"Ich möchte, dass wir die gleichen Chancen bekommen, zu leben, zu kämpfen und wir selbst zu sein"

Gabriela Brimmer

"Wir müssen unsere Stimmen erheben, sagte sie. Wir müssen kämpfen, sodass behinderte Menschen in Mexiko dieselben Rechte erhalten und volle Mitglieder der Gesellschaft werden."

Jorge Pineda
* 12. September 1947 in Mexiko-Stadt, Mexiko
† 3. Januar 2000 in Mexiko-Stadt, Mexiko
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Mexiko
Staatsangehörigkeit bei Tod: Mexiko
Vater

Miguel Brimmer

*
† 22. August 1967
Mutter

Sari Brimmer

* Wien
† Dezember 1982
Partner

Florencia Morales Sánchez

Geschwister

David Brimmer

* 1945 Mexiko-Stadt
Kind

Alma Florencia Brimmer

* 1977
Land des Kampfes für die Menschenrechte: Mexiko
Ort des Kampfes für Menschenrechte: Mexiko-Stadt
Bereich Art Von Bis Ort
Schule Centro de Rehabilitación Mexiko-Stadt
Schule Universität (UNAM) Mexiko-Stadt
Schule Secundaria No. 68 Mexiko-Stadt
Schule Preparatoria Mexiko-Stadt
Beruf Schriftstellerin Mexiko-Stadt
Beruf Aktivistin Mexiko-Stadt

ADEPAM

Ort:
Eintrittsgrund: Die „ADEPAM“ (Asociatión para los Derechos de Personas con Alteraciones Motoras) wurde gegründet, um den sozialen Kampf für die Rechte von behinderten Menschen in Mexiko anzuführen
Funktion / Tätigkeit: Gabriela Brimmer war Präsidentin und Mitbegründerin der Organisation

COMELFIRDEM

Ort:
Eintrittsgrund: COMELFIRDEM (Cofederación Mexicana de Limitados Físicos y Representantes de Deficientes Mentales) ist ein nationales Bündnis, das sich für die Belange von behinderten Menschen einsetzt
Funktion / Tätigkeit: 1996 wurde Gabriela Brimmer zur Vizepräsidentin ernannt

DPI

Ort:
Eintrittsgrund: DPI (Disabled Peoples’ International) ist eine international operierende Organisation, die sich für die Rechte von behinderten Menschen einsetzt
Funktion / Tätigkeit: 1998 wurde Gabriela Brimmer in das lateinamerikanische Komitee für Frauen mit Behinderung gewählt Sie setzte sich insbesondere für die Rechte von behinderten Frauen ein

Wie wurde die Geschichte bekannt?

Ihre Geschichte wurde durch die Veröffentlichung ihrer Autobiografie bekannt, die sie gemeinsam mit der Schriftstellerin Elena Poniatowska verfasst hatte. Zudem durch den Spielfilm “Gaby: A True Story”, der 1987 seine Premiere feierte.

Wann wurde die Geschichte bekannt?

1979

Wo wurde die Geschichte bekannt?

Mexiko, USA

Durch wen wurde die Geschichte bekannt?

Bücher

Preise, Auszeichnungen

1988: Avon Zazil Preis
1995: Medalla al Mérito Ciudadano (Bürgerliche Verdientsmedaille)

Literatur (Literatur, Filme, Webseiten etc.)

Antebi, Susan (2009): Carnal Inscriptions. Spanish American Narratives of Corporal Difference and Disability. New York: Palgrave Macmillan
Bloch, Avital (2009): Afterword. In: Gaby Brimmer: An Autobiography in Three Voices. University Press of New England. S. 167-188
Heumann, Judith; Pineda, Jorge (2009): Foreword. In: Gaby Brimmer: An Autobiography in Three Voices. University Press of New England. S. vi–x
Umansky, Lauri (2009): Introduction to the English-language edition. In: Gaby Brimmer: An Autobiography in Three Voices. University Press of New England. S. xi–xxix.

Eigene Werke

Poniatowska, Elena (1979): Gaby Brimmer. México, D. F.; Barcelona, Buenos Aires: Editorial Grijalbo.
Poniatowska, Elena (2009): Gaby Brimmer: An Autobiography in Three Voices. University Press of New England.
Brimmer, Gaby (1981): Gaby, un año despues. México, D. F.; Barcelona, Buenos Aires: Editorial Grijalbo.
Brimmer Gaby (1982): Cartas de Gaby. México, D. F.; Barcelona, Buenos Aires: Editorial Grijalbo.

Auf die Frage, woher Gabriela Brimmer die Kraft nahm, Widerstand zu leisten, gibt es sicherlich keine einfachen Antworten. Zunächst könnten die zahlreichen Ausgrenzungserfahrungen angeführt werden, die sie bereits in ihrer frühen Kindheit machen musste. Die unwürdige Behandlung und das ohnmächtige Gefühl „totalen Institutionen“ ausgeliefert zu sein, haben sie stark geprägt. Damit ist zwar ein wichtiger Ausgangspunkt ihres Widerstandes beschrieben, beantwortet ist die aufgeworfene Frage aber noch nicht. Diese lässt sich nur hinreichend beantworten, wenn ihr Familien- und Freundeskreis miteinbezogen wird, der sie in ihrem Kampf immer wieder unterstützte. Weitere Kraftquellen waren zudem das Schreiben, ihr Glaube und vor allem die elementare Erfahrung, etwas bewirken und zum Besseren verändern zu können. So wurde der Widerstand selbst zum Motor des Widerstands.
  • Persönlichkeit
  • Familiäres Umfeld
  • Politische Einstellung
  • Religiöse Einstellung
  • Hilfsorganisation
  • Bildung
  • Solidarität
  • Andere

EINLEITUNG

Die mexikanische Schriftstellerin und Aktivistin Gabriela Brimmer leistete als Expertin in eigener Sache Widerstand gegen eine zutiefst ausgrenzende Gesellschaft und setzte sich unermüdlich für die Rechte von behinderten Menschen ein. Ausgehend von den negativen Erfahrungen, die sie in verschiedenen Sondereinrichtungen machen musste, beeinflusste sie maßgeblich die Entstehung und den Kurs der mexikanischen Behindertenbewegung. Darüber hinaus klagte sie Jahrzehnte vor der Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention ihr Recht auf inklusive Beschulung ein.

DIE GESCHICHTE

Gabriela Brimmer (1947-2000)
Im Kampf um die Rechte von behinderten Menschen

Die mexikanische Schriftstellerin und Aktivistin Gabriela Brimmer leis­tete als Expertin in eigener Sache Widerstand gegen eine zutiefst ausgrenzende Ge­sellschaft und setzte sich unermüdlich für die Rechte von „behinderten Menschen“[1]  ein. Ausgehend von den negativen Erfahrungen, die sie in verschie­denen Sondereinrichtungen machen musste, forderte sie Jahrzehnte vor der Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention (2006) ihr Recht auf inklusive Bildung ein. Später verfasste sie mithilfe ihrer Schreibmaschine, die sie mit ihrer linken großen Fußzehe bediente, zahlreiche (sozialkritische) Schriften und wurde zu einer Wegbereiterin der mexikanischen Behindertenbewegung. Ihre beeindruckende Geschichte des Widerstands, ihr „Kampf um des Menschen Rechte“ (Bauer 2018), wird in diesem Artikel in Umrissen nachgezeichnet.[2]

Flucht und Neubeginn der Familie Brimmer

Die Eltern von Gabriela Brimmer, Miguel und Sari Brimmer (geb. Dulgacz), waren nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im Frühjahr 1938 gezwungen, das einst „Rote Wien“ gemeinsam mit ihren Familien zu verlassen. (Abb. 1: “Anschluss” Österreichs 1938)

Miguel und Sari Brimmer wurden als Juden verfolgt und wussten, dass im menschenfeindlichen Weltbild der Nationalsozialisten kein Platz für sie war und sie das Schlimmste befürchten mussten. Die Flucht rettete ihnen das Leben, jedoch zerstörte sie ihre bürgerliche Existenzgrundlage und riss die Familie entzwei. Während die Großeltern in Mexiko und eine Tante in den USA Zuflucht suchten, flohen die Eltern von Gabriela Brimmer zunächst nach Chile. Dort lebten sie für die nächsten sieben Jahre auf einer Farm, bis Sari Brimmer schwanger wurde und die beiden entschieden, nach Mexiko-Stadt zu ziehen – nicht zuletzt, um näher bei ihren Eltern zu sein. Kurz darauf kam David auf die Welt und am 12. September 1947 Gabriela Raquel Brimmer.

Frühe Kindheit und soziale Entwicklungssituation

Einige Tage nach der Geburt von Gabriela stürmte eine Schwester in das Krankenzimmer von Sari Brimmer und teilte ihr unter Tränen mit, dass mit dem Neugeborenen etwas nicht „in Ordnung“ sei. Weitere Untersuchungen ergaben, dass Gabriela aufgrund einer Beeinträchtigung des Bewegungszentrums im Gehirn fast am ganzen Körper gelähmt war. Die Diagnose: „Infantile Zerebralparese“. Für Sari Brimmer brach eine Welt zusammen:

“Ich war die, die schrie, die weinte und die es nicht akzeptieren konnte. Ich schaute mich nach Behandlungsmöglichkeiten, nach Ärzten, nach Spezialisten, nach möglichen Heilmitteln um. Ich ging von Krankenhaus zu Krankenhaus, das kann ich Ihnen sagen! Ich dachte, dass etwas getan werden müsse” (Sari Brimmer zit. n. Gabriela Brimmer & Poniatowska 2009, S. 31).

Im Gegensatz zu Sari Brimmer gelang es Miguel Brimmer nach kurzer Zeit, Gabriela so anzunehmen, wie sie war. Die unterschiedlichen Auffassungen der Eltern beeinflussten natürlich die Beziehungsgestaltung und damit die soziale Entwicklungssituation von Gabriela. Zu ihrem Vater, der sie bedingungslos liebte, konnte Gabriela schnell eine stabile Bindung aufbauen, die ihr auch in schwierigen Zeiten einen sicheren Hafen bot. Die Mutter-Kind-Beziehung hingegen gestaltete sich wesentlich konfliktreicher – und das nicht nur in der Kindheit.

“Ich denke nicht, dass ich jemals vergessen habe – nicht einmal für einen Moment -, dass meine Tochter Zerebralparese hat. Dieser Gedanke begleitet mich die ganze Zeit, er ist wie ein Messer durch mein Herz” (ebd.).

Sari Brimmer war schlichtweg nicht dazu in der Lage, sich mit der Beeinträchtigung ihrer Tochter abzufinden und sie bedingungslos zu lieben. Dieser Umstand erschwerte es Gabriela Brimmer, ein stabiles Selbstwertgefühl und ein starkes Selbstbewusstsein aufzubauen.[3] Dementsprechend fragte sie sich später: „Wie soll ich mich jemals sicher fühlen, wenn meine eigene Mutter mir keine Sicherheit gibt?“ (Gabriela Brimmer zit. n. Poniatowska 2009, S. 11).

Glücklicherweise trat etwa zwei Jahre nach der Geburt Florencia Morales Sánchez in das Leben von Gabriela Brimmer, die den Mangel an Sicherheit und Geborgenheit – zumindest teilweise – kompensieren konnte. Sie begleitete sie fortan als Assistentin, zweite Mutter und Freundin bis an ihr Lebensende. (Abb. 2 Florencia Morales Sanchez)

Freundin und Assistentin

Florencia Morales Sánchez (Abb. 2) wuchs in einem Dorf in bitterer Armut auf und war schon mit 13 Jahren genötigt, Geld als Straßenverkäuferin zu verdienen, um ihre Großfamilie finanziell zu unterstützen. Später arbeitete sie dann als Haushälterin für eine reiche Familie in Mexiko-Stadt, die in Saus und Braus lebte, wohingegen die Bediensteten in einem schmutzigen Kellerloch hausen mussten und wie Menschen zweiter Klasse behandelt wurden. Obgleich Florencia gut bezahlt wurde und die Familie auf das Geld angewiesen war, entschloss sich ihre Mutter dazu, der untragbaren Situation ein Ende zu bereiten und sie wieder zurückzuholen. Es verging einige Zeit und es folgten zahlreiche Zwischenstationen als Haushälterin, bis Florencia Morales Sánchez schließlich im Haus der Familie Brimmer Anstellung fand. Dort kümmerte sie sich um Gabriela, während Sari Brimmer in ihrem Lederwarengeschäft und Miguel Brimmer in der Bekleidungsfabrik arbeiteten. Schnell entwickelte sich eine enge Beziehung zwischen den beiden und im Spiel fiel Florencia Morales Sánchez etwas auf:

“Ich warf ihr einen Ball zu und sie schoss ihn mit ihrem Fuß zu mir zurück. Das bedeutete, dass sie denken konnte! Richtig?” (Morales Sánchez zit. n. Gabriela Brimmer & Poniatowska 2009, S. 31).[4]

Alsbald erkannte auch Sari Brimmer die geistigen Fähigkeiten ihrer Tochter, woraufhin sie bei ihrer Schwester in San Francisco anrief, von der sie annahm, dass sie sich als Ärztin mit dem Thema „Spastik“ auskannte. Diese bot ihr am Telefon an, für weitere Untersuchungen in die USA zu kommen. Zudem berichtete sie von einer Künstlerin mit Zerebralparese, die mit ihrem linken Fuß malte. Die Schilderungen ihrer Schwester weckten neue Hoffnungen und Sari Brimmer konnte das Angebot unmöglich ausschlagen. Kurz darauf musste sich Gabriela in den USA zahlreichen medizinischen Untersuchungen unterziehen, die zur großen Erleichterung ihrer Mutter die Vermutung bestätigten, dass keine „geistige Behinderung“ vorlag.

Erste (negative) Erfahrungen in einer Sondereinrichtung

Dem ersten kurzen Aufenthalt in den USA folgte einige Zeit später ein längerer zweiter, da die Eltern von Gabriela beschlossen hatten, dass sie eine internatsähnliche Sonderschule für behinderte Kinder in der Nähe von San Francisco besuchen solle. Obwohl Gabriela die Wochenenden gemeinsam mit ihrer Tante, ihrem Onkel und ihrem Cousin verbrachte, war sie zum ersten Mal in ihrem Leben auf sich allein gestellt und vermisste ihre Mutter, die in Mexiko bei ihrem Bruder blieb.

Unterdessen wurde Sari Brimmer auf ein bekanntes Institut für Menschen mit Zerebralparese aufmerksam und schöpfte (mal wieder) neue Hoffnung. Es dauerte nicht lange, bis sich Gabriela im Institut für Zerebralparese in Baltimore wiederfand.

“Im Institut brachten sie uns um 18:00 Uhr ins Bett und weckten uns um 07:00 Uhr morgens. Viele Kinder konnten überhaupt nicht schlafen und waren völlig verzweifelt. Darüber hinaus weckten uns die Schwestern mitten in der Nacht und brachten uns ins Badezimmer, wo sie uns stundenlang alleine ließen” (Gabriela Brimmer 2009, S. 34).

Die persönlichen Bedürfnisse und Wünsche der Kinder spielten in Baltimore kaum eine Rolle und sie mussten sich den Strukturen der Institution unterordnen, ob sie wollten oder nicht. Gabriela wurde zum Gegenstand einer „Behandlungsfabrik“ (Ongaro Basaglia 1985) verdinglicht und sah sich einer „totalen Institution“[5] (Goffman 1973) ausgeliefert. Zudem fühlte sie sich fernab ihrer primären Bezugspersonen einsam und verlassen.

Diese frühen Erfahrungen sind es, die sie in ihrem späteren Kampf um des Menschen Rechte maßgeblich beeinflussten, da sie in Baltimore zu der wegweisenden Erkenntnis kam, dass niemand ausgegrenzt werden soll. Aus therapeutischer Perspektive hingegen machte sie innerhalb kürzester Zeit gewaltige Fortschritte. Sie lernte einige Schritte mit einer Gehhilfe zu laufen und es gelang ihr – dank eines berühmten Sprachtherapeuten -, ein paar Laute zu produzieren. In Anbetracht dessen war ihre Mutter emotional hin und hergerissen und musste abwägen: Einerseits die (therapeutischen) Fortschritte und andererseits die Verzweiflung der Tochter, die unter den isolierenden Bedingungen litt. Letzten Endes entschloss sie sich, ihre Tochter nach Hause zu holen. Zu diesem Zeitpunkt war Gabriela sieben Jahre alt.

Die ersten Schreibversuche im Englischen Krankenhaus

Als sie wieder zurück in Mexiko-Stadt waren, brachte Sari Brimmer ihre Tochter ins Englische Krankenhaus, wo sie an einem speziellen Programm teilnahm. Ziel des Programmes war es, Gabriela in die Lage zu versetzen, ihren linken Fuß zum Schreiben zu benutzen.”

Eine junge Frau legte eine Schreibmaschine vor meinen Rollstuhl auf den Boden, stellte meinen linken Fuß auf die Tastatur und machte die Schreibmaschine an. Ich hörte das Brummen und sie sagte zu mir auf Englisch: ,Und jetzt werden wir lernen, zu schreiben‘” (Gabriela Brimmer 2009, S. 41).

Gabriela lernte schnell und bekam die Möglichkeit, ihre eigenen Gedanken zu verschriftlichen und sich anderen Menschen verständlicher mitzuteilen. Das Schreiben  war für sie ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstbestimmung, da sie fortan besser beeinflussen und kontrollieren konnte, was mit ihr geschah. Rückblickend betrachtet spielte das Schreiben ihr ganzes Leben lang eine entscheidende Rolle. Es half ihr, Ängste, Unsicherheiten und Selbstzweifel zu bewältigen und gab ihr immer wieder die nötige Kraft, um weiterzumachen und nicht aufzugeben. Außerdem verfasste sie mit ihrer Schreibmaschine, die sie in Würdigung des großen Revolutionärs Ernesto Guevara „Che“ (Abb. 3) taufte, zahlreiche Gedichte, Bücher und Artikel.

Gabriela nutzte aber nicht nur eine Schreibmaschine zur Kommunikation, sondern auch eine ABC-Tafel, die Sari Brimmer aus Frustration darüber, dass sie ihre eigene Tochter nicht verstehen konnte, entwickelt hatte. Diese wurde auf die Fußstütze ihres Rollstuhls gelegt, sodass Gabriela mit ihrem linken Fuß die Worte, die sie mitteilen wollte, buchstabieren konnte. Ihre Assistentin, Florencia Sánchez, teilte die buchstabierten Worte dann den jeweiligen Gesprächspartner_innen lautsprachlich mit.

Mit der Schreibmaschine (Abb. 4 und 5) und der ABC-Tafel bekam sie Mittel an die Hand oder besser gesagt an den Fuß, die ihr die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wesentlich erleichterten.[6] Des Weiteren konnte sie ihr Gefühle besser zum Ausdruck bringen und sich ins politische Geschehen einmischen – doch dazu später.

Gabriela in der Sonderschule für behinderte Kinder

Nachdem Gabriela das Programm im Englischen Krankenhaus beendet hatte, wurde sie offiziell eingeschult. Zu diesem Zeitpunkt war es in Mexiko üblich, dass behinderte Kinder entweder gar keine Schule oder eine ausgrenzende Sonderschule besuchten. Dementsprechend kam sie in eine Sonderschule, in der ausschließlich behinderte Kinder unterrichtet wurden. Insbesondere drei Gründe waren es, warum es Gabriela im „Centro de Rehabilitación en Calle Mariano Escobedo“ in Mexiko-Stadt nicht gefiel. Der erste Grund war, dass Florencia Sánchez, die sie tagein, tagaus begleitete, häufig andere Kinder unterstützen musste, die niemanden hatten, der ihnen half. Gabriela war eifersüchtig.

Der zweite Grund war, dass die Mitschüler_innen und die Lehrer_innen ihre schulischen Leistungen nicht anerkannten, da sie (fälschlicherweise) annahmen, dass Florencia Sánchez die Schulaufgaben für sie erledigen würde. Sie konnten schlichtweg nicht glauben, dass eine „Spastikerin“ zu solchen Leistungen imstande war.[7] Und schließlich der dritte Grund: Die unmenschliche Behandlung seitens der Lehrer_innen in Verbindung mit der „erlernten Hilflosigkeit“ (Seligman 2016) ihrer Mitschüler_innen, die sich nicht zur Wehr setzten und keinen Widerstand leisteten. In gewisser Hinsicht musste sie also in der Sonderschule die gleichen Erfahrungen wie im Institut in Baltimore machen.

Gabrielas Kampf um das Recht auf inklusive Bildung

Nachdem Gabriela die Grundschule erfolgreich abgeschlossen hatte, dachten ihre Eltern, dass ihre schulische Laufbahn beendet sei. Zur großen Überraschung äußerte sie den innigen Wunsch, eine weiterführende und allgemeine Schule zu besuchen. Für die Eltern ein zunächst abwegiger Gedanke: „Ein behindertes Kind auf einer normalen Schule?“. Gabriela beharrte jedoch stur auf ihrem Recht auf inklusive Bildung und ließ sich auch keines (vermeintlich) Besseren belehren.

“,Mutter‘, sagte sie, ,ich bitte dich um Hilfe. Gehe raus und klopfe an die Türen. Eine Tür wird sich öffnen und ich werde auf eine öffentliche Schule gehen. (…) Gehe zum Bildungsministerium: Geh! Geh! Geh!‘” (Sari Brimmer zit. n. Gabriela Brimmer & Poniatowska 2009).

Jahrzehnte vor der Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention klagte Gabriela Brimmer ihr Recht auf Bildung in einem inklusiven Bildungssystem ein.[8] Ihre Beharrlichkeit zahlte sich aus und sie konnte ihre Mutter überzeugen, ihr zu helfen. Diese schloss ihr Lederwarengeschäft und klopfte tatsächlich an zahlreiche Türen, bis sich eine öffnete und Gabriela zur Aufnahmeprüfung zugelassen wurde.

“Was letztlich passierte: Die Prüfer kamen zu uns nach Hause, gaben mir die Klausur und stellten Fragen, die ich mit der Schreibmaschine beantwortete. Ich bestand und kam in die siebte Klasse der nahegelegenen Secundaria No. 68 in Tlacopac” (Gabriela Brimmer 2009, S. 59f.).

In der Secundaria No. 68 hatte Gabriela keinerlei Schwierigkeiten mit dem Unterrichtsstoff. Allerdings war es für sie sehr schwer, Kontakte zu knüpfen und Freund_innen zu finden. Dies lag vor allem an den Mitschüler_innen, die Vorurteile gegenüber behinderten Menschen hatten und nicht wussten, wie sie mit ihr umgehen sollten. Zum anderen erschwerte bzw. verhinderte Florencia Sánchez, die sie in die Schule begleitete, die Kontaktaufnahme, da sie ihre enge Beziehung zu Gabriela nicht gefährden wollte. Diesmal war sie die Eifersüchtige, was mitunter zu heftigen Konflikten führte.

Trotz allem meisterte Gabriela die Secundaria mit Bravour und besuchte im Anschluss die „Preparatoria“, eine Vorbereitungsschule zur Erlangung der Hochschulzugangsberechtigung. Die Frage, ob sie studieren möchte, hatte sie zu diesem Zeitpunkt längst beantwortet. Vielmehr stellte sie sich die Frage, für welches Studienfach sie sich einschreiben solle. Ursprünglich wollte sie Biologie studieren, entschied sich dann aber doch für Soziologie und immatrikulierte sich an der „Universidad Nacional Autónoma de México“ (kurz UNAM, Abb. 6) in Mexico-Stadt.

An der Universität begegneten ihr zahlreiche Studierende und Professor_innen mit Vorbehalten und reagierten mit Ablehnung. Die Diskriminierungen unterschieden sich kaum von jenen, die sie bereits in der Secundaria zu spüren bekam. Florencia Sánchez erinnerte sich sogar an einen (behindertenfeindlichen) Professor, der sie aus der Vorlesung werfen wollte, da er mit der Anwesenheit der beiden nicht umgehen konnte. Genau für solche Fälle hatte Gabriela Brimmer „Erklärungsbriefe“ parat, die sie im Bedarfsfall aushändigte:

“Liebe_r Professor_in,

(…) ich bin Gabriela Brimmer, ich bin zwar so geboren, aber ich möchte schon seit meiner Kindheit studieren. Ich bin eine immatrikulierte Studentin und wie sie wissen, zweifeln einige Leute an meinen Fähigkeiten. Die Person bei mir hilft mir, um Notizen zu machen, den Rest mache ich alleine. (…) Zu Hause schreibe ich mit einer elektrischen Schreibmaschine mit dem großen Zeh meines linken Fußes. Ich nutze meinen großen Zeh aber auch, um auf Buchstaben auf meiner ABC-Tafel zu zeigen. Entschuldigen sie bitte, falls ich zu viel geschrieben habe, ich wollte jedoch erklären, wie ich arbeite.

Mit freundlichen Grüßen”

(Gabriela Brimmer 2009, S. 62).

Mit solchen Strategien kämpfte Gabriela Brimmer für ihr Recht auf inklusive Bildung und errang am Ende einen kleinen Sieg gegen ein ausgrenzendes Bildungssystem und eine Gesellschaft, die in behinderten Menschen „minusválidos“ („Minderwertige“) sah.[9]

Verlust ihres sicheren Hafens

Das Ende der 1960er Jahre war für Gabriela Brimmer in mehrfacher Hinsicht einschneidend. Ihr Vater, Miguel Brimmer, starb 1967 nach jahrzehntelangen Beschwerden an einem Herzinfarkt – für sie ein schwerer und schmerzhafter Verlust. Der hochintellektuelle und belesene Vater, der sich offen zum Marxismus bekannte und über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn verfügte, war für sie nicht nur eine Quelle des Wissens, sondern auch eine Kraftquelle ihres Widerstands gewesen. Dementsprechend schwermütig schrieb sie:

“Die Person, die mir Sicherheit, Liebe und Weisheit gab, ist gegangen. Die Person, die mich am meisten ermutigt hat, zu kämpfen, ist verschwunden” (Gabriela Brimmer 2009, S. 164).

Nach dem Tod des Vaters wurde von ihrem älteren Bruder erwartet, dass er in die Rolle des Familienoberhauptes schlüpft. Dieser Verantwortung fühlte er sich jedoch nicht gewachsen und floh kurzerhand ins Ausland, was für Gabriela und vor allem für Sari Brimmer ein zusätzlicher Schlag war. Das Ende der 1960er Jahre war für Gabriela Brimmer aber nicht nur in familiärer Hinsicht turbulent.

Politisierung und Widerstand gegen staatliches Unrecht

Noch vor dem Tod des Vaters lernte sie nach einem Unfall Luis del Toro kennen, der sich als Freiwilliger in der Notaufnahme rührend um sie gekümmert hatte. Die beiden wurden Freunde und Luis del Toro besuchte sie regelmäßig zu Hause, wo sie stundenlang über politische Themen diskutierten. Die hitzigen und kontroversen Debatten, die Gabriela Brimmer mit ihm führte, hatten enormen Einfluss auf ihr Denken, das zunehmend politischer, schärfer und radikaler wurde. Seine revolutionären Ideen fielen bei ihr auf fruchtbaren Boden, der durch ihre persönlichen Ausgrenzungserfahrungen und den (marxistischen) Vater bereitet worden war. Abgesehen davon hatte sie zahlreiche gesellschaftskritische Bücher gelesen, sich mit philosophischen Werken beschäftigt und in ihrer Jugend an zionistisch-sozialistischen Zeltlagern teilgenommen.

Insbesondere die mexikanische Studierendenbewegung, die beide aktiv unterstützten, sorgte immer wieder für neuen Gesprächsstoff und wurde alsbald zum beherrschenden Thema. Diese hatte sich im Frühsommer 1968 formiert und innerhalb weniger Wochen zur größten demokratischen Massenbewegung seit der Mexikanischen Revolution 1910 (Abb. 7) entwickelt.[10]

Ihren konkreten Ausgangspunkt fand die Bewegung in einem Konflikt zwischen zwei rivalisierenden Studierendengruppen, die sich am 22./23. Juli 1968 Straßenkämpfe lieferten, an denen auch Gangmitglieder der „los Arañas“ und der „los Ciudadelos“ beteiligt waren.[11] Die Verantwortlichen im Polizeiapparat reagierten dünnhäutig und unverhältnismäßig auf diese Störung der öffentlichen Ordnung und entsandten ihre berühmt-berüchtigte Bereitschaftspolizei (genannt: „granaderos“), die mit äußerster Härte gegen die „Unruhestifter“ vorging. In der Folge des hochumstrittenen Einsatzes der granaderos, die in der Vergangenheit immer wieder zur Unterdrückung von Streiks und demokratischen Bestrebungen eingesetzt worden waren, sammelten sich Studierende zu einer Demonstration und zogen aus Protest gegen die Polizeigewalt und gegen eine reißerische Presse Richtung Stadtzentrum. Dort trafen sie auf Studierende, die mit einer Demonstration an den fünfzehnten Jahrestag des von Fidel Castro angeführten Angriffs auf die Moncada-Kaserne gedachten. Obgleich beide Demonstrationszüge angemeldet waren, marschierten die granaderos auf und die Situation eskalierte erneut. Diejenigen, die ihre Stimme gegen Polizeigewalt erhoben hatten, wurden zu Opfern eben jener.

In den nachfolgenden Tagen kam es daraufhin immer wieder zu schweren Ausschreitungen und am späten Abend des 29. Juli 1968 sahen sich die Studierenden sogar mit leichten Panzern konfrontiert.

Einige errichteten Barrikaden, wohingegen andere Schutz in einer weiterführenden Schule suchten, was ihnen letztlich zum Verhängnis wurde. (Abb. 8) Die Einsatzkräfte umstellten die Schule und schossen mit einer Panzerfaust auf die barocke Eingangstür. Anschließend stürmten sie die Schule, prügelten wahllos auf die Studierenden ein und verhafteten 126 von ihnen.

Die grassierenden Repressionen und Menschenrechtsverletzungen, die von dem damaligen Präsidenten Gustavo Díaz Ordaz gebilligt wurden, rüttelten viele auf und der Widerstand der Studierenden und ihrer Verbündeten richtete sich mehr und mehr gegen das politische und wirtschaftliche System, das hinter den Polizeiexzessen stand. Sie kritisierten unter anderem den korrupten und autoritären Staatsapparat, die politisch vereinnahmte Medienlandschaft und – ganz konkret – die anberaumte Ausrichtung der Olympischen Spiele im Herbst.

Darüber hinaus forderten sie die Demokratisierung des Einparteiensystems, das Ende des Vietnamkrieges, die Unabhängigkeit der Universitäten und der Hochschulen und eine gerechte Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums, der im Zuge der Boomjahre erwirtschaftet worden war. Beeinflusst wurde die Bewegung, die sich in erster Linie aus Aktivist_innen der Mittelklasse zusammensetzte, von den mexikanischen Arbeitskämpfen Ende der 1950er und Anfang der 60er Jahre, den Studierendenprotesten weltweit und vor allem von der Kubanischen Revolution.

Innerhalb kürzester Zeit gewann die Studierendenbewegung immer mehr Anhänger_innen und entwickelte sich allmählich zu einer zivilgesellschaftlichen Massenbewegung, die gegenüber einer despotischen Regierung die bürgerlichen Rechte und Freiheiten zu verteidigen versuchte. So nahmen an der ersten großen Massendemonstration am 13. August 1968 zwischen 150.000 und 200.000 Menschen teil und zwei Wochen später bei einer weiteren zwischen 400.000 und 500.000. (Abb. 9)

Die damals einundzwanzigjährige Gabriela Brimmer verfolgte die Proteste aufmerksam vor dem Fernseher, verspürte jedoch auch das Bedürfnis, einen aktiven Beitrag zu leisten und besuchte einige Treffen der Bewegung an der Universität. Ferner beteiligte sie sich am 13. September 1969 am „Great Silence March“ („Großer Marsch des Schweigens“), um ein Zeichen gegen die nicht enden wollende Polizeigewalt zu setzen und die Regierung zum Dialog zu bewegen. Der Marsch zeigte unmissverständlich auf, dass die Studierenden und ihre Verbündeten keine „wildgewordenen Randalierer“ waren, wie von der Propaganda dargestellt, sondern friedlich und gewaltfrei demonstrieren konnten. Mithin verdeutlichte der Marsch die politische Stärke der Bewegung und gilt vielen als der Höhepunkt der Proteste.

Unterdessen drehte sich – trotz des Great Silence March – die Gewaltspirale umso schneller, je näher die Olympischen Spiele rückten. Schließlich richteten sich die Augen der Welt auf Mexiko und die Regierung bemühte sich, das trügerische Bild eines fortschrittlichen, sicheren und modernen Landes zu zeichnen. Die Ausschreitungen störten dieses Unterfangen und gefährdeten das Prestigeprojekt eines Regimes, das zur Lösung der Probleme auf die harte Hand des Staates setzte.

Am 18. September stürmte das Militär den Campus der UNAM und am 2. Oktober kam es in Tlatelolco, einem Stadtteil von Mexiko-Stadt, zu einem fürchterlichen Massenmord, der als „Massaker von Tlatelolco“ in die
Geschichte einging. An diesem Tag trafen sich zwischen 10 000 und 20 000 Anhänger_innen der Bewegung, um auf dem „Plaza de las Tres Culturas“[12] („Platz der Drei Kulturen“) friedlich gegen die ausufernde Gewalt zu demonstrieren. (Abb. 10)

Etwa eine Stunde nach Versammlungsbeginn, gegen 18.00 Uhr, tauchten plötzlich Helikopter auf, die über der Menschenmenge kreisten und Leuchtfackeln abwarfen. Kurz darauf zogen sich Zivilpolizisten inmitten der Demonstrierenden weiße Handschuhe an und eröffneten gemeinsam mit Scharfschützen, die sich zuvor auf den Dächern positioniert hatten, unvermittelt das Feuer. Zur gleichen Zeit stürmten Soldaten – mit Bajonetten auf ihren Gewehren – den Platz und beteiligten sich an dem Blutbad.

“AugenzeugInnenberichten zufolge fuhren Lastkraftwagen beladen mit Leichen vom Platz und Putzeinheiten säuberten noch in derselben Nacht den Platz von Blutspuren und Kleidungsstücken” (Karl 2016, S. 78).

Wie viele Menschen im Zuge der „Operación Galeana“ genau umgebracht wurden, liegt bis heute im Dunkeln; von Hunderten ist auszugehen. Hinzu kommen etwa 2000 Verhaftungen und eine unbekannte Zahl von Menschen, die spurlos verschwanden.[13] Zum Erschrecken der Überlebenden des Massakers blieb der erwünschte nationale und internationale Aufschrei aus und die Olympischen Spiele wurden zehn Tage später am 12. Oktober 1968 feierlich eröffnet. In der Folgezeit verlor die Bewegung zunehmend an Unterstützer_innen, bis sie sich im Anschluss an die erste größere Demonstration seit dem Massaker, die ebenfalls in einem Blutbad endete, schließlich auflöste.[14]

Von den massiven Repressionen, die die Studierendenbewegung vom Anfang bis zum Ende begleiteten, war auch Luis del Toro betroffen, der im Zuge der Proteste verhaftet wurde. Als Gabriela Brimmer davon in der Zeitung erfuhr, besuchte sie ihn im berüchtigten „Lecumberri“-Gefängnis und war zutiefst erschrocken, ihn in einer Sammelzelle mit hundert anderen jungen Männern zu sehen. Mit Entsetzen musste sie zur Kenntnis nehmen, dass Menschen, die Widerstand gegen staatliches Unrecht geleistet und für ihre Rechte demonstriert hatten, wie Schwerverbrecher behandelt wurden. Von ihren Emotionen überwältigt, konnte sie beim Wiedersehen zunächst kein Wort sagen.

“All mein Glaube an das Gesetz, an die Gerechtigkeit, starben dort und ein schreckliches Gefühl der Hilflosigkeit kam über mich” (Gabriela Brimmer 2009, S. 102).

Erst mithilfe ihrer Gedichte gelang es ihr, das Geschehene peu à peu zu verarbeiten und die Schrecken in Worte zu fassen:

“Tlatelolco mein Tod
Tlatelolco meint Hass
Hass in meiner Seele
Hass in meinem Geist.
Tlatelolco, Stadt der Azteken
Wir können niemals vergessen.
Nein, Ich werde nicht still sein
Und ich werde immer sagen
Dass das Massaker von Tlatelolco
Ein Beispiel für Unmenschlichkeit ist.

Wer ist schuld? Nur einer, nur einer
Du kannst die Wahrheit nicht verheimlichen
Es war die mörderische Regierung
Eine verrückt gewordene Regierung
Die den Tod befahl
Von Studierenden, Erwachsenen und Kindern
Wer ging nach Tlatelolco
Um von der Regierung
Ein bisschen Freiheit zu bekommen.
Tlatelolco meint Tod
Und Tod muss geahndet werden.”

(Gabriela Brimmer 2009, S. 105).

Die skizzierten Ereignisse und die persönlichen Erlebnisse hinterließen tiefe Spuren bei Gabriela Brimmer und veränderten ihre Einstellung gegenüber den staatlichen Institutionen grundlegend. Das naive Vertrauen zu Beginn der Proteste wich einem tiefen Misstrauen. In dieser Zeit, so heißt es in ihrer Autobiografie, lernte sie zu hassen.

“Wir mussten akzeptieren, dass die Politik das dreckigste Geschäft auf der Welt ist, die Politiker Mistkerle und dass Menschen getötet oder diskriminiert werden, aufgrund von Ideologie, Religion oder – wie in den meisten Fällen – aus wirtschaftlichen Interessen” (Gabriela Brimmer 2009, S. 165).

Einsam und verlassen in Cuernavaca

Nach dem Tod ihres Ehemanns stellte sich Sari Brimmer verstärkt die Frage: „Was passiert eigentlich mit Gaby, wenn ich nicht mehr da bin?“. Die sie quälende Ungewissheit veranlasste sie schließlich dazu, ein Appartement in der etwa 90 Kilometer von Mexiko-Stadt entfernten Stadt Cuernavaca auf dem Gelände eines jüdischen Altenheimes bauen zu lassen. Ihr Hintergedanke war, die Versorgung ihrer Tochter in einem „geschützten Raum“ sicherzustellen und Florencia Sánchez etwas zu entlasten.[15] Obwohl Gabriela Brimmer sich von Anfang an gegen das Vorhaben ausgesprochen hatte und vehement protestierte, beharrte Sari Brimmer auf ihrer Entscheidung und setzte stur ihren Willen gegen ihre 25-jährige Tochter durch. Daraufhin musste diese ihr Studium unterbrechen, um mit Florencia Sánchez in das inzwischen fertiggestellte Appartement zu ziehen.

Es dauerte nicht lange und das jüdische Altenheim in Cuernavaca wurde für die beiden zur Qual. Sie fühlten sich einsam und verlassen und wurden von Tag zu Tag depressiver. Abgesehen davon konnte Gabriela Brimmer den herzlosen Umgang mit den alten Menschen nicht ertragen, die von ihren Angehörigen und dem Pflegepersonal wie „Gepäckstücke“ behandelt wurden.

“Sie fahren sie herum und stellen sie beiseite, wenn sie im Weg sind. Sie bringen sie ins Bett und holen sie wieder aus dem Bett. Sie machen sich nicht mal die Mühe, auch nur ein Wort mit ihnen zu sprechen” (Gabriela Brimmer 2009, S. 124).

In Anbetracht dieser untragbaren Situation beschloss Gabriela Brimmer – ohne ihre Mutter in Kenntnis zu setzen – aus dem „Gefängnis“, wie sie die Einrichtung nannte, auszubrechen. Sie nahm sich ihr Recht, ihren Aufenthaltsort selbst zu bestimmen, und fuhr 1974 mit Florencia Sánchez eigenmächtig nach Mexiko-Stadt zurück.[16] Dort stellte sie ihre Mutter vor vollendete Tatsachen und schrieb sich erneut an der Universität ein.

Der Weg zur Menschenrechtsaktivistin

Rückblickend betrachtet hatte die Zeit in Cuernavaca auch etwas Positives, da sich Gabriela Brimmer vor Ort mit Arturo Gόmez anfreundete, der ebenfalls Experte in eigener Sache war, und – wie sie – über einen ausgeprägten Widerspruchsgeist verfügte. Er forderte sie dazu auf:

“Wir müssen unserer Kräfte bündeln, Gaby. (…) Wir müssen eine Gruppe organisieren, um den Kampf gegen die Autoritäten aufzunehmen und für unsere Rechte zu kämpfen; um Arbeit zu bekommen, um Menschen zum Zuhören zu bewegen und um uns Aufmerksamkeit zu verschaffen” (Gόmez zit. n. Gabriela Brimmer & Poniatowska 2009, S. 126).

Gemeinsam formulierten sie drei Kernforderungen einer solchen Gruppe:

“1. Wir sollten nicht länger isoliert und von der ,normalen‘ Welt ausgegrenzt werden.

2. Arbeitsmöglichkeiten sollen geschaffen werden, sodass wir finanziell unabhängig werden, zumindest teilweise.

3. Das Thema Zerebralparese soll in die Öffentlichkeit getragen werden, sodass wir von den Autoritäten unsere Rechte einfordern können, so wie alle anderen Bürger_innen auch” (Gabriela Brimmer & Poniatowska 2009, S. 126).[17]

Trotz aller Ambitionen wurde aus der Gründung der Gruppe nichts, da sich der Gesundheitszustand von Arturo Gόmez rapide verschlechterte und er 1974 verstarb. Dennoch hielt Gabriela Brimmer an dem Gedanken, eine Selbsthilfeorganisation ins Leben zu rufen, fest und setzte ihn einige Jahre später in die Praxis um.

Es liegt auf der Hand, dass die beiden in ihren Forderungen von der Behindertenbewegung beeinflusst wurden, die sich Ende der 60er Jahre, Anfang der 70er Jahre zu formieren begann – allerdings nicht in Mexiko. In dieser Zeit sorgte insbesondere die „Independent living“-Bewegung in den USA für Furore, die gegen die ausgrenzenden Sondereinrichtungen mobil machte und politisch an Einfluss gewann. So trug die Bewegung maßgeblich zur Verabschiedung eines Gesetzes bei, das Diskriminierungen gegenüber behinderten Menschen in allen staatlich finanzierten Einrichtungen und Programmen verbot. In Deutschland hingegen organisierten Gusti Steiner und Ernst Klee erstmals 1974 Volkshochschulkurse für behinderte und nichtbehinderte Menschen zum Thema „Bewältigung der Umwelt“.

“Die Gruppe führte für die damalige Zeit unerhört provokative Aktionen durch: Sie blockierten die Straßenbahn, brachten selbsttätig eine Rampe an ein nicht zugängliches Postgebäude an und verliehen einige Male die ,Goldene Krückeʻ an die jeweils ,größte Niete der Behindertenarbeitʻ. Auch wenn sich die Aktivitäten vornehmlich gegen architektonische Barrieren richteten, waren Behinderte, die sich wehrten, ein absolutes Novum” (Köbsell 2006, S. 2f.).

1977 wurde in Bremen dann die erste „Krüppelgruppe“[18] gegründet und 1981 schlug Franz Christoph, ein Gründungsmitglied, den damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens bei einer öffentlichen Veranstaltung mehrfach mit seiner Gehhilfe.[19] Getragen wurde die Behindertenbewegung von einem neuen Verständnis des Phänomens  Behinderung, das im nachfolgenden Zitat von Gusti Steiner besonders deutlich zum Ausdruck kommt:

“Die Lähmung ist nicht die Behinderung! Fehlende Wohnungen, fehlende Mobilität behindern uns!” (Steiner zit. n. Köbsell 2016, S. 241).[20]

Gabriela Brimmer teilte dieses Verständnis und hoffte, dass sich auch in Mexiko eine Behindertenbewegung formieren würde. Sich zurückzulehnen und abzuwarten, bis dies eines Tages der Fall sein könnte, kam für sie allerdings nicht in Frage. Sie wollte aktiv eingreifen und traf eine wegweisende Entscheidung:

“(…) ,Wofür lebe ich?‘ (…) ,Für meine Familie? Ha! Die braucht mich nicht. Für meine Freunde? Die brauchen mich noch weniger. Ich lebe, um für die Rechte von behinderten Menschen zu kämpfen.‘” (Gabriela Brimmer 2009, S. 88).

Selbstverständlich wurde sie nicht von heute auf morgen zu einer Menschenrechtsaktivistin, sondern erst im Verlauf eines langen und steinigen Weges, der immer wieder Überraschungen für sie bereithielt. Entscheidende Meilensteine auf diesem Weg waren ihre zahlreichen Veröffentlichungen, die sie über die Landesgrenzen hinaus bekannt machten. 1979 erschien ihre
beeindruckende Autobiografie („Gaby Brimmer“), die sie zusammen mit der berühmten mexikanischen Schriftstellerin und Journalistin Elena Poniatowska (Abb. 11) verfasst hatte. 1980 erschien ferner eine Sammlung von Gedichten („Gaby, un año“) und 1982 ein Buch mit ihren Briefwechseln („Cartas de Gaby“).

Ihre Autobiografie wurde vom Publikum begeistert aufgenommen und zu einem mexikanischen Bestseller. Daraufhin bekam sie Anfang der 80er Jahre von dem Produzenten und Regisseur Luis Mandoki das Angebot, ihre Autobiografie verfilmen zu lassen. Sie willigte ein und arbeitete sogar am Drehbuch mit, für das sie unter großer Anstrengung 92 Seiten mit ihrer Schreibmaschine schrieb. 1987 war es dann soweit: Die Premiere des Spielfilms „Gaby: A True Story“ („Gaby: Eine wahre Geschichte“) fand in Acapulco (Mexiko) statt. Der Film wurde in zahlreichen nationalen und internationalen Kinos gezeigt und sogar für einen Oskar nominiert.

Das Ende der 70er Jahre und der Anfang der 80er Jahre waren für Gabriela Brimmer aber nicht nur in dieser Hinsicht aufregend. Im Mai 1977 erfüllte sie sich ihren langgehegten Traum, Mutter zu werden, und adoptierte ein neugeborenes Mädchen, das sie Alma Florencia Brimmer nannte. Das neue Familienglück wurde jedoch durch den Tod von Sari Brimmer – etwa fünf Jahre nach der Adoption – getrübt. Obwohl die Beziehung viele Schattenseiten hatte, liebte sie ihre Mutter und konnte den Verlust nur schwer verkraften.

Allen familiären Turbulenzen zum Trotz nutzte Gabriela Brimmer ihren neu gewonnenen Bekanntheitsgrad und setzte kurz nach der Premiere des Films den Plan, den sie zusammen mit Arturo Gόmez in Cuernavaca ausgearbeitet hatte, in die Praxis um: Zusammen mit einigen Freund_innen gründete sie die „ADEPAM“ (Asociatión para los Derechos de Personas con Alteraciones Motoras[21]), die genau die Forderungen vertrat, die bereits in Cuernavaca formuliert worden waren. Als Präsidentin der neugegründeten Organisation hoffte Gabriela Brimmer, dass die ADEPAM den sozialen Kampf für die Rechte von behinderten Menschen in Mexiko anführen könnte. In den darauffolgenden Jahren machte sich allerdings zunehmend Frustration breit, da der Vereinigung immer wieder Steine in den Weg gelegt wurden. Selbst kleinste Erfolge mussten den Politiker_innen abgerungen und hart erkämpft werden. Irgendwann war die Grenze erreicht und Gabriela Brimmer wollte als Präsidentin abdanken. Freund_innen konnten sie jedoch zum Weitermachen überreden und es kam zu einer Neuausrichtung der Vereinigung, die sich zunehmend auf die Rehabilitation von Kindern mit körperlicher Beeinträchtigung fokussierte.

Zeitgleich verstärkte Gabriela Brimmer ihr Engagement beim mexikanischen Dachverband „COMELFIRDEM“ (Cofederación Mexicana de Limitados Físicos y Representantes de Deficientes Mentales[22]), dem nationalen Bündnis für die Belange von behinderten Menschen. Vorrangiges Ziel des Verbandes zu diesem Zeitpunkt war es, die Kräfte zu bündeln, politischen Druck auszuüben und behinderten Menschen eine Stimme zu geben. Der COMELFIRDEM arbeitete eng mit dem „DPI“ (Disabled Peoples’ International[23]) zusammen, einer international operierenden Organisation, die sich ebenfalls für die Rechte von behinderten Menschen einsetzt(e). Diese Vernetzung ermöglichte es Gabriela Brimmer, weltweit Kontakte zu knüpfen, solidarische Bündnisse zu schmieden und ihren politischen Einfluss auszuweiten.

Obgleich sich Gabriela Brimmer in ihrer Autobiografie selbst als Anarchistin bezeichnete, konvertierte sie 1988 zum katholischen Christentum und ließ sich in der „Armenkirche“ von Cuernavaca taufen. Bestärkt wurde sie in diesem Schritt von ihrem Freund Sergio Méndez Arceo, der aufgrund seiner revolutionären Ideen und seines unermüdlichen Einsatzes für die „Verdammten dieser Erde“ (Fanon 2015) als „roter Bischof“ in die Geschichte einging. Letztlich ermöglichte es ihr die Befreiungstheologie, ihre politische mit ihrer spirituellen Seite zu verknüpfen.

Unterdessen hatte sich auch in Mexiko eine Behindertenbewegung formiert, die im Februar 1994 zur ersten nationalen und von Gabriela Brimmer angeführten Demonstration aufrief. Die Forderung war unmissverständlich: „Wir fragen weder nach Almosen noch nach Gesten. Wir verlangen die totale Integration!“ (Bloch 2009. S. 174). Im Rahmen der Demonstration überreichte Gabriela Brimmer einem Kongressabgeordneten eine Petition, in der die gleichen Rechte für behinderte Menschen eingeklagt wurden. Bezeichnenderweise musste die Übergabe am Treppenaufgang zum Kongressgebäude stattfinden, da der Zugang zum Gebäude mit einem Rollstuhl nicht möglich war.

Etwa ein Jahr später erhielt sie – als erste Frau überhaupt – für ihren Kampf um die Rechte von behinderten Menschen vom Stadtparlament einen hohen Verdienstorden, die „Medalla al Mérito Ciudadano“[24]. Darüber hinaus organisierte sie mit der ADEPAM maßgeblich den von der COMELFIRDEM ausgetragenen fünften Weltkongress der DPI, an dem ungefähr 2000 Menschen aus der ganzen Welt teilnahmen, darunter hochrangige Politiker_innen. 1996 wurde sie zur Vizepräsidentin der COMELFIRDEM ernannt und drängte die nationale Menschenrechtskommission dazu, die Rechte von behinderten Menschen in den Menschenrechtskatalog aufzunehmen. Kurze Zeit später erhielt sie von Judy Heumann, der einflussreichen US-amerikanischen Behindertenrechtsaktivistin, die Einladung, beim „International Leadership Forum for Women with Disabilities“[25] einen Vortrag zu halten. Dieses Treffen schärfte ihr (feministisches) Bewusstsein für die besonderen Belange von Frauen mit Behinderung, die aufgrund ihres „Frau-Seins“ und ihres „Behindert-Seins“ mehrfach diskriminiert werden.[26] 1998 wurde sie dann in das lateinamerikanische Komitee für Frauen mit Behinderung von der DPI gewählt und setzte sich dort verstärkt für die Rechte von behinderten Frauen ein.

Den Beginn des neuen Jahrtausends feierte Gabriela Brimmer noch ausgelassen mit ihren Freund_innen, bevor sie in der Nacht auf den 3. Januar 2000 unerwartet im Alter von 52 Jahren im Schlaf starb. Ob sie zu ihren Lebzeiten gewollt hätte, dass der damalige Präsident von Mexiko eine Trauerrede im landesweiten Radio hält, darf zumindest bezweifelt werden. Wahrscheinlich wären ihr die Worte ihres Freundes, Mario Ávila Delgado, lieber gewesen: „Ich hoffe du bleibst rebellisch, so wie du auf der Erde warst“ (Delgado zit. n. Bloch 2009, S. 179).

Gabriela Brimmers Kampf um des Menschen Rechte

Der Lebensweg von Gabriela Brimmer zeichnet sich durch ihren unermüdlichen Kampf um des Menschen Rechte aus. Ihr Widerstand richtete sich gegen eine zutiefst ausgrenzende Gesellschaft, die behinderten Menschen die Menschenrechte absprach, ihre Würde mit Füßen trat und sie offen als „minusválidos“ brandmarkte. Im Jugendalter forderte sie – Jahrzehnte vor der Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention – ihr Recht auf inklusive Beschulung. Im Erwachsenenalter leistete sie Widerstand gegen staatliches Unrecht und klagte die Rechte von behinderten Menschen im Allgemeinen und von behinderten Frauen im Besonderen ein. Mit ihrer Arbeit als Menschenrechtsaktivistin und Schriftstellerin trug sie maßgeblich dazu bei, dass die Stimmen von behinderten Menschen in der mexikanischen Gesellschaft zunehmend Gehör fanden. Ihr kommt das Verdienst zu, einen Prozess mit angestoßen zu haben, der zu mehr Gleichberechtigung oder besser: zu weniger Ausgrenzung führte. Unter dem Eindruck ihrer außergewöhnlichen Lebensgeschichte drängt sich die Frage auf:

„Woher nahm Gabriela Brimmer die Kraft, Widerstand zu leisten?“

Auf diese Frage gibt es sicherlich keine einfachen Antworten. Schließlich hätte sie sich mit der Situation abfinden können, ganz im Sinne des viel zu oft gehörten Satzes: „Ich kann doch sowieso nichts ändern!“. Stattdessen ist es ihr gelungen, eine „innere Kraft“ (Sari Brimmer zit. n. Gabriela Brimmer & Poniatowska 2009, S. 136) zu entwickeln, die sie in ihrem Kampf um des Menschen Rechte antrieb und widerstandsfähig werden ließ. Mithin stellt sich die schwierige Aufgabe, der Entstehung ihrer Widerstandskraft auf die Spur zu kommen. (Abb. 12)

Da Widerstand nicht im luftleeren Raum entsteht, sondern immer Widerstand gegen und für etwas ist, sind zunächst die ausgrenzenden Verhältnisse und die (negativen) Erfahrungen zu nennen, die Gabriela Brimmer bereits in ihrer frühen Kindheit machen musste. Die menschenunwürdige Sonderbehandlung und das Gefühl, einer totalen Institution ohnmächtig ausgeliefert zu sein, bilden allerdings nur den Ausgangspunkt ihres Widerstandes, erklären können sie ihn nicht. Hierfür ist es erforderlich, das familiäre Umfeld und ihre soziale Entwicklungssituation in den Blick zu nehmen. Entscheidend war sicherlich, dass ihr (früh-)kindlicher Widerstand gegen eine bedürfnisfeindliche Umgebung nicht autoritär gebrochen wurde. Im Gegenteil, die primären Bezugspersonen von Gabriela nahmen ihren Protest und ihre Anliegen ernst, bestärkten und unterstützen sie: Die Mutter, die sie von Baltimore nach Hause holte und sich energisch dafür einsetzte, dass sie eine allgemeine Schule besuchen konnte, der Vater, der sie stets dazu ermunterte, weiterzukämpfen und nicht zu vergessen, ihre zweite Mutter und Freundin Florencia Morales Sánchez, die sie tagein, tagaus begleitete. Gabriela machte die fundamentale Erfahrung, dass sie – trotz ihrer körperlichen Beeinträchtigung – positive Veränderungen herbeiführen kann. Sie erkannte die Sinnhaftigkeit widerständigen Handelns und der Widerstand selbst wurde zum Motor des Widerstandes. Dementsprechend heißt es in ihrer Autobiografie: „(…) Im Verlauf der Jahre habe ich durch meine eigene Erfahrung gelernt, dass man in der Gesellschaft und in seiner Familie nur als Rebellin etwas erreichen kann (…)“ (Gabriela Brimmer 2009, S. 57).

Auf dieser Basis entwickelte sie die feste Überzeugung, dass eine bessere und gerechtere Welt nicht nur wünschenswert, sondern auch möglich ist. Bestärkt wurde sie hierbei insbesondere von ihrem marxistischen Vater, dem sozialistisch gesinnten Luis del Toro, dem Befreiungstheologen Sergio Méndez Arceo und den zahlreichen kritischen Denker_innen und Revolutionär_innen, die ihr bei der Lektüre und in der Weltgeschichte begegneten. Darüber hinaus zog sie Kraft aus ihrem Glauben an eine jenseitige Macht sowie aus ihrer diesseitigen Lebensaufgabe: Dem solidarischen Kampf für die Rechte von behinderten Menschen, der ihrem Tun einen höheren Sinn verlieh.

Eine weitere wichtige Kraftquelle, die kaum überschätzt werden kann, war das Schreiben als literarischer und poetischer Ausdruck. Jedes Mal wenn sie von Unsicherheiten und Ängsten heimgesucht wurde, griff sie zu ihrer Schreibmaschine und unternahm den Versuch „(…) wieder ,normal‘ zu werden“ (Gabriela Brimmer 2009, S. 39).[27] Das Schreiben eröffnete ihr außerdem die Möglichkeit, Widerstand durch Wort und Schrift zu leisten und in das politische Geschehen einzugreifen.

Letztlich kann erst das komplexe Zusammenspiel aller genannten Faktoren eine zufriedenstellende Antwort auf die aufgeworfene Frage liefern. Gabriela Brimmer schöpfte nicht aus einer, sondern aus mehreren Quellen gleichzeitig Kraft für ihren Widerstand. Nur so lässt sich die eindrucksvolle Bereitschaft zum Kampf um des Menschen Rechte erklären, die sich in ihren Werken immer wieder Bahn bricht:

“Wenn du den Kampf aufnimmst und verlierst, dann ist es eine Ehre; aber wenn du ihn nicht aufnimmst oder verlierst, weil du zu faul oder unwillig bist, dann sinkst du jeden Tag ein bisschen tiefer” (Gabriela Brimmer 2009, S. 89).

Autor: Stefan Schuster, MA
Kontakt: stefan.schuster@buxus-stiftung.de

 

Anmerkungen

[1]    Dieser Artikel folgt dem Behinderungsverständnis der 2006 verabschiedeten UN-Behindertenrechtskonvention, in der es heißt, „(…) dass Behinderung aus der Wechselwirkung zwischen Menschen mit Beeinträchtigungen und einstellungs- und umweltbedingten Barrieren entsteht, die sie an der vollen und wirksamen Teilhabe (…) hindern (…)“ (Präambel UN-BRK). Menschen sind also nicht „an sich“ behindert, sondern werden behindert – im Sinne einer „Be-Hinderung“ (Feuser 1995, S. 132). Dementsprechend ist der Ausdruck „behinderte Menschen“ zu verstehen, der in diesem Artikel – aus Mangel an Alternativen – Verwendung findet.

[2]    Die nachfolgenden Ausführungen basieren in erster Linie auf der englischsprachigen Übersetzung ihrer Autobiografie („Gaby Brimmer: An Autobiography in Three Voices“), die von Gabriela Brimmer zusammen mit der mexikanischen Schriftstellerin und Journalistin Elena Poniatowska verfasst wurde. Sämtliche direkte Zitate, die sich im Fließtext finden, entstammen dieser Schrift und wurden vom Autor ins Deutsche übersetzt.

[3]    Insofern wirkte die Haltung der Mutter be-hindernd auf die Persönlichkeitsentwicklung der Tochter. Damit ist ein konkretes Beispiel für den Übergang von einer Beeinträchtigung zu einer Behinderung – im Sinne des Verständnisses der UN-Behindertenrechtskonvention (siehe Anmerkung 1) -genannt.

[4]    Diese Erkenntnis zeugt von dem weitverbreiteten und wirkmächtigen Vorurteil, dass Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung auch „geistig behindert“ seien (vgl. Schmuhl 2010, S. 14).

[5]    „Eine totale Institution läßt sich als Wohn- und Arbeitsstätte einer Vielzahl ähnlich gestellter Individuen definieren, die für längere Zeit von der übrigen Gesellschaft abgeschnitten sind und miteinander ein abgeschlossenes, formal reglementiertes Leben führen“ (Goffman 1973, S. 11).

[6]    Gemäß des Verständnisses der UN-Behindertenrechtskonvention (siehe Anmerkung 1) wäre eine „Be-Hinderung“ entstanden, wenn ihr der Zugang zu diesen Mitteln verwehrt worden wäre.

[7]    Siehe dazu Anmerkung 3.

[8]    Mit der UN-Behindertenrechtskonvention (2006) erkennen die Vertragsstaaten das Recht von Menschen mit Behinderung auf Bildung an und gewährleisten ein „inklusives Bildungssystem auf allen Ebenen“ (Art. 24 Abs. 1 UN-BRK). Zudem stellen die Vertragsstaaten sicher, dass „Menschen mit Behinderung nicht aufgrund von Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden (…)“ (ebd., Abs. 2 UN-BRK).

[9]    An dieser Stelle sei angemerkt, dass das Recht auf inklusive Beschulung bei weitem noch nicht eingelöst ist, obwohl Mexiko am 30. März 2007 die UN-Behindertenrechtskonvention unterschrieben hat. Die mexikanische Regierung hält weiterhin am Sondersystem fest (vgl. UN-Fachausschuss 2014, S. 8). Ebenso wie Deutschland, wo noch immer ein Großteil der behinderten Schüler_innen ausgrenzende Sonderschulen besucht (vgl. Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention 2019, S. 30ff.; UN-Fachausschuss 2015, S. 8).

[10]   Die nachfolgenden und skizzenhaften Ausführungen zur Mexikanischen Studierendenbewegung und den sich überschlagenden Ereignissen, die in diesem Rahmen nicht im Detail behandelt werden können, basieren insbesondere auf den Arbeiten von Carey (2005 & 2016) sowie Poniatowska (1991).

[11]   Die genauen Ursachen dieser Auseinandersetzungen liegen im Dunkeln (vgl. Carey 2005, S. 39).

[12]   „An diesem Ort ermordeten am 13. August 1521 die spanischen Invasoren unter der Führung von Hernán Cortés den letzten Herrscher des Aztekenreiches Cuauhtémoc“ (Karl 2014, S. 77).

[13]   Bezeichnend ist, dass in der Folge eine Debatte darüber entbrannte, wer für das Massaker verantwortlich sei und es sage und schreibe 50 Jahre dauerte, bis eine mexikanische Behörde (erstmals) anerkannte, dass das Massaker ein „staatliches Verbrechen“ war (vgl. Mexico News Daily 2018). Darüber hinaus ist anzumerken, dass bis heute niemand für die Verbrechen strafrechtlich belangt wurde (vgl. Huffschmid 2015, S. 196; The New York Times 2018).

[14]   Gemeint ist, das „Corpus Christi Massaker“ am 10. Juni 1971, das unter dem neuen Präsidenten Luis Echeverría Álvarez – der zu Zeiten des Massakers von Tlatelolco Innenminister gewesen ist – von einer paramilitärischen Einheit (genannt „Los Halcones“) verübt wurde. Die Halcones waren Spezialkräfte, die von der Lokalregierung zur Niederschlagung von Aufständen ausgebildet wurden – unter anderem auch an der internationalen Polizeiakademie in Washington (vgl. Karl 2014, S. 80).

[15]   In der Autobiografie heißt es: „Hier wird sie sicher sein, hier wird sie niemand verletzen. Die alten Menschen sind harmlos und es gibt eine Wache an der Tür (….)“ (Sari Brimmer zit. n. Brimmer & Poniatowska 2009, S. 120).

[16]   Hiermit klagte Gabriela Brimmer erneut ein Recht ein, das erst Jahrzehnte später mit der UN-Behindertenrechtskonvention völkerrechtlich fixiert wurde. Dort heißt es, dass „(…) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen die Möglichkeit haben, ihren Aufenthaltsort zu wählen und zu entscheiden, wo und mit wem sie leben, und nicht verpflichtet sind, in besonderen Wohnformen zu leben (…)“ (Art. 19 UN-BRK).

[17]   Der direkte Vergleich dieser Kernforderungen mit der UN-Behindertenrechtskonvention offenbart erstaunliche Überschneidungen. So gewährleistet Artikel 3 „(…) die volle und wirksame Teilhabe an der Gesellschaft und Einbeziehung in die Gesellschaft (…)“, Artikel 27 garantiert „(…) das Recht auf die Möglichkeit, den Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen, die in einem offenen, inklusiven und für Menschen mit Behinderungen zugänglichen Arbeitsmarkt und Arbeitsumfeld frei gewählt oder angenommen wird (…)“ und in Artikel 8 verpflichten sich die Vertragsstaaten „(…) sofortige, wirksame und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um (…) das Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen zu schärfen und die Achtung ihrer Rechte und ihrer Würde zu fördern (…)“.

[18]   Die „Krüppelgruppe“, die ausschließlich aus behinderten Menschen bestand, gab auch eine eigene „Krüppelzeitung“ heraus, die als das erste Sprachrohr der deutschen Behindertenbewegung anzusehen ist und deren bezeichnender Untertitel lautete: „Zeitung von Krüppel für Krüppel“. Der Begriff „Krüppel“ diente der Provokation und wurde dem diskriminierenden allgemeinen Sprachgebrauch „entwendet“ (vgl. Mürner & Sierck 2009, S. 9). Zur Historie des Begriffs „Krüppel“ siehe Schmuhl (2010, S. 11ff.).

[19]   Im Gegensatz zu Beate Klarsfeld, die den damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger 1968 aufgrund seiner Nazi-Vergangenheit ohrfeigte, wurde Franz Christoph für seine Tat nicht belangt. Bei Mürner & Sierck (2012) heißt es dazu: „Einerseits war Christoph froh, dass er wegen seiner Attacke nicht ins Gefängnis musste oder gar psychiatrisiert wurde, andererseits nahm er gerade die anscheinend großzügig unterlassene Verhaftung erneut als Beleg dafür, dass man Behinderte nicht ernst nehme“ (S. 97).

[20]   Dieses Verständnis hat sich auch in der UN-Behindertenrechtskonvention niedergeschlagen. Siehe dazu Anmerkung 1.

[21]   „Vereinigung für die Rechte von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen“.

[22]   „Mexikanische Konföderation der Körperbehinderten und Vertreter der geistig Behinderten“.

[23]   „Behinderte Menschen International“.

[24]   „Bürgerliche Verdientsmedaille“.

[25]   „Internationales Führungstreffen für Frauen mit Behinderung“.

[26]   Siehe dazu Artikel 6 der UN-Behindertenrechtskonvention „Frauen mit Behinderung“.

[27]   Aus sozialphilosophischer Perspektive lässt sich dieser Versuch als „partielle Aufhebung der (Selbst-)Entfremdung“ durch das Schreiben deuten. In einem ihrer Gedichte heißt es dazu:

„Aus all meiner Angst
Ziehe ich enorme Kraft,
Um weiterzuleben.“

(Gabriela Brimmer 2009, S. 50)

Ohne das Schreiben wäre ihr das wahrscheinlich nicht gelungen.

 

Literatur

Adorno, Theodor W. (2003): Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.

Antebi, Susan (2009): Carnal Inscribtions. Spanish American Narratives of Corporal Difference and Disability. New York: Palgrave Macmillan.

Bauer, Fritz (2018): Im Kampf um des Menschen Rechte. In: Foljanty, Lena; Johst, David (Hg.) Fritz Bauer. Kleine Schriften (1921-1961). Frankfurt, New York: Campus Verlag. S. 446-456.

Bloch, Avital (2009): Afterword. In: Gaby Brimmer: An Autobiography in Three Voices. University Press of New England. S. 167-188.

Brimmer, Gaby; Poniatowska, Elena (1979): Gaby Brimmer. México, D. F.; Barcelona, Buenos Aires: Editorial Grijalbo.

Brimmer, Gaby; Poniatowska, Elena (2009): Gaby Brimmer: An Autobiography in Three Voices. University Press of New England.

Carey, Elaine (2005): Plaza of Sacrifices. Gender, Power and Terror in 1968 Mexico. University of New Mexico Press.

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Coerver, Don; Pasztor, Suzanne & Buffington, Robert (2004): Mexico. An Encyclopedia of Contemporary Culture and History. Santa Barbara; Denver; Oxford: ABC-CLIO.

Fanon, Frantz (1969): Die Verdammten dieser Erde. Rowohlt Verlag.

Feuser, Georg (1995): Behinderte Kinder und Jugendliche. Zwischen Integration und Aussonderung. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Goffman, Erving (1973): Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.

Heumann, Judith; Pineda, Jorge (2009): Foreword. In: Gaby Brimmer: An Autobiography in Three Voices. University Press of New England. S. vi–x.

Huffschmid, Anne (2015): Risse im Raum. Erinnerung, Gewalt und städtisches Leben in Lateinamerika. Wiesbaden: Springer Verlag.

Karl, Sylvia (2014): Kampf um Rehumanisierung. Die Verschwundenen des Schmutzigen Krieges in Mexiko. Bielefeld: transcript Verlag.

Köbsell, Swantje (2006): Gegen Aussonderung – für Selbstvertretung. Zur Geschichte der Behindertenbewegung in Deutschland. [Abruf am 15.03.2019 unter: http://www.zedis-ev-hochschule-hh.de/files/bewegungsgeschichte_kobsell.pdf].

Köbsell, Swantje (2016): ›Besondere Körper‹ – Geschlecht und Körper im Diskurs der westdeutschen Behindertenbewegung der 1980er und 1990er Jahre. In: Lingelbach, Gabriele; Waldschmidt, Anne (Hg.): Kontinuitäten, Zäsuren, Brüche? Lebenslagen von Menschen mit Behinderungen in der deutschen Zeitgeschichte. Frankfurt am Main; New York: Campus Verlag. S. 239- 261.

Mexico News Daily (2018): 50 years after Tlatelolco massacre, plaques honoring president come down. [Abruf am 13.03.2018 unter: https://mexiconewsdaily.com/news/laques-honoring-president-are-coming-down/].

Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention (2019): Wer Inklusion will, sucht Wege. Zahn Jahre UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte. [Abruf am 20.03.2019 unter: https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/ANALYSE/Wer_Inklusion_will_sucht_Wege_Zehn_Jahre_UN_BRK_in_Deutschland.pdf].

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Mürner, Christian; Sierck, Udo (2012): Behinderung. Chronik eines Jahrhunderts. Weinheim; Basel: Beltz Juventa.

Ongaro Basaglia, Franca (1985): Gesundheit. Krankheit. Das Elend der Medizin. Frankfurt am Main: Fischer Verlag.

Poniatowska, Elena (1991): Massacre in Mexico. Columbia; Missouri: University of Missouri Press.

Poniatowska, Elena (2009): Introduction. In: Gaby Brimmer: An Autobiography in Three Voices. University Press of New England. S. 1-25.

Schmuhl, Hans-Walter (2010): Exklusion und Inklusion durch Sprache – Zur Geschichte des Begriffs Behinderung. Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft (IMEW): Selbstverlag.

Seligman, Martin E. (2016): Erlernte Hilflosigkeit. Weinheim: Beltz Verlag. 5. Aufl.

The New York Times (2018): 50 Years After a Student Massacre, Mexico Reflects on Democracy. [Abruf am 14.03.2019 unter: https://www.nytimes.com/2018/10/01/world/americas/mexico-tlatelolco-massacre.html].

Umansky, Lauri (2009): Introduction to the English-language edition. In: Gaby Brimmer: An Autobiography in Three Voices. University Press of New England. S. xi–xxix.

UN-Behindertenrechtskonvention (2010): Schattenübersetzung. Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Behindertenrechtskonvention. Netzwerk Artikel 3.

UN-Fachausschuss (2014): Concluding observations on the initial report of Mexico. [Abruf am 18.03.2019 unter: https://www.globaldisabilityrightsnow.org/sites/default/files/related-files/257/CRPD_Concluding_Observations_Mexico_English.pdf].

UN-Fachausschuss (2015): Abschließende Bemerkungen über den ersten Staatenbericht Deutschlands. [Abruf am 18.03.2019 unter: https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/user_upload/PDF-Dateien/UN-Dokumente/CRPD_Abschliessende_Bemerkungen_ueber_den_ersten_Staatenbericht_Deutschlands.pdf].

 

Abbildungen

Abb. 1: “Anschluss” Österreichs: Hiterles Wagenkolonne in Wien, März 1938: Bundesarchiv Bild 146-1972-028-14, Anschluss Österreich, CC BY-SA 3.0 DE.
Abb. 2: Florencia Morales Sanches, Freundin und Assistentin, Archivo Fotográfico Mariana Yampolsky Biblioteca Francisco Xavier Clavigero Universidad Iberoamericana Ciudad de México.
Abb. 3: Ernesto Che Guevara (gemeinfrei).
Abb. 4: Schreibmschine von Gabriela Brimmer, Archivo Fotográfico Mariana Yampolsky Biblioteca Francisco Xavier Clavigero Universidad Iberoamericana, Ciudad de México.
Abb. 5: Gabriela mit ihrer Freundin und der Fuß-Schreibmaschine, Archivo Fotográfico Mariana Yampolsky Biblioteca Francisco Xavier Clavigero Universidad Iberoamericana, Ciudad de México.
Abb. 6: Zentalbibliothek der UNAM, Alejandro, Biblioteca Central – UNAM, CC BY 2.0.
Abb. 7: Mexikanische Revolution 1910, . Decena_trágica.JPG: Osuna Defensa.jpg: RamosCasasola/Subido por User:Tatehuari el 29 de Diciembre de 2006 Insurrectos_&_their_women,_Mexico_(LOC).jpg: The Library of Congress Niño_Soldado.jpg: Subido por User:Tatehuari el 21 de Diciembre de 2006 Juarez,_Adobe_house_riddled_(LOC).jpg: The Library of Congress derivative work: r@ge (talk), Collage revolución mexicana, CC BY-SA 3.0.
Abb. 8: Panzer auf dem Zócalo in Mexiko-Stadt, 28. August 1968 (gemeinfrei).
Abb. 9: Luftaufnahme von der Demonstration am 27. August 1968 (gemeinfrei).
Abb. 10: Mexikanische Armeetruppen in Tlatelolco, Héctor Gallardo, Movimiento estudiantil 68 50, CC BY-SA 4.0.
Abb. 11: Eleana Poniatowska, Schriftstellerin und Autobiographin von Gabriela Brimmer.
Abb. 12: Familienfoto, Archivo Fotográfico Mariana Yampolsky Biblioteca Francisco Xavier Clavigero Universidad Iberoamericana Ciudad de México.

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