
Mies, Maria; Bennholdt-Thomsen, Veronika; Mies, Maria (1999): The subsistence perspective. Beyond the globalised economy. London; New York; North Melbourne (Australia): Zed Books Spinifex Press.
Mies Maria (2002): Globalisierung von unten. Der Kampf gegen die Herrschaft der Konzerne. Hamburg. Europäische Verlagsgesellschaft.
Mies, Maria; Werlhof, Claudia von (2003): Lizenz zum Plündern. Das Multilaterale Abkommen über Investitionen »MAI«. Globalisierung der Konzernherrschaft – und was wir dagegen tun können. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt.
Mies, Maria (2004): Krieg ohne Grenzen. Die neue Kolonisierung der Welt. Köln: PapyRossa.
Mies, Maria (2008): Das Dorf und die Welt: Lebensgeschichten – Zeitgeschichten. Köln: PapyRossa.
Mies, Maria (2015): Patriarchat und Kapital. Vollständig durchgesehene und durch ein aktuelles Vorwort erweiterte Ausgabe. München: bge-verlag.
Mies, Maria (2016): Ökofeminismus: die Befreiung der Frauen, der Natur und unterdrückter Völker. Eine neue Welt wird geboren. 2. überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Neu-Ulm: AG SPAK Bücher.
Werlhof, Claudia von; Mies, Maria; Bennholdt-Thomsen, Veronika (1988): Frauen, die letzte Kolonie. Zur Hausfrauisierung der Arbeit. Reinbek Hamburg.

Bereits in ihrer Jugend stieß Maria Mies auf die nahezu unüberwindlichen Mauern und (Geschlechter-)Grenzen, die zwischen Männern und Frauen gezogen worden waren. Die negativen Erfahrungen als Mädchen bzw. junge Frau, die sie in einer von Männern dominierten Welt am eigenen Leib machen musste, erzeugten schon früh einen Widerspruch, der den Ausgangspunkt ihres Weges zur Feministin markiert. Die Situation indischer Frauen, mit der sie später als Lektorin in Pune konfrontiert wurde, öffnete ihr die Augen und ließ den patriarchalen und kapitalistischen Charakter der bestehenden Gesellschaftsordnung offen zu Tage treten, gegen den ihr Kampf sich fortan richtete.

Das Fundament für ihren unermüdlichen Widerstand gegen Patriarchat und Kapital wurde bereits in ihren jungen Jahren von ihren Eltern und ihren Lehrer_innen gelegt, die ihr das nötige Selbstvertrauen gaben, um den Kampf aufzunehmen, zu führen und selbst in aussichtslosen Momenten nicht aufzugeben. Neben der sozialen Entwicklungssituation spielte die praktische Erfahrung, etwas zum Positiven verändern zu können, und die Solidarität unter den Frauen, die sich in ihre Kampf immer wieder gegenseitig bestärkten, eine entscheidende Rolle.

  • Persönlichkeit
  • Familiäres Umfeld
  • Politische Einstellung
  • Ehrenamtliche Tätigkeit
  • Bildung
  • Solidarität

EINLEITUNG

Eine Gesellschaft jenseits des Patriarchats: Ausgehend von Erlebnissen in Indien wurde Maria Mies zu einer (Öko-)Feministin, die gegen die Ausbeutung und Unterdrückung der Frauen, der Natur und fremder Völker kämpft. Im Gegensatz zu vielen anderen (bürgerlichen) Feministinnen zielt ihr Kampf nicht auf die Gleichstellung von Frauen innerhalb der bestehenden patriarchalen und kapitalistischen Gesellschaft, sondern auf eine neue Gesellschaft jenseits von Kapital und Patriarchat. Die elfte Feuerbachthese von Marx, die Welt nicht nur zu interpretieren, sondern auch zu verändern, wurde zu ihrem Leitspruch und als „Activist Scholar” beeinflusste sie den Kurs der Neuen Frauenbewegung nachhaltig.

Podcast gelesen von Laura Rentz

 

Interview mit Maria Mies (auf Deutsch):

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DIE GESCHICHTE

Maria Mies, (Öko-)Feministin

Im Kampf gegen Patriarchat und Kapital 

 

Wir schreiben unsere Geschichte, während wir sie machen
Maria Mies & Studentinnen

Einleitung

In ihrer Autobiografie vergleicht Maria Mies ihr Leben mit einem Fluss, der seinen Ausgangspunkt in einem Rinnsal hatte, das den Bergen der Vulkaneifel entsprang. Im weiteren Verlauf entwickelte sich der kleine Gebirgsbach zu einem breiten „roten Fluss“ mit vielen Schlingen und Seitenarmen, die zusammen ein weites Netzwerk bilden, das sich über die ganze Welt erstreckt. Dieser Strom floss nicht immer geradeaus, mal machte er Umwege, mal floss er schneller, mal langsamer, mal schien es so, als verwandele er sich in ein stehendes Gewässer. Die allgemeine Richtung des Flusses war jedoch eindeutig: hinaus in die weite Welt.

Diesen (Lebens-)Weg, der aus dem Rinnsal einen Fluss werden ließ und aus einem „unpolitischen“ Kind eine Koryphäe der Neuen Frauenbewegung machte, gilt es im Folgenden nachzuzeichnen. Dabei ist nicht nur der Fluss zu betrachten, sondern auch – im Sinne von Bertolt Brecht – das einengende Flussbett einer patriarchalen und kapitalistischen Gesellschaft.[1]

Die frühe Kindheit in Auel

Maria Mies kam als siebtes von insgesamt zwölf Kindern am 06.02.1931 in Hillesheim zur Welt. Sie war das erste Kind der Familie, das in einem Krankenhaus das Licht der Welt erblickte. Aufgewachsen ist sie in Auel, einem kleinen Dorf, das damals gerade 300 Einwohner_innen und 31 Häuser zählte. Heute ist Auel ein Ortsteil des rheinland-pfälzischen Steffeln, das am westlichen Rand der Vulkaneifel zwischen Trier und Köln gelegen ist. (Abb. 1: Familienbild, Maria re.)

Die angesehene Großfamilie Mies lebte in einem alten Bauernhaus, dem „Kellisch-Haus“. Die Eltern von Maria Mies waren arbeitsame Bauern katholischen Glaubens. Ihren Vater, Johann Mies, beschreibt sie rückblickend als „Bauernphilosoph“ und als jähzornigen Patriarch, dessen Zorn die Familie fürchtete. Ihre Mutter hingegen war trotz des ständigen Geldmangels der Familie eine durchweg optimistische Frau mit einer beeindruckenden Willenskraft, die in markigen Sprüchen wie: „Wer will, der kann!“ zum Ausdruck kam. Ihre Naturverbundenheit, ihre „Lebensphilosophie“ und ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn beeinflussten das Denken und Handeln der Tochter maßgeblich. „Man muss immer unter sich schauen, nicht nach oben“, pflegte die Mutter zu sagen.

Bei den zahlreichen Feld- und Hofarbeiten, die im Verlauf des Jahres anfielen, mussten die Kinder mit anpacken und ihren Beitrag leisten. Zwischen den Geschlechtern herrschte eine strenge Arbeitsteilung, die – zum Leidwesen von Maria – nicht nur die unmittelbare Produktion von lebenswichtigen Gütern, sondern das gesamte kulturelle Leben der Dorfgemeinschaft prägte. So wollte Maria unbedingt bei den „Klapperbuben“ mitmachen, die jedes Jahr am Karfreitag mit Rasseln und Holzkleppern durch das Dorf zogen. Ihre Mutter machte ihr jedoch klar, dass Mädchen das nicht dürfen. Stattdessen solle sie, wie sich das für ein junges Mädchen gehöre, beim Putzen und beim Backen für das Osterfest mithelfen.

Marie Mies geriet also schon früh in Konflikt mit den traditionellen bürgerlichen Familien- und Geschlechtervorstellungen der Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung, die sie in die Rolle der Hausfrau pressen wollten. Die Erfahrungen, die sie machen musste, und die Sätze, die sie zu hören bekam, erzeugten einen Widerspruch, der am Anfang eines Weges steht, der sie zur Feministin werden ließ.

Die Schulzeit und der Zweite Weltkrieg

Vor dem Zweiten Weltkrieg war das politische Klima in Auel aufgeheizt. Die Mitglieder der NSDAP, von denen die meisten arbeitslose Arbeiter waren, zogen regelmäßig durch das Dorf und skandierten menschenverachtende Parolen. In den Augen des Vaters von Maria, ein Sympathisant der Zentrumspartei, waren das alles „Faulenzer“. Ihre Mutter hasste sie allesamt, vor allem den Ortsgruppenleiter der NSDAP. Noch vor dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 war den Dorfbewohner_innen klar, dass es bald Krieg geben würde, da viele Männer aus den unterschiedlichsten Teilen Deutschlands bei ihnen und in den umliegenden Dörfern nahe der Westgrenze untergebracht wurden. Sie kamen, um den Westwall zu errichten. (Abb. 2 und 3)

Während des Krieges kampierten nahezu durchgehend Soldaten in der Scheune der Familie Mies. Für die Kinder milderte der Kontakt zu den fremden Männern (vorerst) die Schrecken des Krieges, der ihnen zu Beginn als großes Abenteuer erschien. Marias Eltern, die mit der ständigen Angst lebten, ihre fünf Söhne, die an der Ostfront eingesetzt wurden, zu verlieren, nahmen die Situation freilich bedrohlicher wahr.

1937 wurde Maria Mies mit sechs Jahren eingeschult. Sie besuchte die einklassige Dorfschule zusammen mit fünfzig anderen Kindern unterschiedlichsten Alters, die alle zusammen in einem kleinen Raum auf alten Holzbänken sitzend unterrichtet wurden Ganz hinten saßen die Achtklässler und ganz vorne die Erstklässler. Mit elf Jahren wechselte Maria, auf Anraten ihrer Lehrerin, in die Hauptschule nach Gerolstein, die etwa zwölf Kilometer von Auel entfernt war. Da es zur damaligen Zeit noch keine Busse gab und die nächste Bahnstation einige Kilometer entfernt war, wurde Maria bei der Nachbarin eines Postbeamten, den Marias Vater kannte, untergebracht.

An den Wochenenden fuhr sie zurück nach Auel und verbrachte die Zeit gemeinsam mit ihrer Familie. Rückblickend war die Schule in Gerolstein der Beginn ihrer (steilen) Bildungskarriere, obwohl ihre Schullaufbahn eigentlich dort enden sollte. Ein glücklicher Zufall, wie es in ihrer Autobiografie heißt, öffnete jedoch eine neue Tür und sie konnte ihre Schullaufbahn am Regino-Gymnasium in Prüm im April 1944 fortsetzen. Allerdings musste die Schule, die nur wenige Kilometer von der Westfront entfernt gelegen war, im September desselben Jahres kriegsbedingt geschlossen werden. Für Maria, die dort im „NS-Schülerinnenheim“ untergebracht war, eine gute Nachricht, da sie unter schrecklichem Heimweh litt. Obgleich Auel nur zwanzig Kilometer entfernt war und sie alle zwei Wochen ihre Familie besuchen konnte, fühlte sie sich verlassen und ausgestoßen.

Mit diesem fürchterlichen Heimweh war das Thema meines Lebens aufgetaucht. Die Spannung zwischen Fernweh oder Weltsehnsucht und Heimweh. Diese Thema begleitet mich bis heute.“ (Mies 2008)

Das starke Heimweh führte sie später mitunter auf die Freiheitsbeschränkungen und die straffe Disziplin zurück, die im NS-Schülerinnenheim herrschte. Sie machte die negative Erfahrung, einer „totalen Institution“[2] ausgeliefert zu sein, die keine Rücksicht auf ihre persönlichen Bedürfnisse nahm. Nicht sie bestimmte ihren Tagesablauf, sondern die Institution bestimmte, wann sie zu essen, zu schlafen und zu lernen hatte.

„Ich rebellierte wohl unbewusst gegen diese Disziplin, fühlte mich aber allein und hilflos. Ich wollte nur wieder weg aus diesem Exil. Das Ende des Krieges war meine Erlösung.“ (Mies 2008)

Die Nachkriegszeit

Wie nach allen patriarchalen Kriegen, die von Männern geführt werden, oblag es nach dem Gemetzel insbesondere den Frauen, das angerichtete Chaos zu beseitigen. Sinnbildlich hierfür stehen die „Trümmerfrauen“. (Abb. 4:) Für Maria Mies brach – ähnlich wie für Fritz Bauer – nach dem Zweiten Weltkrieg eine Zeit des Wandels und des Aufbruchs in eine neue, bessere Welt an. „Alles war Anfang, alles schien möglich.“ (Mies 2008)

Mit fünfzehn Jahren gab die Mutter von Maria ihr zu verstehen, dass es allmählich Zeit sei, nach Köln zu gehen, um als Dienstmädchen zu arbeiten. Maria sollte den damals üblichen Weg eines Mädchens aus den Eifeldörfern einschlagen: in die große Stadt gehen, lernen einen Haushalt zu führen und heiraten. Für Maria ist jedoch schnell klar, dass sie diesen vorgezeichneten und fremdbestimmten Weg nicht gehen will. Die Situation schien ausweglos, bis ihre ehemalige Lehrerin beim Rübenhacken auf sie zukam und sie fragte, ob sie eine Aufnahmeprüfung für eine pädagogische Akademie in Trier machen möchte, um Volksschullehrerin zu werden. Maria willigte ein und bestand die Aufnahmeprüfung. Im Frühjahr 1947 begann sie mit ihrer Ausbildung zur Volksschullehrerin.

„Ich erinnere mich an diesen Frühling und Sommer 1947 als eine der glücklichsten, wenn nicht die glücklichste Zeit meines Lebens. Jeden Morgen wachte ich mit diesem Glücksgefühl auf, dass ich jetzt wieder in die Schule gehen konnte, was mir als meine Berufung vorschwebte.“ (Mies 2008)

Die Freude in Trier währte allerdings nur kurz, da die gesamte pädagogische Akademie verlegt und in eine Internatsschule umfunktioniert wurde. Glücklicherweise dankte nach dem Umzug die unbeliebte Direktorin ab und neuer Direktor wurde Dr. Hans Wink, der aufgrund seiner reformpädagogischen Ideen von den Nazis suspendiert worden war. Dieser stellte sich sogleich ein Team von „Gleichgesinnten“ zusammen und begann, die Schule im Sinne reformpädagogischer Ideen umzustrukturieren. Sein pädagogisches Leitziel war es, eine anregende Lernumgebung zu schaffen, die auf Mitmenschlichkeit basierte und ein gemeinsames Lernen jenseits von Konkurrenz und Leistungsdruck ermöglichte. Mit einem Wort: Das „Gegeneinander-Lernen“, das unser heutiges Bildungssystem charakterisiert, wurde durch ein „Miteinander-Lernen“ ersetzt. In dieser (Lern-)Umgebung begann Maria Mies, sich für die Literatur, die Philosophie, die Kunst und die Ideen der Völkerverständigung zu begeistern. Zudem interessierte sie sich für politische Themen:

„Als in Wittlich eine Ortsgruppe der Jungen Union gegründet wurde, das einzige, was im katholischen Rhein-Moselland denkbar war, gingen wir hin, um mitzudiskutieren. Wir diskutierten über die Wiederbewaffnung, die wir alle ablehnten. ›Nie wieder Krieg!‹ – diesen Slogan hielten wir hoch.“ (Mies 2008)

Die Abschlussprüfung an dieser reformpädagogischen Schule war das Abitur, das Maria Mies erfolgreich meisterte. Dass es ihr positiv in Erinnerung geblieben ist, dürfte damit zusammenhängen, dass Prüfungs- und Leistungsängste an dieser Schule nahezu unbekannt waren. Doch bevor es soweit war, kam es zu einer wegweisenden „Schicksalsbegegnung“, die nicht unerwähnt bleiben soll.

Die Begegnung mit einem Fremden in München

Maria Mies hatte an einem Preisausschreiben der Eisenbahn teilgenommen und eine Rundreise durch Deutschland gewonnen. Am 24. August 1950, als sie gerade mit einer Mitschülerin vor der Eingangstür des Deutschen Museums in München stand, sprach sie plötzlich ein fremder Mann an: „Do you speak English?“

„Es war wie ein Wunder. Einen solchen Menschen hatte ich noch nie gesehen.“ (Mies 2008)

Zulfiquar war der Name des ominösen Fremden aus Pakistan, der Schiffsfunker auf einem englischen Kriegsschiff Namens „HMPS TIPU SULTAN“ war, das gerade im Hafen von Plymouth lag. Dort wurde es überholt, bevor es von England an die pakistanische Regierung ausgeliefert werden sollte. Das Schiff war Teil eines Rüstungsgeschäftes. Zulfiquar hatte Urlaub und sich dazu entschlossen, eine Deutschlandreise zu machen. Zunächst trennten sich die Wege von Maria Mies und Zulfiquar wieder; sie blieben jedoch in Kontakt. In ihrer Autobiografie schreibt sie, dass ihr an diesem Tag die Liebe ihres Lebens begegnet sei, die ihrem Lebensfluss, die Kraft gab, um zu neuen Horizonten aufzubrechen.

„Der Idealismus meiner Schulzeit, die Romantik und die vage Liebe zur Liebe nahmen in dieser Begegnung konkrete, menschliche Züge an.“ (Mies 2008)

Sie war in Zulfiquar verliebt und zwischen den beiden entwickelte sich ein reger Briefverkehr. Etwa ein Jahr nach ihrer ersten Begegnung sahen sie sich wieder. Bei diesem zweiten Treffen offenbarte ihr Zulfiquar überraschend, dass er sie heiraten wolle.

„Das brachte mich trotz aller Romantik und Verliebtheit zurück auf den Boden der Realität. Heiraten? Er ein Moslem, ich eine Katholikin? Das ging doch nicht. Das war ausgeschlossen.“ (Mies 2008)

Maria Mies reagierte mit Ablehnung auf den Heiratsantrag und wehrte die Annäherungsversuche von Zulfiquar ab. Daraufhin betonte er, dass sie sich nicht unmittelbar entscheiden müsse und nochmal darüber nachdenken solle. Für Maria Mies stellte die unterschiedliche Religionszugehörigkeit das mit Abstand größte Problem dar. Zulfiquar hingegen war aufgeschlossener und der Überzeugung, dass eine Katholikin und ein Muslim eine glückliche Ehe führen können. Er konnte nicht nachvollziehen und auch nicht akzeptieren, dass die unterschiedliche Religionszugehörigkeit ein unüberwindliches  Hindernis darstellte. Vor diesem Hintergrund begann Maria Mies sich intensiv mit dem Katholizismus und dem Islam auseinanderzusetzen.

„Ich studierte die katholischen Dogmen, ich ging von einem Priester zum anderen, um eine Lücke in der orthodoxen Lehrmeinung in Bezug auf nichtchristliche Ehepartner zu finden. Es war nichts zu machen. Ich las den Koran und suchte auch dort nach Gesetzeslücken. Doch die Dogmen dieser beiden Religionen waren wie eine undurchdringliche Mauer (…). Ich erlitt die Mauern, die diese Religionen um ihre Glaubensgemeinde gezogen hatten, als ein absolutes Verbot meiner Liebe zu einem muslimischen Mann.“ (Mies 2008)

Abgesehen von den konfessionellen Schwierigkeiten traten in den Briefwechseln auch unterschiedliche politische Einstellungen und Haltungen offen zu Tage. Er war aus Überzeugung zur Marine gegangen und schätzte das deutsche Militär. Sie hingegen bewunderte Gandhi und den gewaltlosen Kampf gegen den englischen Kolonialismus. Die politischen Differenzen waren allerdings nicht ausschlaggebend dafür, dass sie ihn letzten Endes zurückwies und beide getrennte Wege gingen.

Im Nachhinein mutmaßte sie, dass es in Wahrheit gar nicht um die religiösen Unterschiede ging, sondern darum, ihre Freiheit und Selbstbestimmung zu bewahren. Mithin lässt sich ihre Zurückweisung als (unbewusste) feministische Strategie gegen die ihr zugedachte Rolle als Ehefrau deuten.

Lehrjahre sind keine „Herren“-Jahre

Nach ihrer erfolgreichen Abiturprüfung ging Maria Mies voller Hoffnung an die pädagogische Akademie nach Koblenz. Sie dachte, ihren „Höhenflug“ dort fortsetzen zu können. Doch: „Hochmut kommt vor dem Fall“. Insbesondere die konservativen Lehrkräfte machten ihr zu schaffen.

„Sie kamen noch aus der ›alten Schule‹, d.h. sie hatten offensichtlich von der deutschen Reformpädagogik der Jahrhundertwende und der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts nichts mitbekommen, wussten nichts – oder redeten nicht – von Spielpädagogik oder Arbeitspädagogik und sahen keinen Sinn der Förderung unserer kreativen Fähigkeiten.“ (Mies 2008)

Der kostenfreie Besuch der Akademie war mit der Verpflichtung verbunden, nach dem Abschluss des Studiums für fünf Jahre als Volksschullehrerin zu arbeiten. Nach zwei „grauen“ Jahren an der pädagogischen Akademie bekam Maria Mies eine Stelle an einer kleinen Volksschule in der Nähe von Auel zugewiesen, sodass sie an den Wochenenden ihre Familie besuchen konnte. Sie arbeitete gerne als Lehrerin und genoss es, die Kinder für das Lernen zu begeistern. Die Sommerferien verbrachte sie zumeist in Arbeitscamps des Service Civil International (SCI). So half sie beispielsweise beim Bau einer Schule in den libanesischen Bergen. Bei solchen Projekten lernte sie Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen kennen, die ihren Horizont erweiterten und ihr Interesse für „das Fremde“ verstärkten. Ihr Alltag als Lehrerin bot ihr zudem die Möglichkeit, sich intensiv mit der Kunst zu beschäftigen. Sie liebte es, mit Ton zu arbeiten, und fasste den Entschluss, nebenbei eine Kunstschule zu besuchen und Kunsterzieherin zu werden. Dafür bat sie um ihre Versetzung nach Mainz, wo es möglich gewesen wäre, eine Kunstschule zu besuchen. Ihr wurde jedoch eine Schule im Kreis Worms zugewiesen. Dort fühlte sie sich nicht wohl und in der Nähe gab es auch keine Kunstschule. Aus diesem Grund beantragte sie im Frühjahr 1955 ihre erneute Versetzung. Schließlich kam sie an eine Volksschule in der Nähe von Trier. Die Idee, eine Kunstakademie zu besuchen, schlug sie sich endgültig aus dem Kopf. Stattdessen absolvierte sie einen Englischkurs und studierte an den Wochenenden – zusätzlich zu ihrer Lehrtätigkeit – Englisch und Deutsch. 1962 machte sie ihr Realschullehrerinnen-Examen, woraufhin sie als Englischlehrerin nach Morbach (Hunsrück) versetzt wurde.

„Doch mein Ziel war es nicht, Englisch und Deutsch an einer deutschen Realschule zu lehren. Ich wollte in die Welt hinaus. Ich wollte etwas zur Veränderung der Welt beitragen.“ (Mies 2008)

Maria Mies als Lektorin in Pune

Mit ihrem Realschullehrerinnendiplom in der Tasche bewarb sich Maria Mies beim Goethe-Institut (GI) um eine Lektorinnenstelle in Südasien oder im Nahen Osten. Schließlich wurde ihr eine Stelle in Pune im indischen Bundesstaat Maharashtra angeboten, die sie enthusiastisch annahm. Im September 1963 machte sie sich auf die lange Reise und erreichte nach einer dreiwöchigen Überfahrt mit dem Schiff endlich Bombay, das heute Mumbai heißt. Den indischen Sitten, Bräuchen und Gewohnheiten, die für sie fremd waren, begegnete sie offen und mit großer Neugierde. Es fiel ihr allerdings schwer zu akzeptieren, dass es für Menschen ihrer Position üblich war, über Dienstpersonal zu verfügen. Das passte nicht zu Maria Mies, die in der Bescheidenheit eine Tugend sah und sich im Sinne der mahnenden Worte ihrer Mutter, „unter sich zu schauen, nicht nach oben“, eher zu den „kleinen“ Leuten hingezogen fühlte. Das Goethe-Institut in Pune, für das sie fortan arbeitete, bildete indische Deutsch-Lektor_innen aus, die aus dem ganzen Land kamen.

In Indien offenbarten sich ihr die negativen Auswirkungen einer patriarchalen Gesellschaftsordnung und sie erkannte, dass in der indischen Gesellschaft kein Platz für freie, alleinstehende Frauen war. Das Buch von Betty Friedans „Feminine Mystique“ öffnete ihr die Augen:

„Eines Tages kam unsere Bibliothekarin, Frau Parekh, ganz aufgeregt auf mich zu und hielt mir ein Buch unter die Nase. (…) Ich las das Buch auch und vieles, was ich in Indien und Deutschland beobachtet hatte, wurde mir klar. Mir wurde auch klar, dass die Frauenbefreiung mein zukünftiges Thema sein würde.“ (Mies 2008)

Die „Frauenfrage“ drängte sich ihr also zunehmend auf und gewann an Bedeutung. Darüber hinaus fragte sie sich, warum ihre weiblichen Studierenden überhaupt Deutsch lernen und was sie sich vom Spracherwerb erhoffen. Die weltberühmte Anthropologin und Ethnologin Dr. Irawati Karve, die sie persönlich kennenlernen durfte, gab ihr den Ratschlag, dieser Frage vertiefend nachzugehen. Kurz darauf begann Maria Mies mit ihrer ersten soziologischen Untersuchung, die ihr große Freude bereitete. Das Ergebnis, ein 92seitiges Essay mit dem Titel „Why German?“, wurde sogar veröffentlicht.

„Die Fragen und Widersprüche zwischen gesellschaftlicher Norm und tatsächlichem Verhalten indischer Frauen, die mir damals auffielen, wurden nach meiner Rückkehr nach Deutschland dann auch das Thema für meine Dissertation.“ (Mies 2008)

Maria Mies auf dem Weg zur „Activist Scholar“

Im Dezember 1967 bat Maria Mies um ihre vorzeitige Entlassung, da ihre Mutter schwer erkrankt war und im Krankenhaus lag. Nach Marias Rückkehr erholte sich die Mutter jedoch rasch wieder und konnte nach einiger Zeit aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Zurück in Deutschland wollte Maria Mies den Fragen, die sie sich in Indien gestellt hatte, weiter nachgehen und entschied sich, Soziologie zu studieren. Der damalige Dekan der sozialwissenschaftlichen Fakultät in Köln bot ihr überraschend an, direkt zu promovieren, und kurz darauf begann sie mit ihrer Doktorarbeit zum Thema: „Indische Frauen zwischen Patriarchat und Chancengleichheit: Rollenkonflikte studierender und berufstätiger Frauen“.

Zu dieser Zeit ging ein Ruck durch die Gesellschaft und die Studierendenbewegung sorgte mit spektakulären und provokanten Protestaktionen für Aufsehen. Maria Mies schloss sich der Bewegung an und beschäftigte sich intensiv mit den Grundlagentexten des „Marxismus“[3].

„Mit größtem Interesse las ich von Marx/ Engels die ›Deutsche Ideologie‹, die ›Religionskritik‹ und vor allem die ›Thesen über Feuerbach‹. Die ›These Elf‹ wurde mein zukünftiges Leitmotiv: ›Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert. Es kömmt darauf an, sie zu verändern‹ (…).“ (Mies 2008)

Diese Texte gaben ihr die notwendigen Denk- und Erkenntniswerkzeuge an die Hand, um ihre bisherigen Erfahrungen auf den Begriff zu bringen. Entsprechend der elften Feuerbachthese (Abb. 5) ging es ihr nicht nur um das Begreifen im Elfenbeinturm, sondern auch um das Eingreifen in das „schlecht Vorhandene“ (Bloch 1985). Sie wollte einen aktiven Beitrag für eine humanere Zukunft leisten. Mithin beteiligte sie sich an den Protesten gegen den Vietnamkrieg, am Widerstand gegen die Notstandsgesetze und an den Ostermärschen. (Abb. 6 – 10)

 Protest

Darüber hinaus engagierte sie sich für das Politische Nachtgebet, das von Dorothee Sölle (Abb. 11) ins Leben gerufen worden war und darauf zielte, den Protest in die Kirche zu tragen. Zu diesem Zeitpunkt gehörte Maria Mies – trotz ihrer scharfen Religionskritik – noch der katholischen Kirche an. Sie beteiligte sich an insgesamt drei Gruppen, die ein Nachtgebet in der Antoniterkirche in Köln (Abb. 12) zu einem bestimmten Thema vorbereiteten, durchführten und nachbereitete

Die Themen der Nachtgebete waren durchaus bezeichnend: „Teufelskreis Entwicklungshilfe“, „Bangladesh: Ende oder Anfang?“ und „Emanzipation der Frau“. Insbesondere die Auseinandersetzung mit dem letztgenannten Thema, für das sie dn Slogan „Die Frau liegt (immer noch) unten wählten“[4] läutete eine entscheidende Wende in ihrer Haltung gegenüber den Weltreligionen ein. Sie erkannte, dass die Unterdrückung der Frau das Fundament aller großen Religionen bildet und entschloss sich, aus der Kirche auszutreten. Ihren Austritt besiegelte sie mit einem Gedicht:

 

Wir Frauen sind Gott-los

Wir Frauen sind gottlos
Wir sind Gott los

Den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs
Den Patriarch der Patriarchen
Die sich die Erde unterwarfen
Mit ihren Herden und Kriegen
Und die Felder der Gärtnerinnen zerstörten

Auf diesen Gott beriefen sie sich
Als sie das Leben zerteilten
In Mann und Frau
Oben und Unten
Himmel und Hölle
Kopf und Bauch
Geist und Materie
Kopfarbeit und Handarbeit
Theorie und Praxis
Herr und Knecht

Sein Name
Jehova
Kommt uns nicht mehr über die Lippen
Und der andere
Vater
Ist wie Sägemehl in unserem Mund
Und auch in dem unserer Kinder

Und was soll uns Allah?
Der Eine, Alleinige
Der niemanden braucht?
Seine Eifersucht sperrt uns hier
in den Harem
Und dort sollen wir als Huris
Den Männern dienen

Und Jesus?
Der Bruder?
Seht, was sie mit ihm gemacht haben
Aus seinem Blut haben sie eine Messe gemacht
Und in seinem Namen
Haben sie unsere Schwestern
Die Hexen
ermordet

Wir kennen auch nicht Shiva
Der seinen Phallus aufrichtet
Auf der entjungferten Erde
Die er zur Wüste gemacht hat
Verzweifelt rufen nun die Armen
Zu Bhumi Devi
Und malen die Steine auf den Äckern rot
Doch die Magna Mater ist unfruchtbar geworden
Die Brahmanen in Ost und West
Haben sich zu lange vor ihrem Menstruationsblut geekelt
Nun ist sie frigide

Auch Krishna
Ist nicht der Gott der Frauen
Der Verächter des Menschenherzens
Schickt Arjuna in den Bruderkrieg
›Wie das Gesetz es befiehlt‹
Mag er ein Gott der Juristen bleiben
Mit seinem nishkamakarma
Uns lässt er kalt

Ja meine Schwestern
Wir sind Gott los
Es gibt keinen Ort für uns in ihren Himmeln
Und keinen auf ihrer Erde
Der Väter und Söhne
Der Herren und Knechte
Der Priester und Professoren
Der Krieger und Kapitalisten

(Mies 2008)

Im September 1972 schloss Maria Mies erfolgreich ihre Doktorarbeit ab und bekam kurz darauf einen Lehrauftrag an der neugegründeten Fachhochschule Köln im Fachbereich Sozialpädagogik. In dieser Zeit beschäftigte sie sich intensiv mit der „Pädagogik der Unterdrückten“ von Paulo Freire (Abb. 13), den sie auch persönlich kennen lernte.

Sie war begeistert von seinem Ansatz, der die Theorie mit der Praxis verband und die einseitige Wissensvermittlung von „oben“ nach „unten“ aufhob. Ganz im Sinne von Freire verabschiedete sie sich in ihren Vorlesungen von dem traditionellen und autoritären Format des Frontalunterrichts. Im Zentrum stand die Diskussion, die Gruppenarbeit, die Kooperation, die Praxisrelevanz, die Eigeninitiative und die Perspektive der von Unterdrückung Betroffenen.

„Die bisherige Reihenfolge, dass zuerst die Theorie gelehrt und gelernt werden muss und danach erst die Anwendung in der Praxis folgt, diese Reihenfolge habe ich umgekehrt. Mir ging es darum, dass die StudentInnen im realen sozialen Leben direkte Erfahrungen mit den Problemen machten, die bestimmte Gruppen von Menschen – Jugendliche, Kinder, Alte, Obdachlose, MigrantInnen, Frauen – betrafen, und dass sie gemeinsam mit diesen Menschen nach konkreten Lösungen für diese Probleme suchten.“ (Mies 2008)

Angesichts des unkonventionellen Ansatzes ist es wenig verwunderlich, dass Maria Mies und ihre Studierenden immer wieder auf Ablehnung stießen. Beispielhaft lässt sich ein Praxisprojekt anführen, in dessen Rahmen spanische Gastarbeiter_innen von deutschen Studierenden Deutsch und deutsche Studierende von spanischen Gastarbeiter_innen Spanisch lernten. Als der Bischof von Köln herausfand, dass in kircheneigenen Räumen, wo das Projekt stattfand, ein Sprachkurs angeboten wurde, der sich konzeptionell an Freires Pädagogik orientierte, untersagte er die Fortsetzung des Projektes mit der Begründung: Freire sei Kommunist.

Das autonome Frauenhaus in Köln

Beeinflusst von der Neuen Frauenbewegung, die im Zuge der Studierendenbewegung entstand, starteten einige Studentinnen und Maria Mies  eine Initiative, die sich für Frauen einsetzte, die Opfer männlicher Gewalt wurden. Sie beschlossen, ein Frauenhaus in Köln zu gründen.[5] Als sie ihr Anliegen dem damaligen Sozialdezernenten vortrugen, bagatellisierte dieser das Problem und meinte, dass ein Frauenhaus nicht notwendig sei. Um weitere Schritte einzuleiten, müssten sie erstmal den Bedarf nachweisen. Gesagt getan: Im Rahmen einer Straßenaktion zum Thema „Prügelnde Männer“ sammelten sie etwa 2000 Unterschriften für die Gründung eines Frauenhauses in Köln. Außerdem führten sie eine Befragung durch und werteten die Aussagen aus. Kurz nach der Straßenaktion wurde eine Versammlung einberufen und der Trägerverein „Frauen helfen Frauen e.V.“ (FhF) gegründet. Frauen, die Schutz suchten, hatten fortan die Möglichkeit, sich an den Verein zu wenden. Da es noch kein Frauenhaus gab, wurden die Frauen mit ihren Kindern zumeist in privaten Wohnungen untergebracht.

Der steigende öffentliche Druck, ausgelöst durch die geschickte Indienstnahme der Presse, führte dazu, dass die Stadtverwaltung Zugeständnisse machte und zumindest ein Frauenhaus in Aussicht stellte. Die Angelegenheit wurde allerdings verschleppt und der Verein entschloss sich – angesichts der untragbaren Situation -, selbst ein Haus anzumieten. Die Stadt wurde so vor vollendete Tatsachen gestellt und finanzierte letzten Endes sogar eine Sozialpädagoginnenstelle.

„Der Kampf um das Kölner Frauenhaus hatte mir die Augen geöffnet über den wahren Zustand unserer Gesellschaft; vor allem darüber, wie viel Gewalt sich hinter der angeblich friedlichen Fassade der bürgerlichen Familien verbarg, insbesondere Gewalt gegen Frauen, die bis zu unseren Aktionen total tabuisiert war, aber auch Gewalt gegen Kinder. Darüber hinaus begriff ich, dass das, was gemeinhin die objektive Wissenschaft genannt wurde und wird, diese Realität bisher überhaupt nicht erfasst hatte (…).“ (Mies 2008)

Diesem Missstand begegnete Maria Mies mit einem neuen und bahnbrechenden Forschungsansatz, der den tradierten Wissenschaftsbetrieb revolutionieren sollte. Ihr neuer Ansatz einer engagierten Frauenforschung basierte auf sieben methodischen Postulaten, die von ihr aufgestellt und die sich Feministinnen weltweit zu Eigen machten.[6] Zudem regte sie zusammen mit Claudia von Werlhof und Veronika Bennholdt-Thomson an, eine „Sektion Frauenforschung“ innerhalb der „Deutschen Gesellschaft für Soziologie“ zu etablieren, da diese die „Frauenfrage“ ausblendete. Als ihr Vorhaben abgeschmettert wurde, gründeten sie kurzerhand den Verein „Sozialwissenschaftliche Theorie und Praxis für Frauen“, der später die einflussreiche  Zeitschrift „beiträge zur feministischen Theorie und Praxis“ herausgab.

Maria Mies zurück in Indien

Im Rahmen eines Projektes in Südindien 1978/79 bekam Maria Mies die Möglichkeit, ihren neuen Forschungsansatz in der Praxis zu erproben. Thema war die ländliche „Subsistenzproduktion“ von Frauen in Indien. Unter Subsistenzproduktion bzw. Lebensproduktion versteht Maria Mies „(…) alle Arbeit, die bei der Herstellung und Erhaltung des unmittelbaren Lebens verausgabt wird und auch nur diesen Zweck hat.“ (Mies 2008) Zur Themenwahl ist anzumerken, dass in dieser Zeit (linke) Intellektuelle eine Debatte führten, die von Claudia von Werlhof, Veronika Bennholdt-Thompson und von Maria Mies sehr kritisch beäugt wurde. In dieser Debatte wurde die Subsistenzproduktion zumeist als etwas Rückständiges abgetan, das bei der Analyse des Kapitalismus getrost vernachlässigt werden kann. Maria Mies, Veronika Bennholdt-Thompson und Claudia von Werlhof waren hingegen der Überzeugung, dass die Subsistenzproduktion das Herz des Kapitalismus ist und entscheidend zur Vermehrung des Kapitals beitrage.

„Unsere Hypothese: Auch die lohnlose Hausarbeit, die Arbeit der Kolonien und der Natur gehören zur Subsistenzproduktion und werden für die Kapitalakkumulation ausgebeutet.“ (Mies 2008)

Ihr Forschungsprojekt im Allgemeinen und das Studium von Frauen in der indischen Heimindustrie in Narsapur im Besonderen ließen genau diesen Zusammenhang zwischen Subsistenzarbeit und Kapitalakkumulation offen zu Tage treten. In Telengana bestätigten sich ihre Annahmen auch in Bezug auf die Landarbeiterinnen.

„Es war eindeutig: Auch hier, wie in der Spitzenindustrie in Narsapur, stellten arme Frauen die Subsistenzbasis sowohl für ihre Familien aber auch für die kapitalistische Akkumulation lokaler Landlords wie internationaler Konzerne. Ohne ihre Subsistenzproduktion wäre das nicht möglich gewesen. Die Subsistenzproduktion war und ist notwendige Voraussetzung aller Produktion.“ (Mies 2008)

Die Ergebnisse ihrer Studie zur Heimindustrie wurden 1982 unter dem Titel: „The Lacemakers of Narsapur: Indian Housewives Produce for the World Market“ („Die Klöpplerinnen von Narsapur: Indische Hausfrauen produzieren für den Weltmarkt“) veröffentlicht. Kurz darauf erschien 1983 das erste gemeinsame Buch mit Claudia von Werlhof und Veronika Bennholdt-Thompson, das den bezeichnenden Titel „Frauen, die letzte Kolonie: Zur Hausfrauisierung von Arbeit“ trug und in das die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt mit einflossen. Damit waren die Grundsteine für eine feministisch-materialistische Theorie gelegt, die als „Bielefelder (Subsistenz-)Ansatz“ bekannt wurde.

Nach ihrem Forschungsaufenthalt in Indien und dem erfolgreichen Abschluss ihrer Promotion zog es Maria Mies immer wieder nach Indien. Sie wollte den Kontakt nicht verlieren und mehr über die indische Frauen- und Studierendenbewegung erfahren. Abgesehen davon entwickelte sie eine enge Beziehung zu Saral Sarkar, einem ihrer ehemaligen Studenten in Pune, der Lektor am Goethe-Institut in Hyderabad war. Dieser war bestens vertraut mit der Studierendenbewegung und organisierte linke Diskussionsrunden, was ihm alsbald Schwierigkeiten einbrachte.

Bereits Ende der 60er Jahre kam es in Indien zu Bauern- und Bäuer_innenaufständen gegen die Großgrundbesitzer, die das Land an sich gerissen hatten und die landlose Bevölkerung gnadenlos ausbeuteten. Viele Studierende begrüßten den Aufstand und den revolutionären Kurs der „Naxaliten“[7], die sich stark am Maoismus orientierten und mit Waffengewalt gegen die Unterdrückung vorgingen.

„Frisch von der Universität schlossen sie sich der politischen Bewegung an und gingen wie einst die Anhänger der russischen ,Narodniki‘ (Volkstümler) aufs Land, um unter den Bauer zu leben und zu arbeiten.“ (Krinn 2011)

Mitte der 70er Jahre kam es zu Massenprotesten und die politische Situation verschärfte sich zunehmend. Die Staatsgewalt reagierte mit aller Härte und die damalige Premierministerin Indira Gandhi verhängte den Notstand über ganz Indien. In der Folge wurden bürgerlichen Freiheiten beschnitten und es kam zu Massenverhaftungen, von denen auch der Freundeskreis von Maria Mies in Hyderabad betroffen war. Ihrem Freund Saral Sarkar, der als „Linker“ bekannt war, drohte sogar die Ausweisung. In Anbetracht dieser bedrohlichen Situation entschlossen sich Maria Mies und Saral Sarkar dazu, ihrer Beziehung ein formales Gesicht zu geben. (Abb. 14 und 15: Indien)

Indien

„(…) 1976 haben wird vor einem indischen Standesbeamten geheiratet, ohne Pomp. Ein paar Freunde hatten lediglich eine Girlande mitgebracht, die wir uns gegenseitig umhängten. Eigentlich wollte ich nicht heiraten. Als Feministin hielt ich die Ehe für eine Falle. Saral dachte ähnlich.“ (Mies 2008)

Die Ehe der beiden war zunächst eine Besuchsehe, da Maria Mies in Deutschland bleiben wollte und Saral Sarkar weiterhin in Indien arbeitete. 1982 gab er jedoch seine Lektorenstelle auf, um zu ihr nach Köln zu ziehen, wo er gemeinsam mit ihr bis heute lebt.

Maria Mies am Institute of Social Studies

Einige Jahre bevor Saral Sarkar nach Deutschland auswanderte nahm Maria Mies im Frühjahr 1979 einen Lehrauftrag am „Institute of Social Studies (ISS)“ in Den Haag an. Der Schwerpunkt lautete „Women and Development“ (Frauen und Entwicklung) und sie bekam die Möglichkeit, mit Frauen aus der „Dritten Welt“ zusammenzuarbeiten.

„Ich sollte (…) einen MA-Kurs für Frauen in ›Development Studies‹ (..) aufbauen. Ich befolgte den Rat des Direktors aber nicht, sondern beantragte sofort Stipendien für etwa zehn Studentinnen, die ich suchte: in Indien, in Bangladesh oder in Holland, wo sie als Flüchtlinge aus Argentinien und anderen Dritt-Welt-Ländern lebten.“ (Mies 2008)

Mithin kamen die ersten Studentinnen aus Indien, Bangladesh, Äthiopien, Südafrika, Argentinien, Trinidad und Tobago, Niederlande und Belize. Im Rahmen des von Maria Mies angebotenen Kurses nahmen sie Kontakt zu feministischen Gruppen vor Ort auf, um – gemäß der methodischen Postulate – gemeinsame Praxisprojekte durchzuführen. Am Ende des Semesters war ein Bericht über die Zusammenarbeit mit den feministischen Gruppen anzufertigen, der gemeinsam evaluiert wurde. Freilich wurde der feministisch ausgerichtete Kurs, der der klassischen didaktischen Konzeption grundlegend widersprach, von den Platzhirschen am ISS skeptisch beäugt. Es gab allerdings auch männliche Kollegen, die ihn unterstützten. Dennoch wurde etwa ein Jahr nach der Initiierung des Kurses auf einer Institutssitzung beschlossen, dass „Women and Development“ nicht mehr als eigenständiges Programm angeboten werden soll. Maria Mies und ihre Studentinnen reagierten empört und verliehen ihrem Unmut Ausdruck. Mit Erfolg: Der Kurs behielt seine Eigenständigkeit und entwickelte sich zum beliebtesten des ISS.

Obwohl sie am ISS viel erreicht hatte, kehrte Maria Mies 1981 nach Deutschland an die Fachhochschule Köln zurück. Nicht zuletzt, weil sie sich trotz aller Erfolge und Kontakte einsam fühlte.

Für den Frieden und die Emanzipation der Frau

Nach ihrem Aufenthalt in den Niederlanden begann Maria Mies sich gegen die Gen- und Reproduktionstechnik zu engagieren. Diese verzeichnete in den 80er Jahren „große Erfolge“, gewann zunehmend an Einfluss und wurde von der breiten Öffentlichkeit mit Begeisterung begrüßt.

„Wir sahen jedoch, dass diese Technologie Tür und Tor öffnen würde für die industrielle und kommerzielle Menschenproduktion. Frauen galten dieser Bio-Industrie nur noch als Rohstofflieferantinnen: von Eizellen und von Gebärmüttern, z. B. als ›Leihmütter‹.“ (Mies 2008)

Ausgehend von der drohenden Gefahr der Enteignung weiblicher Gebärfähigkeit gründete sich ein internationales Netzwerk, dessen kämpferischer Name von Maria Mies vorgeschlagen wurde: „Feminist International Network of Resistance to Reproductive and Genetic Enginieering“ („Feministisches internationales Netzwerk für den Widerstand gegen die Gen- und Reproduktionstechnik“). Das Netzwerk organisierte zahlreiche Treffen (weltweit) und verfasste eine vielbeachtete Resolution, die unter anderem beim internationalen Frauenkongress der UNO verlesen wurde. Zudem trug ein Kongress in Bonn die Kritik an der Gen- und Reproduktionstechnik in die Öffentlichkeit und löste heftige Debatten aus.

In den 80er Jahren beteiligte sich Maria Mies aber nicht nur am Kampf gegen die Gen- und Reproduktionstechnik, sie engagierte sich auch für die Frauen-Friedensbewegung. Gemäß ihres Leitspruchs verstand sie sich als „Activist Scholar“ (Aktivistin und Forscherin) und nahm neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit an zahlreichen Protestaktionen teil. So zum Beispiel an einem Widerstandscamp gegen den Nato-Doppelbeschluss, der vorsah, Mittelstreckenraketen mit atomaren Sprengköpfen in Westdeutschland zu stationieren. (Abb. 16)

„Ich habe im Sommer 1983 an diesem Widerstandscamp auf dem Hunsrück teilgenommen. Ich erinnere mich, wie toll die Stimmung war. Ich konnte zunächst nicht glauben, dass es uns tatsächlich gelingen würde, auf die Raketenbasis vorzudringen, um sie mit unseren Transparenten zu besetzen. Das Gelände war mit einem hohen, dichten Zaun umgeben, das Tor war von amerikanischen Soldaten bewacht. Doch an einem vorher festgelegten Tag waren wir plötzlich auf der Basis. Wie wir dahin gekommen waren, ob durch den Zaun oder das Tor, weiß ich bis heute nicht genau. Wie durch Geisterhand besetzten wir das Gelände mit Plakaten, riefen Slogans und sangen unsere Liede.r“ (Mies 2008)

Kontroversen und wegweisende Schriften

Die 70er und 80er Jahre sind die Zeit intensiven Richtungsstreits innerhalb der Neuen Frauenbewegung. Diese Debatten können an dieser Stelle natürlich nicht im Detail nachgezeichnet werden. Von besonderer Bedeutung war die Frage nach der Rolle der Haus- und Fürsorgearbeit im Kapitalismus und die Frage: „Frauen – Opfer oder Täter?“ (Haug 1981), die auf die „Mittäterschaft von Frauen“ (Thürmer-Rohr 1983) im Hinblick auf die Produktion und Reproduktion patriarchaler Herrschaftsverhältnisse verwies.

Darüber hinaus sorgte die Forderung von Alice Schwarzer „Frauen in die Bundeswehr!“ für Unverständnis und Empörung in weiten Teilen der Neuen Frauenbewegung. Hinter der Forderung verbarg sich der Gedanke, dass sich Frauen nur dann von den Männern emanzipieren können, wenn sie über die gleichen Gewaltmittel verfügen. Maria Mies hielt diesen Gedanken für grundlegend falsch.

„Was ist das für eine Befreiung, wenn Frauen denselben Unsinn machen wie die Männer? Krieg war und ist für mich keine Lösung.“ (Mies 2008)

Maria Mies konnte nun Alice Schwarzer (Abb. 18) nicht mehr ernst nehmen. Sie organisierte sogar gemeinsam mit einigen Mitstreiterinnen eine Protestaktion unter dem Slogan „Frauen in die Bundeswehr? Wir sagen NEIN!“. Bei der Aktion ging es allerdings nicht nur um Alice Schwarzer, sondern um ein grundlegendes Problem des bürgerlichen Feminismus, auf das Maria Mies und Vandana Shiva aufmerksam machten:

„Statt zu versuchen, Hierarchien zu überwinden, verlangen die meisten Frauen heute einfach Gleichheit mit den Männern.“ (Mies & Vandana 2016)

(Clip VI) Die Kontroversen, die die Entstehung und Entwicklung der Neuen Frauenbewegung begleiteten, wurden von Maria Mies in zahlreichen Artikeln verarbeitet. Zudem veröffentlichte sie 1986 ihr bedeutendstes theoretisches Werk „Patriarchy and  Accumulation on a World Scale“, das später unter dem deutschen Titel „Patriarchat und Kapital. Frauen in der internationalen Arbeitsteilung“ erschien. Den Anstoß für das Buch lieferte ihr Wunsch, die immer wiederkehrenden Unklarheiten im Hinblick auf das Thema Feminismus zu beseitigen. Es wurde zu einem großen Erfolg und innerhalb der feministischen Debatte führte schon bald kein Weg mehr an ihm vorbei.

Vor diesem Hintergrund wurde Maria Mies von einem Verlag angefragt, ob sie ein Buch zum Thema „Ökofeminismus“ schreiben wolle. Dazu ist anzumerken, dass amerikanische Aktivistinnen, die sowohl die Gewalt gegen Frauen als auch die Gewalt gegen die Natur anprangerten, bereits 1980 ein „Ökofeministisches Manifest“ veröffentlicht hatten. Maria Mies willigte ein und versuchte Vandana Shiva, die sie schon vor vielen Jahren kennengelernt hatte, für das Buchprojekt zu gewinnen.

Vandana Shiva ist eine studierte Atomphysikerin, die zu diesem Zeitpunkt zahlreiche Widerstandsbewegungen unterstützte und sich ebenfalls als Activist Scholar verstand. (Bild 19)Als Maria Mies sie auf einer Konferenz 1988 sah und persönlich fragte, sagte sie spontan zu und 1993 erschien ihr gemeinsames Buch „Ecofeminism“ (Ökofeminismus). Die Grundthese des Buches lautete:

„Das patriarchalisch-kapitalistische System hat seine Herrschaft von Anfang an auf die Ausbeutung und Unterwerfung der Natur, fremder Länder und der Frauen aufgebaut. Natur, Frauen und fremde Länder sind bis heute die Kolonien dieses Systems. Ziel dieser Kolonisierung ist die Gewinnung unbegrenzter Macht einer Elite über alles Lebendige und Unbelebte. Ohne die Ausbeutung und Unterwerfung dieser Kolonien gäbe es die moderne Industriegesellschaft nicht.“ (Mies 2016)

In ihrem Buch zeigen Maria Mies und Vandana Shiva auf, dass es einen engen Zusammenhang zwischen der Gewalt gegenüber Frauen und der Gewalt gegenüber der Natur gibt. In Anbetracht dessen betonen sie die Notwendigkeit einer neuen Weltsicht, „(…) die erkennt, dass das Leben in der Natur (…) eine Symbiose ist, die durch Zusammenarbeit und gegenseitige Liebe und Pflege bewahrt werden muss.“ (Mies und Vandana 2016)

Wider die neoliberale Weltgesellschaft

Zu Beginn der 90er Jahre wandte sich Maria Mies verstärkt gegen die neoliberale und konzerngesteuerte Globalisierungspolitik, die auf Freihandel, Privatisierung und Deregulierung der Märkte basierte und getragen wurde von einer engstirnigen „Wachstumsideologie“, die bis heute das politische Handeln bestimmt. Zusammen mit Vandana Shiva veröffentlichte sie 1996 den „Leipziger Appeal for Women’s Food Security“ („Leipziger Aufruf für die Ernährungssicherheit von Frauen“), der sich gegen die Strategie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO richtete, die meinte, durch globalen Freihandel und industrielle Landwirtschaft den Hunger auf der Welt besiegen zu können. Aus der Sicht von Maria Mies und Vandana Shiva schlug die Organisation den völlig falschen Weg ein, da die Strategie auf dem Trugschluss basiere, dass die unsichtbare Hand des freien Marktes automatisch zu Wohlstand und Frieden führen würde. (Abb. 20)

„Freihandel bedeutet eben Freiheit der Ausbeutung, ohne Verantwortung für die Opfer.“ (Mies 2016)

Dementsprechend forderten sie in ihrem Aufruf:

– Lokalisierung statt Globalisierung
– Gewaltlosigkeit
– Respekt vor der Integrität der Natur und ihrer Lebewesen
– Einsicht, dass Menschen Teil der Natur und nicht ihre Herren sind
– Schutz der Biodiversität und der kulturellen Vielfalt in Produktion und Konsum
– Männer und Frauen sind zu gleichen Teilen für die Ernährungssicherheit zuständig und müssen diese Arbeit teilen. (Mies 2008)

Ausgehend von diesen Forderungen formierte sich ein Netzwerk, das Frauen aus dem globalen Norden und dem globalen Süden in ihrem Kampf gegen die konzerngesteuerte Globalisierung vereinte. Das Netzwerk nannte sich „Diverse Women for Diversity“ („Vielfältige Frauen für Vielfalt“) und verstand sich als Teil einer neuen internationalen Protestbewegung:

„Die Teilnehmerinnen an dieser Bewegung beschränkten sich nicht auf akademische Analysen, sondern nahmen teil an den Kämpfen auf der Straße, wo sie, wie ich, das meiste über den gegenwärtigen Zustand der Welt erfuhren.“ (Mies 2008)

Etwa zeitgleich begann Maria Mies mit einer kleinen Gruppe, bestehend aus Frauen und Männern, gegen das „Multilaterale Abkommen über Investitionen“ (MAI) aufzubegehren, das für Maria Mies und Claudia von Werlhof eine „Lizenz zum Plündern“ darstellte. Das Hauptproblem des Protestes bestand darin, dass die Bevölkerung das Abkommen kaum zur Kenntnis genommen hatte und selbst die Gewerkschaftsspitzen kein Interesse an der Thematik zeigten.

„Mir wurde klar, dass wir auf diesem Weg, die großen Verbände zum Widerstand zu mobilisieren, nicht weiterkommen würden. Sollten wir also resignieren? Das war uns nicht möglich.“ (Mies 2008)

Schließlich beschloss die Gruppe, die sich „Komitee Widerstand gegen das MAI“ nannte, einen Kongress in Bonn zu veranstalten, um auf die Gefahren des MAI aufmerksam zu machen und zum Widerstand aufzurufen. Der Kongress, an dem etwa 500 Menschen teilnahmen, war ein großer Erfolg. Letztlich scheiterte das Abkommen, da sich Frankreich und Kanada weigerten, es zu unterschreiben. Damit war das Thema MAI (vorerst) vom Tisch. Die Atempause war allerdings nur kurz, da angekündigt wurde, dass die Minister der Welthandelsorganisation (WTO) danach trachten, ein neoliberales Gesamtregelwerk für die Weltwirtschaft und den Welthandel bei einer Konferenz, die im November 1999 in Seattle stattfinden sollte, zu verabschieden. Bereits im Frühjahr 1999 nahm Maria Mies an einem internationalen Treffen in Genf teil, das von Kritiker_innen einberufen wurde, um den Widerstand gegen die sogenannte Millenniumsrunde zu organisieren. Das Treffen endete mit einer Erklärung, deren Botschaft weltweit verbreitet wurde: KEINE MILLENNIUMSRUNDE DER WTO!

„Durch die Erklärung wurden Hundertaussende über die neoliberale Globalisierung und über das, was sie lokal und international für Menschen und Natur bedeutet, informiert und mobilisiert. Sie hat dazu beigetragen, dass in Seattle im November 1999 auch die WTO-›Jahrtausendrunde‹ mit einem Fiasko endete, dass der internationale Widerstand gegen die globale Freihandelspolitik gestärkt wurde und sich zu einer ›Globalisierung von unten‹ entwickelte.“ (Mies 2008)

Im Jahr 2000 wurde dann die globalisierungskritische Nichtregierungsorganisation Attac Deutschland gegründet und Maria Mies etablierte innerhalb der Organisation ein Frauennetzwerk, das später „FeministAttac“ genannt wurde. 2002 organisierte sie, wie in den 70er Jahren, ein politisches Nachtgebet, um Widerstand gegen das „Allgemeine Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen“ (GATS) zu leisten. Das Nachtgebet fand unter dem Motto statt:

Eine andere Welt ist notwendig!
Eine andere Welt ist möglich!
Eine andere Welt hat schon begonnen!

Entgegen dem unverkennbaren Optimismus, der in diesen Zeilen liegt, fiel es Maria Mies angesichts der weltweiten Situation zunehmend schwerer die positiven Aspekte zu würdigen. Im Zuge der Ausarbeitung ihres Buches „Krieg ohne Grenzen: Die neue Kolonisierung der Welt“, das 2004 erschien, wurde sie krank und bekam 2006 mehrere epileptische Anfälle. Ihr Optimismus wich (vorübergehend) einem Pessimismus und sie stellte sich die Frage: „Woher soll angesichts dieser Zerstörung des Lebendigen noch Hoffnung herkommen?“ (Mies 2008). 2008 erschien trotz aller Zweifel ihre Autobiografie „Das Dorf und die Welt. Lebensgeschichten – Zeitgeschichten“ mit der sie gegen das Vergessen anschreibt, um „(…) den lebendigen Zusammenhang zwischen gestern, heute und morgen in den Köpfen und Herzen zu erhalten.“ (Mies 2008)

Letzten Endes verlor Maria Mies nie die Hoffnung und kämpft bis heute für eine menschenwürdige Zukunft jenseits von Patriarchat und Kapital. Beispielhaft hierfür steht das Editorial der Neuausgabe des Buches „Ökofeminismus“ von 2016, das mit der kraftvollen und optimistischen Behauptung schließt, dass eine Alternative zum Bestehenden nicht nur wünschenswert und notwendig ist, sondern auch schon begonnen hat.

Autor: Stefan Schuster, M.A.

 

Literatur

Bloch, Ernst (1985): Das Prinzip Hoffnung. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Brecht, Bertolt (1994): Prosa 3. Sammlungen und Dialoge. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe. Band 18. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.

Elbe, Ingo (2015): „Zwischen Marx, Marxismus und Marxismen – Lesarten der Marxschen Theorie“. In: Maulwurfsarbeit III. Berlin: Rosa Luxemburg Stiftung S. 97–110.

Getzschmann, Lutz (2011): Indien und die Naxaliten. Agrarrevolten und kapitalistische Modernisierung. Köln: Neuer ISP-Verlag.

Goffman, Erving 2016: Asyle: über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. 20. Auf. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Freire, Paulo (1971): Pädagogik der Unterdrückten. Stuttgart; Berlin: Kreuz-Verlag.

Frigga Haug (1981): Frauen – Opfer oder Täter? [Abruf am 29.06.2018 unter: http://friggahaug.inkrit.de/documents/Opfer_oder_Tater_fuerFrigga.pdf].

Krinn, Carsten (2011): Vorwort. In: Getzschmann, Lutz: Indien und die Naxaliten. Agrarrevolten und kapitalistische Modernisierung. Köln: Neuer ISP-Verlag. S. 9-11.

Nave-Herz, Rosemarie (1988): Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland. Bonn: Bundezentrale für politische Bildung.

Mies, Maria (1986): Indische Frauen zwischen Unterdrückung und Befreiung. Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt .

Mies, Maria (1993): Überflüssiges Wachstum – die Grundlagen seiner Ideologie. Köln: Zentrum für Gruppenstudien und Gemeinwesenarbeit.

Mies, Maria; Bennholdt-Thomsen, Veronika; Mies, Maria (1999): The subsistence perspective. Beyond the globalised economy. London; New York; North Melbourne (Australia): Zed Books Spinifex Press.

Mies Maria (2002): Globalisierung von unten. Der Kampf gegen die Herrschaft der Konzerne. Hamburg. Europäische Verlagsgesellschaft.

Mies, Maria; Werlhof, Claudia von (2003): Lizenz zum Plündern. Das Multilaterale Abkommen über Investitionen »MAI«. Globalisierung der Konzernherrschaft – und was wir dagegen tun können. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt.

Mies, Maria (2004): Krieg ohne Grenzen. Die neue Kolonisierung der Welt. Köln: PapyRossa.

Mies, Maria (2008): Das Dorf und die Welt: Lebensgeschichten – Zeitgeschichten. Köln: PapyRossa.

Mies, Maria (2015): Patriarchat und Kapital. Vollständig durchgesehene und durch ein aktuelles Vorwort erweiterte Ausgabe. München: bge-verlag.

Mies, Maria & Shiva, Vandana (1996): Leipziger Appeal for Women’s Food Security. [Abruf am 29.09.2017 unter: https://www.iatp.org/sites/default/files/Leipzig_Appeal_for_Womens_Food_Security.htm].

Mies, Maria; Shiva, Vandana (2016): Ökofeminismus – Die Befreiung der Frauen, der Natur und unterdrückter Völker. Eine neue Welt wird geboren. Neu-Ulm: AG SPAK Bücher.

Thürmer-Rohr, Christina (1983): Aus der Täuschung in die Ent-täuschung – zur Mittäterschaft von Frauen. In: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis. Köln : 1983 Heft: 8 Band: 6 , 11-25 S.

Werlhof, Claudia von; Mies, Maria; Bennholdt-Thomsen, Veronika (1988): Frauen, die letzte Kolonie. Zur Hausfrauisierung der Arbeit. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

Ziegler, Sylvia (1998): Wendepunkt Frauenhaus?: Zur Situation ehemaliger Frauenhausbewohnerinnen. Am Beispiel des Lörracher Frauenhauses.  Pfaffenweiler: Centaurus Verlag und Media UG.

 

Anmerkungen

[1] Bei Brecht (1994) heißt es:

„Der reißende Strom wird gewalttätig genannt
Aber das Flußbett, das ihn einengt
Nennt keiner gewalttätig.
Der Sturm, der die Birken biegt
Gilt für gewalttätig
Aber wie ist es mit dem Sturm
Der die Rücken der Straßenarbeiter biegt?“

[2] Eine totale Institution ist eine „(…) Wohn- und Arbeitsstätte einer Vielzahl ähnlich gestellter Individuen (..), die   für längere Zeit von der übrigen Gesellschaft abgeschnitten sind und miteinander ein abgeschlossenes, formal reglementiertes Leben führen“ (Goffman 2016).

[3]  An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass es den Marxismus nicht gibt, sondern unterschiedliche Strömungen und Entwicklungslinien. Marxismus mit Stalinismus gleichzusetzen, wie es oft geschieht, ist daher ahistorisch und falsch. Insbesondere der sogenannte Untergrundmarxismus übte scharfe Kritik an der Dogmatisierung des Marxschen Denkens in den „realsozialistischen“ Ländern (vgl. Elbe 2015).

[4] Dieser Slogan, der das Flugblatt zum Nachtgebet schmückte, ist ein abgewandelter Satz von Ernst Bloch. Er findet sich in „Das Prinzip Hoffnung“ und lautet im Original: »Das Weib liegt unten, es wird seit langem dazu abgerichtet. Ist immer greifbar, immer gebrauchsfähig, ist die Schwächere und ans Haus gefesselt« (S. 687).

[5] Die Idee eines gesonderten Schutzraumes, wo Frauen mit ihren Kindern Zuflucht vor ihren gewalttätigen Lebensgefährten fanden, kam ursprünglich aus England, wo 1971 das erste Frauenhaus entstand. Das erste deutsche Frauenhaus war in West-Berlin (vgl. Nave-Herz 1988; Ziegler 1998).

[6] Die sieben Postulate lauten:

1. „Das Postulat der Wertfreiheit, der Neutralität und Indifferenz gegenüber den Forschungsobjekten – bisher wichtigster Maßstab für Objektivität – wird ersetzt durch bewusste Parteilichkeit.

2. Die vertikale Beziehung zwischen Forschern und Erforschten, die ›Sicht von oben‹ wird ersetzt durch die ›Sicht von unten‹.

3. Die kontemplative, uninvolvierte ›Zuschauerforschung‹ (…) wird ersetzt durch aktive Teilnahme an emanzipatorischen Aktionen und die Integration von Forschung in diese Aktionen.

4. Teilnahme an Aktionen und Integration von Forschung in Aktionen bedeutet ferner, dass die Veränderung des Status Quo als Ausgangspunkt für wissenschaftliche Erkenntnis angesehen wird.

5. Aus dem Vorangegangenen ergibt sich, dass die Wahl des Forschungsgegenstandes nicht mehr der Beliebigkeit der einzelnen Sozialwissenschaftlerin oder ihren subjektiven Karriereinteressen überlassen bleiben kann, sondern abhängig sein wird von den allgemeinen Zielen und den Erfordernissen der sozialen Bewegung zur Aufhebung von Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen.

6. Der Forschungsprozess wird zu einem Bewusstwerdungsprozess sowohl für die bisherigen Forschungs›subjekte‹ als auch für die bisherigen Forschungs›objekte‹.

7. Die Aneignung der eigenen Geschichte als Subjekte und als Voraussetzung für Frauenemanzipation bedeutet weiterhin, dass die Entwicklung einer feministischen Gesellschaftstheorie nicht in Forschungsinstituten entstehen kann, sondern in der Teilnahme an den Aktionen und Kämpfen der Bewegung, in der theoretischen Auseinandersetzung über Ziele und Strategien und der dauernden Diskussion mit den ehemaligen Forschungs›objekten‹“ (Mies 2008).

[7] Bei den Naxaliten – benannt nach dem Dorf Naxalbari –  handelt es sich um maoistische Rebellen, die für eine „Volksdemokratische Revolution“ kämpfen. Den Naxaliten ist es im Verlauf der Zeit gelungen, im Osten Indiens einen „roten Korridor“ zu etablieren, der von Andrah Pradesh in Südindien bis nach Nepal reicht. Gegenwärtig sind sie in 20 der 28 Bundesstaaten aktiv und haben tausende Menschen unter Waffen (vgl. Getzschmann 2011; Krinn 2011).

AbbildungsverzeichnisBild 1: The Mies family, 1940. Maria is in the first row on the right side

Bild 2: Panzersperren des Westwalls bei HollerathEifel (2008). Rainer Ehricke (The original uploader was Re123at German Wikipedia..),Eifel westwall2, CC BY-SA 3.0

Bild 3: Westwall-Arbeiter begrüßen Adolf Hitler bei dessen Besuch im Oktober 1938. Bundesarchiv Bild 183-2004-1202-501, Westwall, Besichtigung durch Adolf Hitler, CC BY-SA 3.0 DE

Bild 4: Bundesarchiv, Bild 146-1976-137-06A / Unknown / CC-BY-SA 3.0, Bundesarchiv Bild 146-1976-137-06A, Koblenz, Trümmerfrauen,CC BY-SA 3.0 DE

Bild 5: Elfte These, Original-Handschrift von Marx. (Gemeinfrei).

Bild 6: Boeing B-52beim Bombenabwurf (Gemeinfrei)

Bild 7: Hubschraubereinsatz in Vietnam, 1966 (Gemeinfrei)

Bild 8: Demonstrationsaufruf aus Berlin(Gemeinfrei)

Bild 9: Protest gegen die Notstandsgesetze, Technische Universität Berlin, Mai 1968 Holger.Ellgaard, TU Berlin 1968a, CC BY 3.0

Bild 10: Erster gesamtdeutscher Ostermarsch am ehemaligen Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße in Berlin, 1990 Bundesarchiv, Bild 183-1990-0415-010 / Settnik, Bernd / CC-BY-SA 3.0, Bundesarchiv Bild 183-1990-0415-010, Berlin, Ostermarsch, Heinrich-Heine-Straße, CC BY-SA 3.0 DE

Bild 11: Dorothee Sölle (links; 1981). (…) van Smirren / Anefo, Dorothee Sölle (1981), CC BY-SA 3.0 NL

Bild 12 : Antoniterkirche in Köln, im Juni 2012. © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), Antoniterkirche Köln-3844,CC BY-SA 4.0

Bild 13 : Paulo Freire. Slobodan Dimitrov, Paulo Freire 1977,CC BY-SA 3.0

Bild 14: Maria Mies und Saral Sarkar (Mitte) in Hyderabad 1976 (Aus: The Village and the World)

Bild 15: Maria Mies mit ihren Schwägerinnen (Aus: The Village and the World)

Bild 16: Mittelstreckenrakete MGM-31B Pershing II (Gemeinfrei)

Bild 17: Aufkleber zum 2. Frauenwiderstandscamp 1984 im Hunsrück (Gemeinfrei)

Bild 18: Alice Schwarzer (Oktober 2010)Foto: Michael Lucan, Lizenz: CC-BY 3.0, Allice schwarzer I 2010, CC BY 3.0

Bild 19: Vandana Shiva während einer Podiumsdiskussion auf dem Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln. Elke Wetzig (Elya), Vandana shiva 20070610, CC BY-SA 3.0

Bild 20: Globalisierungskritisches Plakat mit Totenkopf zum G8-Gipfel in Heiligendamm 2007; übersetzt etwa „Das zweite Gesicht eurer Globalisierung“ Herder3, Antiglob rostock 2 6 07, CC BY-SA 3.0

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