"Als ich zuletzt mit Scott sprach, war er frohen Mutes, trotz der Anklage und anstehenden Gerichtsverhandlung. Scott deponiert Wasser und Nahrung in der Wüste, weil andernfalls dort Menschen sterben, und er weiß, dass er damit das Richtige tut."
Carrot Quinn, The Guardian, https://www.theguardian.com/global/2018/jan/26/scott-warren-no-more-death-arrested-migrants-waterWeiterlesen:
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Vereinigte Staaten
Ort des Kampfes für Menschenrechte: Ajo, Sonora-Wüste, Arizona (Grenze zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Mexico)
No More Deaths (No Más Muertes)
Ort: Ajo, ArizonaEintrittsgrund:
Funktion / Tätigkeit: Koordination der Humanitären Hilfe
Leitmotiv
Scott Warren, Professor für Geografie an der University of Arizona, engagiert sich als Freiwilliger bei der Organisation “No More Deaths”. Die Organisation leistet humanitäre Hilfe mit dem Ziel, weitere Todesfälle von Migrant*innen in der Sonora-Wüste zu verhindern. Im Januar 2018 wurde Scott Warren verhaftet, weil er Migranten an der Grenze mit Wasser und Unterkunft versorgte. Das wegen “krimineller Beherbung und krimineller Verschwörung” angestrebte Verfahren hätte bis zu 20 Jahren Haft bedeutet, wurde aber im Juni 2019 ohne Ergebnis beendet, da sich die Geschworenen nicht auf ein Urteil einigen konnten. Ein neues Verfahren ist für November 2019 angekündigt.
Wie wurde die Geschichte bekannt?
Die Organisation “No More Deaths” veröffentlicht regelmäßig Pressemitteilungen zum Verfahrensstand.
Erstes Verfahren beendet am 12. Juni 2019. An 2.07.2019 wurde ein neues Verfahren für November angekündigt.
Wann wurde die Geschichte bekannt?
Presseerklärung “Border Patrol arrests humanitarian-aid provider and two individuals receiving care” von “No More Deaths” am 23. Januar 2018 http://forms.nomoredeaths.org/border-patrol-arrests-humanitarian-aid-provider-and-two-individuals-receiving-care/
Wo wurde die Geschichte bekannt?
s.o.
Durch wen wurde die Geschichte bekannt?
s.o.
- Religiöse Einstellung
- Ehrenamtliche Tätigkeit
- Hilfsorganisation
Asylrecht
EINLEITUNG
Scott Warren, Professor für Geografie an der University of Arizona, engagiert sich als Freiwilliger bei der Organisation “No More Deaths”. Die Organisation leistet humanitäre Hilfe mit dem Ziel, weitere Todesfälle von Migrant_innen in der Sonora-Wüste zu verhindern. Im Januar 2018 wurde Scott Warren verhaftet, weil er Migranten an der Grenze mit Wasser und Unterkunft versorgte. Das wegen “krimineller Beherbung und krimineller Verschwörung” angestrebte Verfahren hätte bis zu zwanzig Jahren Haft bedeutet, wurde aber im Juni 2019 ohne Ergebnis beendet, da sich die Geschworenen nicht auf ein Urteil einigen konnten. Im November 2019 wurde ein neues Verfahren eingeleitet, in dem Scott Warren schließlich freigesprochen wurde. Die Organisation ‘No More Deaths’ berichtet jedoch weiterhin von Durchsuchungen, die ihre Arbeit behindern.
DIE GESCHICHTE
Scott Warren, USA
“Keine Toten mehr” (“No More Deaths”)
Scott Warren leistet als Freiwilliger für die humanitäre Organisation No More Deaths lebenswichtige humanitäre Hilfe, um das Recht auf Leben von Migrant_innen zu schützen und weitere Todesfälle von Migrant_innen und Asylsuchenden in der Sonora-Wüste zu verhindern. Der promovierte Geograf lebt seit 2013 in der Stadt Ajo im US-Bundesstaat Arizona. Ajo liegt rund 56 Kilometer nördlich der US-mexikanischen Grenze in der Sonora-Wüste, mitten in einem etwa 110 Kilometer breiten Korridor, der von Migrant_innen auf ihrem Weg in die USA genutzt wird. Dort wurde er auch festgenommen. Die Festnahme erfolgte nur Stunden nach der Veröffentlichung eines Berichts von “No More Death”, der die vorsätzliche Vernichtung humanitärer Hilfsgüter im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko durch die Grenzbehörden dokumentiert.
“No More Deaths” (“No Más Muertes” auf Spanisch) deponiert Wasser und andere humanitäre Hilfsgüter in Wüstengebieten, in denen die Zahl der Todesfälle unter Migrant_innen hoch ist.
Der Grenzabschnitt in Arizona ist der tödlichste der USA: In den vergangenen zwanzig Jahren wurden von den US-Grenzbehörden 7242 Todesfälle an der Grenze registriert – davon entfiel ein Anteil von etwa 38,3 Prozent auf Arizona. Die tatsächliche Zahl der Todesfälle liegt vermutlich höher.
Das harte Vorgehen an der US-mexikanischen Grenze gegen Aktivist_innen, die sich für die Menschenrechte von Migrant_innen einsetzen, steht in einem größeren Zusammenhang mit dem Angriff der Trump-Administration auf das Asylsystem in den USA und die Einwanderungspolitik im Allgemeinen. Weitere Informationen hierzu finden Sie in dem Bericht You Don’t Have Any Rights Here (“Sie haben hier keine Rechte”) von Amnesty International aus dem Jahr 2018. Amnesty International hat dokumentiert, wie Menschen, die in den USA Sicherheit und Schutz suchen, an der Grenze systematisch ihr Recht auf Asyl verweigert wird.
“Sie haben hier keine Rechte”
Bereits seit 1994 wird das Konzept “Prevention through deterrence” (“Prävention durch Abschreckung”) eingesetzt, dass Migration in urbanen Gegenden durch Mauern und Militarisierung nahezu vollständig verhindert, so dass sie sich in gefährliche Gegenden verlagert. Zu dieser Abschreckungsstrategie gehört eine Vielzahl taktischer Maßnahmen, um Asylsuchende davon abzuhalten, über offizielle Einreisestellen eine Einreise in die USA zu beantragen. Dadurch geraten sie in eine Situation, in der es häufig sinnvoller erscheint, eine der extrem gefährlichen “irregulären” Routen zu nehmen, um in die USA zu gelangen. Zu diesen taktischen Maßnahmen gehört auch das derzeitige System der “Erfassung” von Asylsuchenden, das diese zwingt, ihre Namen den illegalen Wartelisten Tausender weiterer Asylsuchender hinzuzufügen, von denen, wenn überhaupt, täglich nur wenige aufgerufen werden. Auf der mexikanischen Seite der Grenze gestrandet, werden Migrant_innen und Asylsuchende (vor allem aus gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie LGBTI, ältere Menschen, unbegleitete Minderjährige, schwangere Frauen etc.) oft gezielt Opfer von Entführungen, Erpressungen und Gewalt durch das organisierte Verbrechen und sind generell stärker gefährdet. Angesichts dieser massiven Risiken treffen viele die schwere Entscheidung, die Grenze außerhalb der offiziellen Einreisestellen zu überqueren, auch auf gefährlichen Wegen durch die Wüste. Häufig sind sie dabei auf die Hilfe von Schleuser_innen angewiesen.
Da die Trump-Administration weiterhin Obergrenzen für die Zahl der Asylsuchenden festlegt, die an den offiziellen “Ports of Entry” (Grenzübergangsstellen) bearbeitet wird, ist die Zahl der Familien, die die Grenze auf irreguläre Weise überqueren, gestiegen. Die Zahl der Familien, die die Grenze zwischen den USA und Mexiko auf irregulärem Wege überschreiten und um Asyl und internationalen Schutz ersuchen, ist vermutlich auch höher als die anderer Personen.
Autor: Hans Christoph Hudde