Ein|Ausblicke 08/2023

Im August konnten wir im Rahmen unseres Sommerfestes mit vielen Gästen die Fertigstellung der Fritz Bauer Bibliothek feiern. Jetzt können die Bücher einziehen, eine Aufgabe, die wir in den kommenden Wochen und Monaten angehen werden. Schon bald nach unserem Sommerfest, das auf großes Interesse traf, folgten die ersten Veranstaltungen. Der Bibliotheksraum eignet sich gut für kleinere Film- und Diskussionsveranstaltungen, Seminare und Klausursitzungen sowie Lesungen mit bis zu fünfzig Teilnehmer*innen. Die Veranstaltungen im Rahmen des im August erschienenen Herbstprogramms “Memoria Viva. Lateinamerika im Aufbruch” werden zu einem großen Teil in der Bibliothek stattfinden.

Fertigstellung Fritz Bauer Bibliothek und Sommerfest des Fritz Bauer Forums

Dr. Irmtrud Wojak (Geschäftsführerin des Fritz Bauer Forums) und Dorothee Schäfer (Kuratorin der Ausstellung) bei der Eröffnungsrede © Richard Lensit FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

Das Sommerfest mit einem Tag der offenen Tür zur Fertigstellung der Fritz Bauer Bibliothek fand mit der Beteiligung von Künstler*innen und vielen Besucher*innen am 11. August 2023 statt. Mehr als 200 Menschen nahmen dies zum Anlass, die Fritz Bauer Bibliothek zu besuchen und mehr über das Fritz Bauer Forum zu erfahren. Für die Beteiligten war es auch ein Halbzeitfest, denn der 2. Bauabschnitt hatte gerade mit den Abrissarbeiten für den quasi Neubau des Fritz Bauer Forums begonnen.

Ab 15.00 Uhr trafen mit der Eröffnung die ersten Gäste ein, Lokal- und Landespolitiker*innen, Journalist*innen, viele Freund*innen und aktive Unterstützer*innen aus der sozialen Bewegung sowie der Bochumer Stadtverwaltung waren dabei und viele der Handwerker*innen, die an dem Umbau der ehemaligen Trauerhalle Havkenscheid in eine Bibliothek beteiligt waren. Die Leiterin des Fritz Bauer Forums Irmtrud Wojak begrüßte die Gäste. Ihre Rede, die viele bewegte, lud zur Mitwirkung an der Entwicklung dieses für Bochum und weit darüber hinaus einmaligen Ortes ein, an dem das Leben und Werk des Juristen und Sozialdemokraten Fritz Bauer, sein wiederständiges Denken und Handeln, nun erstmals in der Geschichte lebendig werden kann. Sie betonte die aktuellen Aufgaben des Fritz Bauer Forums “Im Kampf um des Menschen Rechte” und die historisch-politischen Herausforderungen, die damit verbunden sind.

Die Bochumer Künstlerin Dorothee Schäfer, Kuratorin der Ausstellung in und um die neue Bibliothek aus Anlass des Sommerfestes, stellte in ihrer Begrüßungsrede die beteiligten Künstler*innen und ihre Werke vor. Die eindrucksvollen künstlerischen Arbeiten untermalten und hoben gleichzeitig die aktuelle Bedeutung des neuen Forschungs- und Erinnerungsortes mit dem Leitmotiv “Die Würde des Menschen ist unantastbar” hervor. Die Künstler*innen griffen aktuelle Themen auf und Dorothee Schäfer stellte die unterschiedlichen Werke vor, zu denen die Künstler*innen selbst kurze Texte verfasst hatten. Diese betrafen den Ort der Bibliothek und verdeutlichten ihre eigenen Anliegen dabei, die sich für die Künstler*innen aus der Auseinandersetzung mit diesem besonderen Ort, seiner Geschichte und seiner besonderen Aktualität und Ausstrahlung ergaben. Manche der Kunstinstallation luden passend zu den Zielen des Forums dazu ein, sich selbst zu beteiligen und Stellung zu den Werken und ihrer Geschichte zu beziehen.

Ein Blick in die Fritz Bauer Bibliothek © Richard Lensit FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

In der Bibliothek und auf dem Baugrundstück des Forums waren Skulpturen von Eberhard Linke, Elena Pinci Schneier, Dorothee Schäfer und Angela Schilling zu sehen. Eine Toninstallation von Ute Friederike Jürß war dem Thema der Würde des Menschen gewidmet und während der gesamten Dauer der Veranstaltung zu hören. Es waren Bilder des Malers Reinhold Spratte zu sehen, der die Cover der Buchreihe “Fritz Bauer Bibliothek” (BUXUS EDITION) mit ihren Geschichten vom Widerstand und Überleben gestaltet. Mike und Rabea zeigten ihre Fotografien und Videos, die den Protest und Widerstand gegen die Zerstörung des Hambacher Forstes und des Dorfes Lützerath dokumentieren, und sie brachten dieses Thema damit in die neue Fritz Bauer Bibliothek ein.

Die musikalische Begleitung gestaltete die „Grupo Manzanar“, die parallel dazu ihr “Víctor Jara-Projekt” vorstellte und zudem das seit vielen Jahren von der Gruppe geförderte Projekt einer Musikschule für benachteiligte Kinder und Jugendliche in der chilenischen Hafenstadt Valparaiso. Wer nicht am Sommerfest teilnehmen konnte, aber noch mehr darüber erfahren will, kann dies im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Memoria Viva” sehr gut tun. Denn die Skulptur von Eberhard Linke und das “Víctor Jara-Projekt” – die Schenkung der Terrakottaskulptur in Form einer Bronzeplastik an die Víctor Jara Stiftung in Chile – begleiten das Veranstaltungsprogramm noch bis zum 17. Oktober 2023 in der Fritz Bauer Bibliothek.

So sehr uns das außergewöhnlich große Interesse an unserem Sommerfest zumindest teilweise überrascht hat und wir bei manchem, was die Organisation betrifft, improvisieren mussten, so sehr freuen wir uns nachhaltig darüber, dass wir so viele Besucher*innen begrüßen und neu kennenlernen durften. Es entwickelten sich viele anregende Gespräche und wir freuen uns über die neuen Kooperationsmöglichkeiten, die sich in diesem Rahmen aufgetan haben.

Filmvorführung Start Wearing Purple mit BO-initiativ und weitere Veranstaltungen

Die Veranstaltung mit dem Jerusalemer Historiker und Antisemitismusforscher Moshe Zimmermann musste leider krankheitsbedingt am 29. August ausfallen, wir versuchen aber aktuell einen baldigen Nachholtermin dafür zu finden.

Im August fand auch das „2. Minifestival für visionäre Stadtentwicklung“ von BO-initiativ statt. An unterschiedlichen Orten in Bochum wurden Filme gezeigt, die sich mit zukunftsorientierter Stadtentwicklung und Sorgearbeit befassen. In diesem Zuge haben wir am 31. August den Film Start Wearing Purple in der Fritz Bauer Bibliothek gezeigt. Der Film über fünf Berliner*innen die es sich, zusammen mit vielen Anderen, zur Aufgabe gemacht haben, große Vermietungsgesellschaften zu enteignen, zeigt auf anschauliche Weise, was Menschen antreibt, sich gegen die Macht der Immobilienkonzerne zustellen.