Ein|Ausblicke 09/2023

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03.10.2023

Ein|Ausblicke 09/2023

 

Im September war es endlich soweit und wir konnten mit den ersten Veranstaltungen der Reihe „Memoria Viva. Lateinamerika im Aufbruch“ beginnen.

Tag des offenen Denkmals

Die Fritz Bauer Bibliothek kurz nach der Fertigstellung © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG, Fotograf: Richard Lensit

Am 10. September fand bundesweit der Tag des offenen Denkmals unter dem Motto „Talent. Monument“ statt. Dieser jährte sich zum 30. Mal und wir waren mit unserer Bibliothek – der seit 2015 unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Trauerhalle Havkenscheid – zum ersten Mal vertreten.

Bei traumhaftem Wetter öffnete die Fritz Bauer Bibliothek um 10 Uhr die Türen für den diesjährigen Tag des offenen Denkmals. Los ging es um 10 Uhr mit einer kurzen Führung über die Baustelle, gefolgt von einem Vortrag von Arne Keilmann, Sozialwissenschaftler mit dem Forschungsschwerpunkt Architekturgeschichte der NS-Zeit und der frühen BRD. Darüber hinaus ist er ein Enkel des Architekten Ferdinand Keilmann, nach dessen Entwurf die ehemalige Trauerhalle Havkenscheid gebaut wurde. Ferdinand Keilmann trat 1932 in die NSDAP ein, durchlief nach 1945 zweimal das Entnazifizierungsverfahren und spielte eine große Rolle im Wiederaufbau der Stadt Bochum. In seinem Vortrag bot Arne Keilmann eine spannende Mischung aus Fachwissen und persönlichen Einblicken, die er anhand vieler Bilder und Dokumenten verdeutlichte.

Am Nachmittag stand Arne Keilmann, gemeinsam mit Irmtrud Wojak, für weitere Fragen und Gespräche bereit. In einem großen Besucher*innenkreis berichtete er weiter von seiner Forschung und ordnete die Karriere seines Großvaters kritisch ein. Es fanden auch zwei weitere Führungen durch die Bibliothek und über die Baustelle statt.

Überlebende des Militärputsches in Chile am 11. September 1973 berichten

Annamaria Díaz spricht in der Fritz Bauer Bibliothek darüber wie sie den 11. September 1973 erlebte © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

Am Vorabend des 50. Jahrestages des Militärputsches in Chile am 11. September 1973 sprachen erstmals Überlebende, die in Bochum Asyl fanden, über ihre persönlichen Erfahrungen dieses Tages. Sie alle eint ihre Zeugenschaft des brutalen Militärputsches die zum Sturz der Regierung Salvador Allendes führte und die Chile für viele Jahre hinweg dramatisch verändern sollte.

Insgesamt fünf Überlebende erzählten vor einem gespannten Publikum wie sie den Tag aus ihrer ganz persönlichen Perspektive, wahrnahmen. Darunter Pedro Crovetto, der damals Mitglied der kommunistischen Jugend war und erst 10 Tage vor dem Putsch wieder nach Chile kam. Annamaria Díaz, die den Tag voller Sorge im Hinblick auf die Zukunft ihrer erst zwei Monate alten Tochter betrachtete und dennoch Freunde und Genoss*innen am Tag des Putsches mit Neuigkeiten versorgte. Iván Saldiáz, (?) Mitglied einer linken revolutionären Gruppe, dessen bewegender Brief von Cornelia Baumgart vorgetragen wurde. Mario Aguilar, der am Tag des Putsches Schüler war und von dem demokratischen Widerstand an seiner Schule erzählte sowie Carlos Gonzales, der, wie viele andere verfassungstreue Mitarbeiter*innen des Militärs, noch vor dem eigentlichen Putsch festgenommen wurde. Für uns war es ein bewegender Abend, der uns mit Bewunderung für den Mut der Überlebenden zurückließ. An dieser Stelle wollen wir nochmals den Überlebenden dafür danken, dass sie ihre Geschichten mit uns geteilt haben.

Für Alle die, die an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnten, die Geschichten finden Sie und ihr in den kommenden Wochen auf unserem YouTube-Kanal.

Lesung und Film mit Günther Wessel am 13. September

Günther Wessel in der Fritz Bauer Bibliothek © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

Am 13. September kam der in Berlin lebende Autor und Journalist Günther Wessel ins Fritz Bauer Forum und stellte sein neues Buch “Salvador Allende. Eine chilenische Geschichte” vor vielen interessierten Zuhörer*innen vor. In einem spannenden Gespräch berichtete er von der politischen Laufbahn Salvador Allendes und der aktuellen Situation in Chile. Nach einer kleinen Stärkung für die angemeldeten Lesungs-Teilnehmer*innen wurde in der Fritz Bauer Bibliothek der Film “Allende, mi Abuelo Allende” der Regisseurin Marcia Tambutti Allende gezeigt. Die Enkelin Salvador Allendes begibt sich in dem Film auf Spurensuche innerhalb ihrer eigenen Familie und lernt die Vergangenheit anhand von Fotografien und Gesprächen auf ganze neue Weise kennen.

 

Buchvorstellung mit Dorothee Weitbrecht und Valeria Vegh Weis am 21. September

Dorothee Weitbrecht und Valeria Vegh Weis im Gespräch © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

Für die Buchvorstellung des neu erschienenen Buches “Verschwunden und ermordet. Europäische Opfer des Haft- und Folterlagers El Vesubio in Argentinien” konnten wir am 21. September gleich zwei Wissenschaftlerinnen in der Fritz Bauer Bibliothek begrüßen. Zum einen Dr. Dorothee Weitbrecht, Historikerin mit dem Schwerpunkt internationale Diktatur- / Konfliktforschung und soziale Bewegungen sowie Gründerin und Geschäftsführerin der Elisabeth-Käsemann-Stiftung, die den interkulturellen Dialog zwischen Deutschland, Lateinamerika und Spanien auf wissenschaftlicher, politischer und kultureller Ebene fördert. Sie ist die Nichte von Elisabeth Käsemann, die von den argentinischen Militärs ermordet wurde. Zum anderen Valeria Vegh Weis, Juristin mit dem Fachbereich Kriminologie und Transitional Justice an der Universität Buenos Aires (UBA) und der Nationalen Universität Quilmes (Argentinien). Derzeit ist sie Research Fellow am Zukunftskolleg der Universität Konstanz, wo sie über die Rolle von Menschenrechts- und Opferorganisationen bei der Aufarbeitung von Staatsverbrechen forscht. In einem spannenden Gespräch zwischen den beiden wurden Themen wie die Aufarbeitung der Verbrechen in El Vesubio, den Aktivismus von Elisabeth Käsemann und die deutsche und argentinische Erinnerungskultur behandelt. Zwischendrin fand eine Lesung von Textstellen aus dem Buch statt, bei der Magdalena Köhler den Besucher*innen das Schicksal von Elisabeth Käsemann und Juan Miguel Thanhauser näherbrachte. Das Buch können Sie und ihr hier kaufen.

Vortrag und Diskussion mit Carlos Margotta am 24. September

Carlos Margotta während seines Vortrags in der Fritz Bauer Bibliothek © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG, Fotograf: Richard Lensit

Den Präsidenten der Chilenischen Menschenrechtskommission, Carlos Margotta Trincado, durften wir am 24. September bei uns begrüßen. In der bis auf den letzten Platz besetzten Fritz Bauer Bibliothek hielt er einen interessanten Vortrag zum Thema “Justiz und Menschenrechte – Chile 50 Jahre nach dem Militärputsch”. Aus dem anschließenden Gespräch mit Pedro Crovetto, Wirtschafts-, Sozial- und Politikwissenschaftler, und dem Publikum entwickelte sich eine spannende Diskussion zur aktuellen Lage der Menschenrechte und der Politik in Chile. Wir danken auch ganz herzlich Cornelia Baumgart für die präzise Übersetzung des Vortrags und Gesprächs ins Deutsche.

Film und Gespräch mit Dorothee Weitbrecht und Anja Stuckenberger am 26. September

Anja Stuckenberger im Gespräch mit Dorothee Weitbrecht © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

In Zusammenhang mit der Buchvorstellung von “Verschwunden und ermordet. Europäische Opfer des Haft- und Folterlagers El Vesubio in Argentinien” vom 21.09. zeigten wir eine Woche später den Film “…und dass du zwei Tage schweigst unter der Folter!” (Regie: Frieder Wagner und Osvaldo Bayer), der sich dem Schicksal von Elisabeth Käsemann widmet. Die aus Gelsenkirchen stammende Elisabeth Käsemann war 1977 von der chilenischen Militärdiktatur getötet worden. Im Anschluss an die eindrückliche Dokumentation bot Dorothee Weitbrecht, Historikerin, Gründerin der Elisabeth-Käsemann-Stiftung und Nichte von Elisabeth Käsemann im Gespräch mit Dr. Anja Stuckenberger, Leiterin der Evangelischen Stadtakademie Bochum, weitere Einblicke in die Aufarbeitung des Verbrechens und in die Erinnerung an ihre Tante.

 

 

Baustellenführung am 06. und 27. September

In Kooperation mit der vhs Bochum haben wir in diesem Monat wieder zwei Baustellenführungen angeboten. Am 06. und 27. September führten Jennifer Haas und Magdalena Köhler die Teilnehmer*innen über das Gelände des Fritz Bauer Forums und durch die nun fertiggestellte Bibliothek, die in der denkmalgeschützen ehemaligen Trauerhalle Havkenscheid entsteht.

Schwerpunkt der Baustellenführung war die Planung der Umnutzung der Trauerhalle als Bibliothek und des Geländes als Forumsgebäude. Ebenso wurde die Historie des Ortes und dessen Architekten, Ferdinand Keilmann beleuchtet.

 

Kommende Veranstaltungen

Veranstaltungsreihe „Memoria Viva. Lateinamerika im Aufbruch“ in Kooperation mit Amnesty International Bochum

17. Oktober, 18.30 – 20.30 Uhr: Chile: Buchvorstellung und Gespräch

24. Oktober, 18.30 – 20.30 Uhr: Kolumbien: Buchvorstellung und Gespräch

26. Oktober, 17.30 – 22.00 Uhr: Kolumbien: Workshop und Film

Alle Termine der Reihe hier.

 

Kontakt:
Tobias Fetzer MA (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
tobias.fetzer@buxus-stiftung.de

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