Ein|Ausblicke 01/2024

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02.02.2024

Gleich in der ersten Woche des neuen Jahres 2024 stand für uns eine große Veränderung an; ein neues Logo. Darüber hinaus haben wir uns an den Protesten gegen Rechts beteiligt und konnten zwei spannende Veranstaltungen umsetzen.

Neues Logo für das Fritz Bauer Forum

Das neue Logo des Fritz Bauer Forums von Uwe Siemens © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

Seit Jahresbeginn hat sich das Erscheinungsbild des Fritz Bauer Forums deutlich verändert. Das alte Logo wich einem neuen, dynamischen Ansatz, welcher das Fritz Bauer Forum von der BUXUS STIFTUNG grafisch abhebt. Dieses neue Logo, entworfen vom Bochumer Künstler Uwe Siemens, brachte nicht nur eine neue Farbpalette mit sich, sondern auch neue Gestaltungsmöglichkeiten für unsere Webseiten, Flyer und natürlich auch für das sich aktuell noch im Bau befindende Fritz Bauer Forum.

Warum wir uns dazu entschieden haben und was sich dadurch ändert, ist hier nachzulesen.

Vortrag und Diskussion: Moshe Zimmermann „Solidarität und Staatsräson“

Die schwerwiegenden Ereignisse in Israel und Palästina gehen uns weiter nach und wir setzen uns damit sehr auseinander. Während die israelische Regierung entgegen internationalen Drucks der USA und auch aus der Europäischen Union weiter eine Zwei-Staaten-Regelung ablehnt, haben wir einen ihrer größten Befürworter nach Bochum eingeladen: Prof. Dr. Moshe Zimmermann. Der Historiker konnte zwar leider wegen der aktuellen Lage, anders als ursprünglich geplant, nicht persönlich nach Bochum kommen. Zugeschaltet per Video hielt er jedoch im Bochumer Justizzentrum einen Vortrag, in dem er nicht nur auf die jüngsten Entwicklungen in Israel einging, sondern diese auch in historische Entwicklungen einordnete und die akuten Probleme des israelischen Staates umriss.

Prof. Dr. Moshe Zimmermann auf einem Bildschirm im Bochumer Justizzentrum © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG Foto: Richard Lensit

Den gesamten Vortrag ist hier auf unserem YouTube Kanal abrufbar.

In der anschließenden Diskussion konnten Menschen aus dem Publikum Moshe Zimmermann Fragen zu Israel, dem Konflikt und dessen Lösungsmöglichkeiten stellen. Die Fragen  befassten sich besonders mit der aktuellen Haltung und Wahrnehmung in der israelischen Bevölkerung. Zimmermann sprach sich hier erneut gegen den Krieg aus und mahnte zu einer Lösung des Konfliktes durch Kommunikation. Ein Vorbild hierfür könnten die historischen Entwicklungen in Europa und die relative Friedlichkeit des Kontinents seit dem Zweiten Weltkrieg sein, auch wenn für ihn klar ist „Der Nahe Osten ist nicht Mitteleuropa“. Auch wenn die Israelis, so Zimmermann, immer noch am 7. Oktober lebe, mit all dem Schmerz, dem Leid und auch der Wut, sei es notwendig aus dem Kreislauf der Gewalt auszubrechen. Ein Akteur hätte an dieser Stelle die breite Zivilgesellschaft sein können, die noch vor wenigen Monaten auf den Straßen israelischer Städte präsent war. Eine Bewegung, die aber seit dem 7. Oktober schrumpft, da ein bedeutender Teil dieser Gruppe Reservist*innen sei, die nun in Kasernen auf einen möglichen Einsatz warten und daher nicht an Demonstrationen teilnehmen können. Eine Situation wie in einer griechischen Tragödie, so summiert Zimmermann die aktuelle Lage in Israel. Eine Situation ohne Ausweg? Nein, aber es bedarf Druck und Hilfe von außen. Die israelische Regierung ist, so Zimmermann, aktuell nicht in der Lage den Konflikt zu lösen und Benjamin Netanjahu scheint auch nicht an einer Lösung gelegen zu sein. Israel brauche die internationale Gemeinschaft jetzt mehr denn je, um einen Ausweg zu finden, der das gegenseitige Töten beendet, die Kommunikation ermöglicht und die Wunden heilen lässt – eine Lösung die zwei Staaten beinhaltet.

Die Veranstaltung fand gemeinsam mit dem Justizzentrum Bochum und der Evangelischen Stadtakademie Bochum statt.

19. Januar Proteste gegen die AfD in Bochum

Die Unterzeichner*innen des Demonstrationsaufrufes für den 19. Januar 2024 | © Antifaschistische Linke Bochum

Die Pläne für die Deportation von Millionen von Menschen aus Deutschland, die bei einem Treffen von AfD-Politiker*innen und bekannten Neonazis geschmiedet wurden, waren für viele Menschen in Deutschland ein Dammbruch. Die darauffolgenden Demonstrationen brachten, auch in Bochum, tausende Menschen auf die Straßen. Dass allein hier zwischen 13.000 und 15.000 Menschen ganz unterschiedlicher sozialer Herkunft ein deutliches Zeichen gegen die AfD setzten, macht Mut.

Die bei dem Treffen im November 2023 getätigten Äußerungen, die Planung von Deportationen und das Aberkennen von Staatsbürgerschaften, lassen die dahinter stehende Ideologie klar erkennen. Die Rechtsextremen, welche diese Pläne laut äußern, wollen eine weitreichende Veränderung der deutschen Gesellschaft. Mag es zunächst so scheinen, als ginge es dabei nur um Migration und Geflüchtete, so wird doch immer deutlicher, dass es den rechtsextremen Akteur*innen eben nicht nur um „bestimmte“ Gruppen geht. Je mächtiger die AfD wird, umso deutlicher wird sie auch gegen ihre Widersacher*innen (jeglicher Hautfarbe, jeglichen Geschlechts, jeglicher Sexualität etc.) vorgehen – und Feinde der AfD sind alle, die sich für Menschenrechte und Demokratie einsetzen. Es geht also um uns ALLE, die wir für ein friedliches, respektvolles Zusammenleben und für eine progressive Welt einstehen. Jetzt ist der Zeitpunkt, sich klar gegen Rassismus und Rechtsextremismus zu positionieren und hinter denen zu stehen, die schon unmittelbar rassistischen Anfeindungen (nicht nur durch die AfD) ausgesetzt sind.

Wir sind dankbar dafür, dass in Bochum so viele unterschiedliche Menschen aus politischen Gruppen und Parteien, Sportvereinen, Gewerkschaften und sozialen Einrichtungen eine klare Haltung gegenüber Rechtsextremismus zeigen! Es sind aber eben, und dies könnte eine neue Qualität der Demonstrationen sein, nicht nur all jene auf die Straße gegangen, die schon in Gruppen organisiert sind, seit Jahren politische Arbeit leisten oder sich schon lange für gesellschaftliche Themen einsetzen. Sondern Menschen, die vielleicht noch nie an einer Demonstration teilgenommen haben, junge Eltern mit ihren Kindern, Paare mit ihrem Hund, die Kassiererin aus dem Supermarkt, die ältere Frau vom Ende der Straße – die Mitte der Gesellschaft.

Für uns ist an dieser Stelle klar, wir müssen noch mehr tun, zusammen. Nicht nur, weil allein der Begriff Deportation an das wohl schlimmste und dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte erinnert. Sondern auch, weil wir jetzt zeigen können, was wir als Gesellschaft, als Historiker*innen und auch als Aktivist*innen daraus gelernt haben. „Nie wieder ist Jetzt!“, so heißt es an vielen Stellen, in der Presse und in Sozialen Medien momentan und das zurecht – aber was muss dieses „Nie wieder!“ einschließen? Welche Möglichkeiten haben Politik und Gesellschaft, um sich gegen die AfD zu wehren? Dies wurde bereits in der Vergangenheit diskutiert. Und die Debatte um ein Verbot der AfD ist mit Sicherheit gut und wichtig, genauso wie es gut und wichtig ist, dass die Hürden für ein solches Verfahren so hoch sind.

Die Unterzeichner*innen des Demonstrationsaufrufes für den 19. Januar 2024 | © Antifaschistische Linke Bochum

Müsste es nicht aber, wenn auch etwas provokant formuliert, heißen: „Nie wieder war gestern!“? Damit stellen wir den Schwur von Buchenwald in seiner Bedeutung nicht in Frage, sondern würden hervorheben: Eine rechtsextreme Partei wird in Deutschland immer stärker und dies trotz unserer Erinnerungskultur. Schließlich meinte das „Nie wieder!“ nicht,  jährlich Gedenkveranstaltungen zu besuchen und Lippenbekenntnisse zu leisten, während ansonsten im ganzen Jahr kein weiterer Gedanke diesem  Thema gilt. Genau so wenig wie es meinte, an die Täter*innen und ihre Taten zu erinnern, während man die Kraft und den Mut der Überlebenden ausblendet, indem man sie immer bloß als Opfer kategorisiert. Überleben heißt schließlich widerstehen!

„Nie wieder!“ war und ist eine tägliche Mahnung der Überlebenden, egal ob im Alltag, während der Freizeit oder am Wahltag. Eine Mahnung, nicht bloß betroffen zu sein, sondern zu handeln. Hierfür gibt es viele Möglichkeiten, sei es in den demokratischen Parteien und Gewerkschaften, bei den „Omas gegen Rechts“, im Fußballverein, der sich gegen Rassismus auf und neben dem Platz engagiert, im Bochumer Bündnis gegen Rechts, bei den lokalen Antifa-Gruppen usw. usf. Indem wir das Gespräch untereinander suchen, herausfinden, was wir verbessern können, uns aktiv gegen Menschenverachtung aussprechen und unseren eigenen Kompass nicht verlieren, können wir dem „Nie wieder!“ der Überlebenden gerecht werden.

Vortrag und Diskussion: „Atomwaffen sind verboten – hilft uns das?“

Prof. Dr. Hans-Joachim Heintze in der Fritz Bauer Bibliothek © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

Die IPPNW Bochum (International Physicians for the Prevention of Nuclear War) veranstaltete Ende Januar einen Diskussionsabend zum Thema „Atomwaffen sind verboten – hilft uns das?“ in den Räumen unserer Fritz Bauer Bibliothek.

An der Diskussion nahmen Max Lucks, MdB (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Hans-Joachim Heintze (Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der RUB) und Dr. med. Ingrid Farzin (Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs IPPNW Bochum) teil. Moderiert wurde der Abend von Rita Bernhard-Otto, Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, IPPNW Bochum.

Nach Impulsvorträgen der Referenten fand eine vielfältige Diskussion und Austausch mit dem Publikum statt. Vor allem die Themen Atomwaffenverbotsvertrag, dessen Inkrafttreten sich zum 3. Mal jährte, und die „Doomsday-Clock“, die 90 Sekunden vor 12 steht, sowie das Völkerrecht im Kriegsfall, waren Schwerpunkte in der Diskussion.

Neujahrsempfang des Friedensplenums Bochum: Dr. Irmtrud Wojak über „Erinnern ist Widerstand“

Beim gut besuchten Neujahrsempfang des Friedensplenums, der traditionell mit einem Rückschau auf die soziale Bewegung in Bochum im letzten Jahr einhergeht, wies Irmtrud Wojak erneut auf die Bedeutung des Erinnerns als Teil des Kampfes für die Menschenrechte hin.

Dem FRITZ BAUER FORUM ist dieser Ansatzpunkt als Ergänzung des kollektiven Negativgedächtnisses wichtig. Dieses hat sich zwar eingebürgert und ist als “Verbrechen erinnern” auch ein wichtiger Teil der bundesrepublikanischen Erfolgsgeschichte. Ebenso bedarf es aber eines positiven Gedächtnisses, um den Menschen Mut zu machen und Risktaker in ihrem aktuellen Handeln für die Menschenrechte zu bestärken.

Die Rede von Irmtrud Wojak ist hier auf unsere Webseite  nachzulesen.

Gedenkveranstaltung zum 27. Januar in der Bochumer Synagoge: Mit Felix Lipski und Dr. Irmtrud Wojak

Die Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde Bochum erinnerte am 79. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz auch dieses Jahr an die von den Nationalsozialsten ermordeten jüdischen Bürgerinnen und Bürger Bochums und Wattenscheids, indem vier Schülerinnen ihre Namen vorlasen.

Danach erinnerte Felix Lipski an die Bedeutung dieses Gedenktages gerade in der aktuellen Situation, das heißt vor dem Hintergrund des Krieges in Isarel/Palästina und dem extrem angestiegenen Antisemitismus in Deutschland. Über den aktuellen Antisemitismus sprach anschließend Irmtrud Wojak, die vor Vereinfachungen und einer politischen Instrumentalisierung des Antisemitismus durch Rechtsextreme warnte. Die reden wurden für die Veranstaltung ins Russische übersetzt.

Der Beitrag von Irmtrud Wojak kann hier nachgelesen werden.

 

Kommende Veranstaltungen

07. Februar, 16.00 – 17.30 Uhr: Mittwochsgespräche. Weitere Infos hier.

08. Februar, 18.00 – 20.00 Uhr: Reinhold Spratte | Maßnahmen gegen die Gewalt. Weitere Infos hier.

16. Februar, 18.00 – 19.30 Uhr: Rahab Njeri | Die Unsichtbarkeit schwarzer Frauen im Aktivismus. Weitere Infos hier.

29. Februar, 18.00 – 19.30 Uhr: Julia Machtenberg | Workshop zu Audre Lorde. Weitere Infos hier.

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